Hagen/Sauerland. Viele Kommunen haben inzwischen gar keine gemeldeten Corona-Infizierten mehr. Welche dies sind sind und was die Menschen von der Warn-App halten.
Das Coronavirus ist in der Region weiter auf dem Rückzug. Große Teile gelten inzwischen sogar als „coronafrei“. Doch trotzdem scheint es bei den Menschen in Südwestfalen eine große Bereitschaft zu geben, sich die neue Warn-App der Bundes auf ihr Smartphone zu laden. Die wird auch von einem Experten der Uni Siegen generell positiv bewertet.
Mit aktuell 16 Infizierten liegt die Großstadt Hagen ganz vorn in der Region. Doch weil die Fälle vorwiegend in abgrenzbaren Familien oder Gruppen stattfinden, sieht die Stadt keinen Grund zur Aufregung. Und auch der Dynamik-Faktor – also die Zahl der Neu-Infizierten pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen – liegt mit 8,8 weit vom Grenzwert von 50 entfernt, ab dem neue Einschränkungen im öffentlichen Leben drohen.
Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist inzwischen ohne Infizierte
Im größten Teil des restlichen Gebietes in der Region ist die Situation aktuell noch entspannter. Fast 50 Kommunen in den Kreisen Soest und Olpe sowie dem Hochsauerlandkreis, dem Märkischen Kreis und dem Ennepe-Ruhr-Kreis haben aktuell gar keine Infizierten. Und der Kreis Siegen-Wittgenstein gilt sogar als komplett coronafrei.
Doch die Menschen in der Region scheinen trotz der positiven Zahlen weiter wachsam zu sein und auch auf die neue Warn-App für Smartphones zu setzen. Mehr als 50 Prozent haben bei einer – nicht repräsentativen – Online-Umfrage unserer Zeitung angegeben, dass sie sich diese auf jeden Fall herunterladen werden, gut 30 Prozent wollen es aber auch auf gar keinen Fall tun.
Dazu gehört aber nicht Dagmar Weiss aus Hagen: „Ich habe die App runter geladen und hoffe damit einen kleinen Beitrag zu leisten. Ich habe auch keine Angst vor Datenmissbrauch. Wer sich da so große Sorgen macht, muss sein Smartphone entsorgen.“ Ähnlich auch Frank Kortmann, ebenfalls aus Hagen: „Lustig wird es, wenn Menschen auf Facebook und Instagram oder Tiktok posten, sie täten es aus Datenschutzgründen nicht.“ So sieht es auch Frank Rüther aus dem Altkreis Brilon: „Wer wegen der App Angst um seinen Datenschutz hat, dürfte weder bei WhatsApp sein und auch Google nicht benutzen.“
Wissenschaftler der Uni Siegen bewertet Corona-App positiv
Dieses Gefühl vieler Menschen kann Prof. Bernhard Esslinger vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Siegen auch wissenschaftlich untermauern. „Wir sind uns sehr sicher, dass man von der Protokoll-Seite her beim Einsatz der Corona-Warn-App keine Angst vor Überwachung haben muss. Die Gestaltung der Protokolle selbst gibt hierfür keinen Spielraum.“ Seine Einschätzung beruht auf einem Projekt mit Studierenden, das er geleitet hat. Warn-Apps verschiedener Nationen wurden verglichen, die Ergebnisse sind in einer Animation unter corona-tracing.cryptool.org zusammengestellt.
Dass letztlich nicht alle Smartphone-Besitzer die Warn-App nutzen können, hält der Experte der Uni Siegen für nicht anders machbar. So haben alte Smartphones noch Betriebssysteme, auf denen die neue Warn-App nicht läuft. Und für andere Betriebssysteme als Android (etwa für Samsung)und IOS für Apple funktioniert die App ohnehin nicht. Etwa 20 Prozent der Nutzer sind wohl betroffen.
Esslinger hält die neue Warn-App trotzdem für gelungen: „Es wäre ein Fass ohne Boden – vom Aufwand und von den Kosten her –, beliebige alte Betriebssysteme aufzubohren. Und das würden die Hersteller Apple und Google auch gegen Geld nicht tun.“ Dass nun eine App zur Verfügung stehe, die auch auf fünf Jahre alten Betriebssystem noch laufe, sei schon gut. Für alle, die die deutsche App nicht nutzen können, sieht Esslinger keine Alternative auf dem Markt: „Da hilft nur, sich hygienebewusst zu verhalten und hoffen, sich nicht anzustecken.“