Sundern. Große Hochzeitsfeiern sind erlaubt, aber wie lange noch? Eine Hochzeitsplanerin erzählt von ihren Eindrücken und dem Bangen der Paare.

Auf die große Enttäuschung folgte für viele Paare in diesem Jahr die Erleichterung: Große Hochzeitsfeiern mit bis zu 150 Gästen wurden wieder erlaubt. „95 Prozent der Paare, die ich betreue, haben im Frühjahr direkt die Reißleine gezogen und ihre Hochzeit verschoben“, sagt Julia Keggenhoff aus Sundern von der Agentur Traumhochzeit Sauerland. Inzwischen haben viele wieder für den Herbst und Winter geplant und Hoffnung geschöpft, dass die Wunschheirat doch noch in diesem Jahr stattfinden darf. „Die bangen aber jetzt, haben Angst, dass doch noch was dazwischen kommt“, weiß Keggenhoff.

Denn wegen der Vielzahl an Corona-Neuinfektionen regt Gesundheitsminister Jens Spahn an, wieder strengere Regeln für private Feiern festzulegen. „Das ist jetzt ein reines Abwarten, wir planen alles weiter, aber niemand weiß, was passiert“, sagt die Hochzeitsplanerin. Für die Paare sei das im schlimmsten Fall eine „Super-Enttäuschung, vor allem für die Bräute. Meine Kunden gehen zwar relativ locker und gut damit um, aber bei einer verschobenen Hochzeit geht es häufig nicht nur um die Enttäuschung wegen des ausgefallenen Festes. Dabei geht es auch um Kinderplanung, Hausbau – Dinge, die Paare gerne festlegen und den Wunsch haben, dass das in einer bestimmten Reihenfolge abläuft. Hinzu kommt die Sorge: Passe ich nächstes Jahr überhaupt noch in mein Brautkleid?“

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„Viele Gäste sagen von vorneherein ab“

Die Gästeliste zu verkleinern, sei für die wenigsten eine Option, weiß Keggenhoff. „Den Tag will man mit seinen Herzensmenschen verbringen.“ In Corona-Zeiten sei das aber trotz der aktuellen Lockerungen gar nicht so einfach: „Es sagen viel mehr Gäste von vorneherein ab – wegen Corona. Da ist vielleicht die ältere Tante oder die Oma bei, aber auch Arbeitskollegen, die das Risiko nicht eingehen wollen. Damit muss man rechnen und den Gästen die freie Wahl geben.“

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Und die Bedenken seitens der Regierung seien nicht haltlos: „Ich war am Wochenende noch auf einer großen Hochzeitsfeier, da läuft alles sehr unbeschwert. Man merkt bei solchen Feiern nichts von Zurückhaltung – besonders nicht, wenn Alkohol fließt“, erzählt Keggenhoff. „Ich habe dort keinen Gast mit Mundschutz gesehen.“

Paare geben die Verantwortung gerne ab

Was die Einhaltung der Hygieneregelungen angeht, „geben die Paare das gerne an die Location ab. In einem Hotel wird vermutlich auch strenger darauf geachtet, wer aber in einer reinen Mietlocation mit externem Personal feiert, da gibt es eigentlich keine Kontrollen. Jedenfalls habe ich das noch nicht gesehen.“ Was genau beachtet werden muss, sei für alle „gerade etwas schwammig“. „Man muss stets in Kommunikation mit den Dienstleistern und auf dem neuesten Stand bleiben. Reden, reden, reden, das ist wichtig. Und auf sein Bauchgefühl hören: Kann ich das verantworten?“