Gütersloh/Soest. Der Corona-Ausbruch bei Schlachter Tönnies hat größere Ausmaße als Heinsberg. Das sagt Mediziner und Politiker Peter Liese. Er hat Forderungen.

Der Ausbruch der Corona-Pandemie im Schlachtereibetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wirkt sich immer stärker auch in den Nachbarregionen aus. In Hamm wurden drei Schulklassen in Quarantäne geschickt, weil unter den Schülern drei positiv auf Corona getestete Kinder von Tönnies-Mitarbeitern seien. Vier Schulen werden vorerst geschlossen. Im Kreis Soest müssen alle Tönnies-Mitarbeiter in Quarantäne.

Der südwestfälische Gesundheitspolitiker und CDU-Europaabgeordnete Peter Liese aus Meschede forderte die Landesregierung und die Behörden vor Ort auf, Ansammlungen größerer Menschenmengen in geschlossenen Räumen in der Region umgehend zu untersagen. Seiner Kenntnis nach handele es sich um den größten Corona-Ausbruch in der EU seit Anfang Mai.

Forderung: Innen-Gastronomie, Fitnessstudios und Co. wieder schließen

„Das ist größer als Heinsberg“, sagte Liese, der selbst Mediziner ist, der WESTFALENPOST. Er stehe mit Ministerpräsident Laschet in Kontakt. „Kinos, Innengastronomie und Fitnessstudios müssen sofort für die Allgemeinheit geschlossen werden.“ Zudem müsse sich jeder Bürger erneut klar machen, wie wichtig das Tragen einer Gesichtsmaske und das Einhalten des Mindestabstandes seien. Heinsberg war der erste Corona-Hotspot in NRW. Dort hatten sich viele Menschen bei einer Karnevalsfeier infiziert.

Auch interessant

Bereits am Mittwoch hatte die Stadt Oelde (Kreis Warendorf) Schulen und Kitas geschlossen. Am Montag sollen sie wieder öffnen. Bisher liegen Informationen zu 40 Tönnies-Mitarbeitern vor, die in Oelde wohnen. Die Kinder dieser Familien sollen vom Schul- und Kitabesuch ab Montag befreit werden.

EU-Politiker Liese: Lockerungen haben bei vielen falsches Signal ausgelöst

Betroffen sind jedoch nicht nur Tönnies-Mitarbeiter und ihre Kontakte. Unter den gut 400 Bewohnern einer Unterkunft in der Stadt Verl im Kreis Gütersloh seien zwar zahlreiche Tönnies-Kräfte, aber auch Mitarbeiter anderer Firmen. Das bestätigte der Bürgermeister der Stadt, Michael Eskens (CDU), dieser Zeitung. Die Corona-Tests müssten nun dringend regional ausgeweitet werden, unabhängig vom Arbeitsplatz forderte Esken.

Auch interessant

EU-Politiker Liese sagte, die jüngsten Lockerungen hätten bei vielen Menschen das falsche Signal ausgelöst, dass die Pandemie schon ausgestanden sei. „Die Leute sind nicht mehr vorsichtig genug.“ Die Aussage von Tönnies, dass Arbeitnehmer aus Osteuropa das Virus am vergangenen langen Wochenende eingeschleppt hätten, hält Liese für „absoluten Unsinn“. Eine so hohe Zahl von Infizierten braucht einen viel längeren Vorlauf.“ Er sei erleichtert, dass Ministerpräsident Laschet seine diesbezüglichen Aussagen mittlerweile korrigiert habe.