Hagen. Ungewöhnliches Bild am Dortmunder Phoenixsee: Das SEK kam mit einem Panzerfahrzeug. Im Visier: ein mutmaßliches Clan-Mitglied aus Hagen.

Wegen des Verdachts auf gewerbsmäßigen Betrug und Geldwäsche haben Sondereinsatzkommandos am Mittwoch insgesamt 19 Objekte - vornehmlich Privatwohnungen - in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz durchsucht.

Ins Visier der Ermittler ist ein 36 Jahre alter Händler von Luxusfahrzeugen aus Hagen gerückt. Er soll Kontakte zu einem Clan haben, dem kriminelle Geschäfte - unter anderem im Ruhrgebiet - nachgesagt werden. In sozialen Netzwerken verweist der Mann auf prominente Kunden aus der Musik- und Sportwelt.

Auch Wohnhaus am Dortmunder Phoenixsee durchsucht

Nach Informationen dieser Zeitung benutzten Beamte eines Sondereinsatzkommandos (SEK) gegen 6 Uhr am Mittwochmorgen ein Panzer-Fahrzeug, um die Eingangstür zum Haus eines mutmaßlichen Clan-Mitglieds am Dortmunder Phoenixsee aufzubrechen.

Andere Beamte sollen in Hagen unter anderem eine Leiter benutzt haben, um durch ein Fenster in die Wohnung des 36-jährigen Hauptverdächtigen einzudringen. Die Ermittler stellten bei den landesweiten Durchsuchungen unter anderem Edel-Karossen, Motorräder und Datenträger sicher.

Zum Sylt Dortmunds aufgestiegen

Das Wohngebiet am Phoenixsee ist zum Sylt Dortmunds aufgestiegen. Die Stadtplaner bejubeln ihr Leuchtturmprojekt im Stadtteil Hörde als Beispiel eines gelungenen Strukturwandels: Auf einem ehemaligen Stahlwerksareal entstanden Wohn- und Geschäftshäuser mit Blick auf den künstlich angelegten See. Die Immobilienpreise schnellten in die Höhe.

Günstiger Wohnraum ist seitdem in dem einstigen Arbeiter-Viertel knapp geworden. Wie Kritiker bemängeln, haben „Neureiche“ ihre (Luxus-)Zelte aufgeschlagen. Dort, wo zumindest in der Anfangszeit auch Spieler eines ortsansässigen Fußball-Bundesligisten Anwesen bewohnten, fuhr am Mittwoch das Sondereinsatzkommando der Polizei am Haus eines mutmaßlichen Clan-Mitglieds mit schwerem Gerät vor.

Keine Festnahmen

Nach Angaben des Sprechers der Hagener Staatsanwaltschaft, Gerhard Pauli, gab es bei den Durchsuchungen keine Festnahmen: „Es ging einzig um die Sicherstellung von Fahrzeugen und Beweismitteln.“

Dem Hauptverdächtigen werde vorgeworfen, bei der Kreditvermittlung durch falsche Angaben Geld erschlichen zu haben, um hochwertige Fahrzeuge kaufen zu können – „zum Nachteil von Banken“. Und Pauli weiter: „Wir reden von einem Millionenschaden.“

Mögliche Verbindungen ins Clan-Milieu

Der Oberstaatsanwalt bestätigte, dass es bei den vom Kommissariat für Organisierte Kriminalität der Hagener Polizei geführten Ermittlungen auch um Verbindungen ins Clan-Milieu gehe. Die 19 durchsuchten Objekte verteilten sich auf Dortmund, Hagen, Bochum, Werl, Düsseldorf, Soest, Solingen, Castrop-Rauxel und Saarburg (Rheinland-Pfalz). In einer Shisha-Bar, so ein Verdacht, soll Geld gewaschen worden sein.

In sozialen Netzwerken ist der Auto-Händler aus Hagen wiederholt mit Größen aus der Rapper-Szene zu sehen. Vor Jahren bedankte sich der Rapper Farid Bang bei seinem „Bruder“ für das „Bangermobil“. Bang sorgte zuletzt für Schlagzeilen, weil ein Anti-Corona-Video der Stadt Düsseldorf mit ihm nach Protesten gelöscht wurde.