Hagen/Münster. Der Chef-Wirtschaftsförderer soll private Verbindungen zum Hauptverdächtigen gehabt haben. Dringlichkeitsentscheidung leitet Verfahren ein.
Der Rat der Stadt Münster hat die Abberufung des Chefs der städtischen Wirtschaftsförderung eingeleitet. Eine entsprechende Dringlichkeitsentscheidung unterzeichneten Oberbürgermeister Markus Lewe und die Fraktionsvorsitzenden des Rates. Hintergrund ist offenbar die private Verbindung des Managers zum Hauptbeschuldigten im Missbrauchsskandal von Münster. Die Westfälischen Nachrichten und der WDR berichteten zuerst darüber.
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Demnach wird dem Wirtschaftsförderer vorgeworfen, dass er seine Ferienwohnung in Belgien dem Hauptverdächtigen und dessen Mutter mehrmals kostenfrei zur Verfügung gestellt habe. Auch das Opfer des sexuellen Missbrauchs, der zehnjährige Stiefsohn des 27-jährigen IT-Technikers, soll mehrfach mit in der Wohnung gewesen sein.
Die Stadt Münster teilt auf Anfrage mit, dass die Abberufung einen Sachverhalt betreffe, "der in nicht öffentlicher Sitzung zu beraten ist". Es sei aber "nicht üblich, gegen verdiente und erfolgreiche Manager innerhalb der Stadtverwaltung, bei städtischen Unternehmen oder bei Unternehmen in städtischer Miteigentümerschaft vorzugehen".
Münster: Elf Tatverdächtige
Von den Tatvorwürfen gegen die beiden Personen will der Wirtschaftsförderer nichts gewusst und das zehn Jahre alte Opfer nie gesehen haben, sagte er gegenüber dem WDR. Er habe die Staatsanwaltschaft von sich aus informiert und Mithilfe angeboten. Es werde aber nicht gegen den Mann ermittelt, so die Staatsanwaltschaft.
Die Stadt Münster geht davon aus, dass die Abberufung "noch im Wochenverlauf rechtskräftig wird". Formal muss der Beschluss zur Abberufung von den jeweiligen Gesellschafterversammlungen gefasst werden, in denen der Wirtschaftsförderer tätig war.
Nach Lügde und Bergisch-Gladbach ist Münster in kurzer Zeit der dritte Fall eines aufgedeckten Pädophilen-Netzwerks. Im Münsteraner Fall ist von bisher elf Tatverdächtigen die Rede. Der Hauptverdächtige (27) ist zweifach vorbestraft. Mindestens drei Jungen von fünf, zehn und zwölf Jahren sollen schlimm missbraucht worden sein. Tatort soll eine Gartenlaube, die der Mutter des Tatverdächtigen gehört, in einer Schrebergartenkolonie sein. Diese wurde am vergangenen Wochenende abgetragen, um weitere Datenträger, die möglicherweise versteckt worden waren, zu finden.