Hagen/Meschede. Peter Liese (CDU), Gesundheitspolitiker im Europaparlament, spricht sich für schärfere Corona-Maßnahmen aus.

Peter Liese (CDU) ist gesundheitspolitischer Sprecher der größten Fraktion im Europaparlament und Arzt.

Halten Sie das Vorgehen gegen das Coronavirus für übertrieben?

Peter Liese: Auf keinen Fall. Wir müssen alles unternehmen, um die Geschwindigkeit der Ausbreitung des Virus’ zu verringern. Sonst kann unser Gesundheitssystem an seine Belastungsgrenze kommen. Das ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Im Sommer dürfte es zu einem Rückgang der Infektionen kommen, zudem arbeitet man derzeit mit Hochdruck an Impfstoffen und Arzneimitteln.

In Italien gibt es schon mehr als 200 Tote.

Der EU-Abgeordnete Peter Liese ( CDU ) rät zu einem Geisterspiel zwischen Mönchengladbach und Köln, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Der EU-Abgeordnete Peter Liese ( CDU ) rät zu einem Geisterspiel zwischen Mönchengladbach und Köln, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. © FUNKE Foto Services | Michael Gottschalk

Das Land befindet sich in einer dramatischen, erschreckenden Situation. Damit es in Deutschland nicht auch dazu kommt, sollten wir in den Gebieten mit den meisten Infizierten die Maßnahmen verschärfen. Ich hätte zum Beispiel großes Verständnis dafür, wenn das Bundesliga-Nachholspiel Mönchengladbach gegen Köln am Mittwoch vor leeren Rängen stattfinden würde. Eine Ansteckungsgefahr besteht ja nicht nur im Stadion selbst, sondern vor allem auch in den vollen Zügen bei der Anreise. Köln ist Nummer drei bei der Zahl der Infizierten, und der Kreis Heinsberg ist nur wenige Kilometer von Mönchengladbach entfernt. Das gilt auch für andere Großveranstaltungen.

Liese rät: „Auf Handschlag verzichten“

Was bedeutet das für Kindergärten und Schulen?

Eine Entscheidung, diese zunächst in den besonders betroffenen Gebieten, also im Raum Heinsberg, Aachen und Köln, für eine bestimmte Zeit zu schließen, könnte ich ebenfalls nachvollziehen. Das hat ja auch der Virologe Prof. Alexander Kekulé gefordert.

Was kann die EU unternehmen?

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Bundesgesundheitsminister Spahn fordert die Aufstockung des europäischen Gesundheitsamtes. Damit rennt er im Europaparlament offene Türen ein. Ich werde mich dafür einsetzen, dass das Amt unverzüglich mehr Mittel und mehr Personal bekommt. Dann können wir auch die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Länder besser koordinieren. Außerdem müssen wir dringend bei der Beschaffung von Schutzmaterial und bei der Entwicklung von Impfstoffen und Arzneimitteln zusammenarbeiten. Die europäische Kommission hat schon fast 50 Millionen Euro für die Forschung zur Verfügung gestellt.

Welche Möglichkeiten hat jeder Einzelne?

Die persönliche Hygiene ist wichtiger als je zuvor. Wenn man auf den Handschlag verzichtet, reduziert man das Risiko für sich und andere, insbesondere für die gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Viele Menschen haben das leider noch nicht verinnerlicht. Übrigens: Das Rauchen erhöht die Gefahr, bei einer Infektion ernsthafte Schäden davonzutragen. Es gibt also jetzt einen zusätzlichen Grund, mit dem Rauchen aufzuhören.

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