Soest. Die Erntehelfer-Not hat in der Corona-Krise für Schlagzeilen gesorgt. Warum die Landwirte trotz Corona aber eher gelassen sind zeigt eine Umfrage.

Manchmal versteckt sich sogar hinter der Normalität eine positive Nachricht: Die Corona-Pandemie löst bei den Landwirten in Deutschland die gleichen Sorgen und Ängste aus wie in anderen Bevölkerungsgruppen auch. Das ist ein Ergebnis einer Studie der Fachhochschule Südwestfalen – und aus Sicht von Studienleiter Prof. Dr. Marcus Mergenthaler vom Fachbereich Agrarwirtschaft ist es ein gutes Ergebnis.

Denn: „Die Landwirte sehen nicht die Gefahr, dass sie die Produktion von Lebensmitteln nicht mehr aufrecht erhalten können“, sagt Mergenthaler. Bauern machen sich zwar Sorgen um ihre persönliche Gesundheit und ihre berufliche Zukunft, aber sie verfallen nicht in Panik. Das ist gut, denn die Landwirtschaft ist systemrelevant. „Wenn es anders wäre, müssten wir uns Sorgen machen“, sagt der Agrarökonom.

440 Bauern nehmen an Online-Befragung teil

440 Bauern aus allen Teilen Deutschlands haben sich an seiner Online-Befragung beteiligt. Repräsentativ ist die Auswahl nicht, das weiß auch der Wissenschaftler. Es handelt sich vielmehr um eine willkürliche Stichprobe. Relevant sind die Ergebnisse trotzdem.

So gaben nur acht Prozent der Befragten an, dass sie sich Sorgen um ausbleibende Saisonarbeiter machen. In der öffentlichen Wahrnehmung spielte dieses Thema dagegen in den vergangenen Wochen eine herausragende Rolle. Die Bundesregierung hat sogar Helfer aus Osteuropa einfliegen lassen. „Auslandskräfte spielen nur bei Betrieben mit Sonderkulturen eine Rolle, also etwa bei Erdbeeren und Spargel“, sagt Mergenthaler. Was aber kein Vorwurf sein soll: „Die landwirtschaftlichen Interessenvertretungen äußern sich halt dort, wo der Schuh drückt.“

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Andere Bereiche sind aus der Sicht des Experten in den Medien gerade nicht so präsent, müssen aber trotzdem mit Corona-Auswirkungen kämpfen. Zum Beispiel die Milchwirtschaft. Der Absatz von Milchpulver gehe gerade weltweit zurück, weil die Nachfrage einbreche. Das Pulver sei, auch weil es sich länger lagern lasse, eine Art „Überdruckventil“ für die Milchbauern. Deshalb sind die Preise für Milch zuletzt wieder stark unter Druck geraten. Für Landwirt ist das ein schwacher Trost: An Einkommensschwankungen haben sie sich gewöhnt.

Absatzmärkte sichern

Viele Bauern hoffen, dass die aktuelle Krise Politikern und Bürgern vor Augen führt, wie wichtig die Versorger aus der direkten Umgebung für die Bevölkerung sind. Deshalb sollten aus ihrer Sicht regionale und dezentrale Wertschöpfungsketten gestärkt werden, um Lieferengpässe zu vermeiden und Absatzmärkte zu sichern.

Grundsätzlich sind viele Landwirte momentan ganz gut drauf: Derzeit haben sie auf den Feldern und in den Ställen gut zu tun. Und deshalb haben sie den Beruf ja schließlich ergriffen.