Hagen. Weil es die eigene Tochter missbraucht und dies auch gefilmt haben soll, steht ein Ehepaar aus dem Sauerland vor Gericht. Jetzt hat es ausgesagt.

Ohne die Ermittlungen gegen einen Mann aus Bayern wären die Taten vielleicht nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangt. Nun aber muss das 37 und 32 Jahre alte Ehepaar aus Meinerzhagen mit einer langen Haftstrafe rechnen.

Dem Mann aus Bayern hatte der Ehemann wohl schon in den Jahren 2014/15 kinderpornografische Bilder zugeschickt. Als die jetzt bei Ermittlungen gegen den Bayern gefunden wurden, kam es auch zu Hausdurchsuchungen bei dem Ehepaar. Und dort stießen die Beamten auf die Aufnahmen, die den Missbrauch an der eigenen Tochter dokumentieren.

Am Dienstag beim Prozessauftakt in Hagen haben beide Angeklagten ein Geständnis abgelegt. Der Ehemann sagt, es tue ihm leid: „Ich kann es leider nicht mehr rückgängig machen und kann mir heute nicht mehr erklären, wie es dazu kommen konnte.“

Auch seine Ehefrau gestand die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft ein, sie habe aber nicht aus eigenem Antrieb gehandelt, sagte sie: „Ich habe meinem Mann nur zugearbeitet. Ich wollte eine perfekte Ehefrau sein.“ Auf den Einwurf des Richters, dass sie auf den sichergestellten Videos, die die Missbrauchszenen dokumentierten locker und entspannt gewirkt habe, entgegnete sie, dass die nur ein „Posing“ gewesen sei, zu dem ihr Mann sie gebracht hatte. Ganz anders dagegen seine Darstellung: Demnach hätten beide einvernehmlich gehandelt.

Angeklagte sagt, sie sei selbst Missbrauchsopfer

Ende 2015, so klagt es die Staatsanwaltschaft an, sollen die Angeklagten beschlossen haben, die zu diesem Zeitpunkt knapp zwei Jahre alte gemeinsame Tochter zu missbrauchen und dies zu filmen. Zunächst soll der Vater das Kind missbraucht haben, wobei ihn seine Frau gefilmt habe, anschließend soll sie das Kind missbraucht haben und von ihm gefilmt worden sein.

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In ähnlicher Weise soll der Angeklagte die noch unter dreijährige Tochter ein weiteres Mal missbraucht haben und sich dabei selbst gefilmt haben. Aber auch die Mutter hat sich offensichtlich an dem kleinen Mädchen vergangen. Dabei soll sich die Frau selbst bei dem Missbrauch der damals noch weniger als zwei Jahre alten Tochter gefilmt haben. Das Video soll sie dann im vergangenen Jahr ihrem Mann über einen Messenger-Dienst geschickt haben. Und dieser soll mit einer erschreckenden Nachricht geantwortet haben: Er finde das Bild erregend.

Die angeklagte Mutter erklärte vor Gericht, dass sie selbst als Jugendliche missbraucht worden sei, als Elfjährige in einem Hotel. Seitdem habe sie Angst vor Männern. Auf die Frage des Richters, warum sie trotz der eigenen Missbrauchserfahrungen der kleinen Tochter, die jetzt bei Pflegeeltern lebt, ähnliches angetan habe, ließ sie unbeantwortet.

Große Mengen an Bildern und Videos bei Durchsuchung gefunden

Als die Ermittler schließlich dem Paar auf die Spur gekommen waren und es zu Durchsuchungen kam, fanden die Beamten auf dem Rechner weitere 609 kinderpornographische Bilder und sieben kinderpornographische Videos gespeichert haben. Auf dem Mobiltelefon des Angeklagten sollen sich zusätzlich 571 kinderpornographische Bilder und auf dem Handy der Frau weitere 14 kinderpornographische Bilder befunden haben. Selbst auf der „Playstation“, die in der Wohnung des Ehepaars gefunden worden war, befanden sich pornographische Bilder. Mit ein paar Klick seien neben den Spielen diese Bilder zu sehen gewesen. Ein sehr ungewöhnliches Vorgehen, wie ein Ermittler sagt.

Beide Angeklagte sind nicht vorbestraft. Sie befinden sich in Untersuchungshaft. Ihnen wird unter anderem gemeinschaftlicher schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Hierfür sieht das Gesetz in der Regel eine Freiheitsstrafe von 2 bis 15 Jahren vor. Bislang sind Prozesstermine bis zum 17. Juni vorgesehen.