Schmallenberg. Chöre und Musikvereine dürfen kaum proben, nicht auftreten und verlieren ihre Einnahmen. Das Land NRW will mit einem neuen Programm helfen.
Ein Sonderhilfsprogramm in Höhe von 500.000 Euro legt die NRW-Landesregierung für die Laienmusikszene auf. Das gab Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen gestern Nachmittag in Schmallenberg bekannt. Die Ministerin besuchte das Musikbildungszentrum Südwestfalen in Bad Fredeburg und anschließend die Eröffnung des Festivals Spiritueller Sommer in Schmallenberg.
„Unser Job ist es, einen Weg zu finden, der Vereine und kleine Ensembles vor der Zeit beschützt. Es geht darum, Strukturen in den verschiedenen Kulturbereichen zu erhalten. 500.000 Euro sind ein Anfang, wir müssen mal sehen, wie es mit den Bedarfen ist. Wir probieren das jetzt einfach mal“, sagte die Ministerin bei ihrem Besuch im Hochsauerland. Mit dem Sonderhilfsprogramm will die Landesregierung auf die schwierige Situation reagieren, in die das Coronavirus Laienchöre und Musikvereine bringt. Ausgefallene Konzerte und Feste haben Einnahmeverluste zur Folge, der Probenbetrieb musste wochenlang ausfallen und kann jetzt nur unter Schwierigkeiten wieder aufgenommen werden.
Strukturen sollen erhalten bleiben
Bei dem Hilfsprogramm hat sich das Ministerium unter anderem von den beiden Dachverbänden beraten lassen, dem Chorverband NRW und dem Volksmusikerbund NRW. Demnach können Chöre 400 Euro erhalten, Musikvereine 800 Euro und größere Oratorienchöre bis zu 2500 Euro. Die Dachverbände weisen die Fördermittel zu und entscheiden je nach Antrag, ob der Chor die Pauschale als Einzelfall oder für den gesamten von Corona betroffenen Zeitraum erhält, zum Beispiel, um das Chorleitergehalt weiter zu finanzieren.
„Wie wollen mit unserem Programm daran mitwirken, dass diese für die Gesellschaft so wichtige Struktur die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie übersteht und das gemeinsame Musizieren in allen Genres und Altersgruppen konstanter Teil des kulturellen Lebens in NRW bleibt“, sagte Ministerin Pfeiffer-Poensgen.
In NRW sind in diesen beiden Verbänden rund 161.5000 Sänger und Instrumentalisten aktiv. In Südwestfalen singen besonders viele Bürger im Chor oder spielen ein Instrument im Musikverein. Dazu kommen Laienmusiker in kirchlich und privat organisierten Orchestern, Chören und Bands. Während sich die Chorszene wegen des Rückgangs der Männerchöre derzeit stark verändert, kennen die Musikvereine keine Nachwuchssorgen. Von den 50.000 Musikern in rund 1000 Vereinen des Volksmusikerbundes NRW sind etwa 60 Prozent 27 Jahre oder jünger.
HSK-Landrat Dr. Karl Schneider weiß um die Bedeutung für die Region: „Wir als ländlicher Raum investieren sehr viel in Kunst, Kultur und Musik, und das zahlt sich auch aus. Wenn wir wollen, dass die Menschen hierbleiben, dann müssen wir mehr bieten als Arbeiten und Wohnen.“ Ein Angebot ist dabei das Musikbildungszentrum in Schmallenberg. Zu recht ist Bürgermeister Bernhard Halbe stolz: „„Mit dem Musikbildungszentrum als Haus für die Laienmusik waren wir mutig, und das ist belohnt worden. Die hohe Qualität, die wir im Musikbildungszentrum bieten, zahlt sich aus. Das Haus wird hervorragend angenommen. Wenn Qualität da ist, erzeugt die wieder Qualität.“
Ehrenamtliches Engagement
Weiterhin hilft das Land NRW Vereinen, die durch Corona in finanzielle Not geraten sind, mit dem Programm „Heimat 2020“. Darüber können Ehrenamtliche bis zu 15.000 Euro Zuschuss erhalten.
„Am Schlimmsten wäre, wenn die Vereine pleite gehen. Umso wichtiger ist es, dass ehrenamtliche Strukturen überleben können. Das wollen wir unterstützen“, so Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Kulturministerium.