Olpe. Wegen des Coronavirus sind die gewohnten Ferien unmöglich. Also: Zu Hause bleiben und mal zum See fahren. Aber wie sicher und wie voll ist es da?

Ach, schönes Mallorca. Oliver Menke spannt den gelben Sonnenschirm auf, damit seine Freundin nicht in der prallen Mittagshitze liegen muss. Mallorca, da wären sie jetzt, genauer in Peguera im Südwesten. Doch das Coronavirus hat diesen Plan durchkreuzt. „Natürlich haben wir uns auf den Urlaub gefreut. Aber das ist jetzt keine Bestrafung hier“, sagt Menke und blickt über die Badestelle an der Talsperre. Bigge statt Malle? Kein Ding? Wie ist dieser Daheim-Sommer, nachdem die letzte Schulstunde vor den Ferien absolviert ist?

Mal fragen. Vielleicht hier bei der Familie Dorn aus Meinerzhagen. Sie sitzen zusammen auf einem großen Tuch, das Wasser in Wurfweite. Jetzt, genau jetzt säßen sie im Auto auf dem Weg nach Bibione nahe Venedig. Da waren sie schon zweimal. Schön, sagen sie. Und hier? Strandersatz? Fernwehlinderungspflästerchen? Herr Dorn neigt nicht zum Superlativ. „Is‘ nicht schlecht hier“, sagt er. Das Wasser sei sauber, zumindest weiter vom Ufer weg. Sie spielen Karten. Herr Dorn kommt raus.

Baden am Bigge-See: 2000 Gäste am Sonderner Kopf erlaubt

Darum geht es auch den Fahrenkrogs. „Ich will einfach mal rauskommen, was anderes sehen, nachdem wir wochenlang mit Homeschooling beschäftigt waren“, sagt Mama Katja. Der Urlaub in Grömitz an der Ostsee mit den beiden Kindern ist gebucht und bisher gibt es keinen Anlass zu fürchten, dass er ausfallen könnte. „Aber wenn das Virus jetzt wieder um sich greift...“, sagt Papa Jürgen, ohne des Satz zu Ende zu sprechen.

Das Strandbad Sonderner Kopf am Bigge-See ist bei gutem etter gut besucht. Die Freunde Alois, Paul, Michi und David (v.l.) haben Spaß.
Das Strandbad Sonderner Kopf am Bigge-See ist bei gutem etter gut besucht. Die Freunde Alois, Paul, Michi und David (v.l.) haben Spaß. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Rund 2000 Menschen dürfen auf das Bade-Areal – jeweils nur mit einer ausgefüllten Einlasskarte und hinterlassener Kontaktdaten. Das sind die Bedingungen. Das wird wenige hindern, wenn es so heiß ist wie heute: Sonne, 29 Grad. Nebenan ist ein Campingplatz, der die für jedermann zugängliche Badestelle betreibt. „Wir könnten auf dem Campingplatz jemanden einstellen, der den ganzen Tag nichts anderes macht, als den Anrufern abzusagen. Die Nachfrage ist der Wahnsinn“, sagt Rüdiger Hohleweg: „Das werden wir am Strand auch merken.“

100 Meter lange Schlange

Vorgeschmack? Gern. Der Parkplatz ist voll, die Gäste kommen aus allen Himmelsrichtungen. Die Schlange an der Kasse ist am Nachmittag bestimmt 100 Meter lang. Sie alle begehren Einlass für sich und ihre goldenen und pinken Gummischwimmtiere, auf denen man so fein schippern kann. Vier Euro kostet der Eintritt. Aber noch ist drinnen ausreichend Platz.

Abkühlung. Zerstreuung, bisschen Urlaubsfeeling. Artosha Mokhtare (25) ist mir ihrer Freundin aus Köln angereist. „Wir fahren nur eine Stunde und sind an diesem schönen Ort mit einem See, mit den Bergen, den Wäldern“, sagt die 25-Jährige mit iranischen Wurzeln, die eigentlich in den Ferien ihre Großeltern in deren Heimat hätte besuchen wollen. Gestrichen. Die Ablenkung dazu gibt‘s im Sauerland.

Wie auf Mallorca - oder in Norwegen

Jan Esau (20) aus Siegen wäre Ende Mai mit ein paar Freunden nach Kroatien gereist. Bisschen Party. Und der Urlaub mit der Freundin auf Kos war auch schon abgemacht. Nun? Nix von all dem. Die Freunde sind bei ihm, aber der Ort heißt Olpe. Nicht dasselbe, aber trotzdem gut. „Vor einem Monat noch haben wir gedacht, dass die Freibäder noch lange nicht aufmachen würden“, sagt Tim Breitau (20). Soll heißen: Könnte schlimmer sein.

Ist ja auch alles tatsächlich Einstellungssache. Finden die verhinderten Mallorca-Reisenden Oliver Menke und seine Freundin Sabine Skora auch. Für zehn Tage hat sich das Pärchen aus Bergisch Gladbach in eine Lodge auf dem Campingplatz eingemietet. Neulich waren sie auf dem Biggesse mit dem Schiff unterwegs. Er dachte: Die Felsen, die Steine – sieht fast aus wie auf Mallorca. Sie dachte: Die Biegungen, die Wälder – fast wie auf einem Fjord in Norwegen. Was beide dachten: schön hier.