Werl. Mit rund 100 Traktoren protestierten Bauern an den Zufahrten zum Zentrallager von Aldi Nord in Werl. Sie kämpfen für höhere Milchpreise.
Rund hundert Traktoren und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge protestierten am Sonntagabend (8. März 2020) an den Zufahrten zum Zentrallager Werl des Discounters Aldi Nord in Nordrhein-Westfalen. Die Bauern aus mehreren Landkreisen und Städten zwischen Sauerland und Ruhrgebiet wollten damit auf die Preispolitik des Discounters aufmerksam machen, der aus ihrer Sicht zu wenig für die Milch zahlt, die die Landwirte den Vertragsmolkereien von Aldi liefern.
Milchpreis zu niedrig: Bauern wollen Druck ausüben
Die Demo gegen das Dumping-Preis-Diktat des Discounters sei eine spontane Aktion der Milchviehhalter sowie vieler mit ihnen solidarischen Berufskollegen, hieß es gegenüber unserer Redaktion. Am Montag kämen ins Aldi-Zentrallager Werl weder Lastkraftwagen rein noch raus, drohten die kampfbereiten Bauern.
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Damit wolle man die Belieferung der Filialen stoppen und somit auf den Handelsriesen entsprechend Druck ausüben. Aldi selbst soll die Zugänge zum Firmengelände mit eigenen Lkw und Transportern versperrt haben.
Versammlung in Werl nicht angemeldet
Die Polizei bestätigte, dass sich Landwirte am Sonntagabend gegen 21 Uhr zu einer Mahnwache getroffen hätten. Die Versammlung sei nicht angemeldet gewesen. Auch ein Versammlungsleiter sei nicht auszumachen gewesen. Die Teilnehmer hätten gegenüber den Beamten angegeben, sich spontan in der Runtestraße getroffen zu haben.
Die Veranstaltung sei friedlich verlaufen, es sei lediglich zu kleineren Behinderungen gekommen. Gegen 0.30 Uhr hätten die ersten Landwirte den Heimweg angetreten. Gegen 7 Uhr habe sich die Mahnwache aufgelöst. Mögliche rechtliche Konsequenzen würden nun im Nachgang geklärt werden, erklärte ein Sprecher der zuständigen Kreispolizeibehörde am Morgen.
Aldi plädiert auf partnerschaftliche Lösung
Joachim Wehner, Sprecher der Abteilungbei Aldi-Nord, bestätigt gegenüber unserer Zeitung die Protestkundgebung. Es sei zu geringfügigen Störungen gekommen, die Warenverfügbarkeit in den Filialen sei aber zu jeder Zeit gewährleistet gewesen.
Derzeit laufen die Verhandlungen zur Ausschreibung der Milchprodukte. Wehner: „Ausschlaggebend für unsere Preisfindung sind die weltweiten Rohstoffmärkte und insoweit Angebot und Nachfrage. Darüber hinaus ist Aldi grundsätzlich daran interessiert, eine partnerschaftliche und vernünftige Einigung mit unseren Lieferanten im Sinne aller Beteiligten zu finden.“ Landwirtschaftliche Produkte würden dabei eine besondere Wertschätzung erfahren.
Bauern demonstrieren vor Aldi-Lagern in Niedersachsen
Auch vor anderen Aldi-Lagern haben Bauern am Sonntagabend demonstriert. In Radevormwald bei Wuppertal hätten etwa 250 Landwirte mit rund 50 Traktoren bis in die Nacht vor einem Zentrallager gestanden, sagte eine Polizeisprecherin. Es hätte jedoch keine größeren Verkehrsstörungen gegeben.
In Schloß Holte-Stukenbrock bei Bielefeld kamen nach Polizeiangaben 70 Bauern zur Demonstration.
Ursache für die Proteste sind die anstehenden Verhandlungen über die Milch-Einkaufspreise zwischen Aldi und den Molkereien. Der Discounter hatte kürzlich angekündigt, Preise für Milchwaren für Aldi Nord und Süd durch die Konzentration der Nachfrage senken zu wollen.
„Ausbaden müssen das dann wieder die Viehbetriebe“, sagte ein Sprecher des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes am Montag. Die Lage sei angespannt, viele Landwirte wegen der Preispolitik verärgert. Die Spontan-Demonstrationen vor den Aldi-Lagern seien jedoch nicht vom Verband organisiert gewesen. (mit dpa)