Sundern. Das Stand-up-Paddling (SUP) ist die Trendsportart des Sommers. Ein Selbstversuch auf dem Sorpesee: Die Suche nach der Idealposition.
Heidewitzka, Herr Kapitän! Gut drei Meter lang ist das Brett, auf dem ich stehend und mit einem Paddel in der Hand über den Sorpesee gleiten soll. Noch lehnt das „Board“ an der Verleih-Station des Surf- und Wassersportcenters Mr. Move am Strandbad Langscheid.
Stand-up-Paddling (SUP), so sagt es die „German Stand Up Paddle Association“ in aller Bescheidenheit in eigener Sache, ist die „am schnellsten wachsende Wassersportart der Welt“. Ohne Superlativ: die Trendsportart auf Flüssen und Seen, wie man in diesem Sommer sieht.
„Weil es einfach zu lernen und relativ stressfrei umzusetzen ist“, hatte mir „Mr. Move“ Mirko Berghoff zuvor am Telefon Mut zugesprochen. Na denn, Leinen los für einen Selbstversuch.
Heute ohne Neoprenanzug
Es ist Kaiserwetter für einen Steh-Paddler an diesem Tag: kaum Wind an der Sorpe, der die anfangs ohnehin wackelige Angelegenheit zu einem Himmelfahrtskommando werden lassen könnte; und Sonnenschein: „Du brauchst keinen Neopren-Anzug anzuziehen“, sagt Franca Krull von Mr. Move, ausgebildeter „SUP-Instructor“, „darin würdest Du heute eingehen.“ Man duzt sich in der Surfer-Szene. Und man geht „suppen“, so lerne ich, wenn man stand-up paddelt.
Das Board unter dem Arm
Die 18 Jahre alte Wassersport-Assistentin holt das Board hervor, das sie zuvor zusammen mit einem Paddel aus einem großen Rucksack genommen und aufgepumpt hat. Ich nehme es unter den Arm und trage es wie einst „Baywatch“ David Hasselhoff bei den Rettungsschwimmern von Malibu direkt zum Ufer.
Dort erklärt mir meine Lehrerin, wie ich mich – im besten Fall – auf dem Brett verhalten soll. „Eine ausführliche Einführung, oder besser: einen zweieinhalbstündigen Einsteigerkurs kann ich jedem dringend empfehlen“, sagt sie, „es ist ganz wichtig, von Anfang an die richtigen Techniken zu lernen.“
Sicherheitsleine am Oberschenkel befestigt
Jetzt stehe ich, wie gewünscht, knietief im Wasser und befestige die Sicherheitsleine („Safety-Leach“) an meinem rechten Oberschenkel. Schließlich soll mir mein Board bei meinen ersten Stehversuchen nicht flöten gehen.
Ich lege mich mit dem Bauch auf das leicht genoppte Brett, das höhenverstellbare Paddel vor mir, und kraule mich mit den Händen ein Stück voran. In der Ferne sehe ich die „MS Sorpesee“ und erinnere mich an Franca Krulls Worte: „Schiffe und Boote haben immer Vorfahrt.“
Das Paddel als Balancierstab
Jetzt soll ich mich hinknien und merke die von dem Personenschiff ausgelösten leichten Wellenbewegungen. Immer schön Haltung bewahren. Die Königsdisziplin steht aber noch an.
„Versuch Dich mal hinzustellen“, ruft meine Trainerin. Gut Ding will Weile haben: Das querliegende Paddel in meinen Händen ist mein Balancierstab, als ich erst das linke Bein, dann das rechte Bein und schließlich den ganzen Körper wie ein Gewichtheber seine Hantelstange nach oben wuppe – aber bloß nicht mit zu viel Schwung.
Die Suche nach der Idealposition
Hurra, ich stehe und habe doch Mühe, die Idealposition zu finden: „Stell Dich schulterbreit in die Mitte des Boards, die Füße links und rechts vom Griff, die Beine leicht gebeugt“, ruft Franca Krull. Körperspannung ist alles, wenn das so einfach wäre.
Ja, ja, das Gleichgewicht. Ich torkele völlig nüchtern am helllichten Tag, wippe mit den Füßen nach vorne, als wollte ich über das Wasser gehen und platsche den Gesetzen der Schwerkraft folgend ins Wasser. In diesem Moment weiß ich, warum mir Franca Krull zuvor ein hautenges, angeblich schnell trocknendes Surfer-Shirt gereicht hatte.
Auf allen vieren hoch hangeln
Das fängt ja gut an. Doch die schwierigste Übung folgt erst noch: Ich muss wieder aufs wackelige Brett. Auf allen vieren hangele ich mich irgendwie hoch aus dem Wasser, bis ich wieder auf dem Bauch liege.
Es geht von vorne los mit dem Knien und dem Aufrichten des Körpers. Von Versuch zu Versuch klappt es besser, das Paddel ziehe ich jeweils drei bis fünf Mal auf beiden Seiten von vorne nach hinten, um einigermaßen gerade voranzukommen.
Zufriedene Trainerin
Es ist ein Herantasten, bis ich einigermaßen sicher auf dem Brett stehe. Mehr und mehr habe ich den Dreh raus, schaffe es sogar, mit senkrecht stehendem Paddel das Board tatsächlich zu drehen.
Ein großer Spaß, wie auch meine zufriedene Trainerin bestätigt: „Das Suppen ist so vielseitig. Man kann am besten in Gruppen auf Flüssen und Seen fahren, Stadttouren machen oder Wellen bezwingen. Und es ist bestes Training für den Körper.“
Hintergrund:
Trendsportart hatte ihren Ursprung auf Hawaii
Im 20. Jahrhundert nutzten Surflehrer auf Hawaii das Stehpaddeln, um mit ihren Surf-Boards schneller vom Ufer zu den wellenbrechenden Riffen und zurück zu gelangen.
Das Surf- und Wassersportcenter Mr. Move Windsurfing Sorpesee vermietet Stand-up-Paddling-Boards und bietet Kurse an. Kontakt: 02393-240725 oder www.windsurfing.mr-move.de