Hagen. Positives in Zeiten von Corona: Überall in Südwestfalen bilden Menschen Netzwerke, um anderen zu helfen.

Das Coronavirus sorgt dafür, dass viele Bürger ihre Wohnung nicht mehr verlassen wollen oder können. Aber es gibt Lichtblicke: Immer mehr Menschen aus Südwestfalen vernetzen sich im Internet und helfen fremden Menschen.

Überall in der Region haben sich Facebook-Gruppe gegründet. So auch das „Offene Forum Hilchenbach“. Dort hat sich auch Mohamad Hassan gemeldet. „Während draußen das Virus sein Unheil treibt und Menschen egoistisch ihre Hamstereinkäufe erledigen, biete ich meine Hilfe an.“ Geld nimmt er für seine Besorgungen aller Art nicht an. „Jeder braucht mal Hilfe, dafür müssen wir jungen und gesunden Menschen da sein.“

Mehr als 300 Mitglieder registriert

Auch in Wetter ist ein Netzwerk entstanden, das helfen will. Michael P. Klotz hat die Gruppe „Corona Nachbarschaftshilfe Stadt Wetter“ ins Leben gerufen. Mehr als 300 Mitglieder sind bereits registriert. Das Konzept sei simpel: „Wer Hilfe anbieten möchte, schaut nach der richtigen Kategorie, wie Einkaufen, Kinderbetreuung, Hundebetreuung, Hilfsangebote allgemein oder auch medizinische Hilfe. Dort schreibt er kurz, was er anbieten kann.“

Hilfesuchende könnten dann gezielt auswählen – wie auf einem digitalen Schwarzen Brett. Für diejenigen, die kein Internet haben, hat die Gruppe einen Telefonanschluss freischalten lassen. „In der Stadt“, sagt Klotz, „werden Handzettel verteilt, die auf das Angebot hinweisen.“

Auch Geschäftsleute wollen nicht tatenlos bleiben

Wer „Nachbarschaftshilfe Herdecke“ in die Suchfunktion bei Facebook eingibt, stößt auf Geschäftsleute, die nicht tatenlos bleiben wollen. Mit dabei ist Roland Voerman, der mit seinem „Say Cheese“ in der Herdecker Innenstadt einen Bringdienst ins Leben gerufen hat – kostenlos.

Sogar aus den Nachbarstädten gibt es Bürger, die helfen wollen. So die Inhaber des Restaurants „Schürmanns im Park“ in Dortmund. Sie schreiben: „Leider können wir gerade nicht viel tun, aber: Wir können kochen.“ Sie bieten 10.000 Essen an und stellen die Speisen zum Abholen bereit. Jeder, der das Angebot annehme sich, zahle den Preis, den er für angemessen hält.

Mit dem Hund spazieren gehen

Im Kreis Siegen-Wittgenstein gibt es die Aktion „#siwiHilft“. Angeboten wird vielfältige Unterstützung: Einkaufen, Botengänge, Medikamente aus der Apotheke abholen und mit dem Hund spazieren gehen. „Je länger wir alle mit Einschränkungen durch das Coronavirus leben müssen, umso mehr wird der ein oder andere auf Hilfe angewiesen sein“, sagt Landrat Andreas Müller. Alle Angebote werden beim DRK-Kreisverband gebündelt.

Mit gutem Beispiel voran geht auch Familie Willmes aus Schmallenberg, die eine Metzgerei betreibt. „Wir möchten Mieter unserer Ladenlokale entlasten, indem wir ihnen bereits zugesichert haben, dass sie die Ladenlokale im April mietfrei nutzen können“, sagt Bernd Willmes. Auf diese Weise können auch Immobilieneigentümer ihre Einzelhandelsflächen langfristig als solche erhalten.

Hilfe innerhalb weniger Minuten

In Breckerfelder hat Anke Gams Initiative ergriffen. Sie hat selbst Eltern, die zur Risikogruppe zählen. „Ich habe die Angst in den Augen der Bürger gesehen“, sagt sie. Ihr erster Beitrag in „Breckerfelder helfen Breckerfeldern“ richtete sich an die Öffentlichkeit: „Hallo Ihr Lieben. Ich habe diese Gruppe eröffnet, da ich gerne unbürokratisch meine Hilfe anbieten möchte.“ Am vergangenen Mittwochmorgen dann der erste Anruf: Eine ältere Dame hat am Freitag einen Arzttermin. Sie wohnt in Breckerfeld, der Arzt hat seinen Sitz in Hagen. Ein Problem, das gelöst werden konnte: Innerhalb weniger Minuten hatte sich eine jüngere Frau über die Initiative bereit erklärt, zu helfen. Sie fährt die Seniorin morgen mit ihrem Auto zur Praxis.