Lüdenscheid. Nach einem neuen Corona-Fall an einer Lüdenscheider Schule sind Eltern verunsichert. Der Kreis erklärt, warum der Unterricht nicht ausfällt.
Gesundheitsexperten und Politiker rufen nach der Ausbreitung des Coronavirus zu Besonnenheit auf. Doch auch wenn sie davon ausgehen, dass es angesichts eher leichter Verläufe in den allermeisten Fällen dafür keinen realen Grund gibt, greift Verunsicherung um sich. Hamsterkäufe sind ein Indikator dafür – aber auch die Diskussion um landesweite Schulschließungen, denen zuletzt NRW-Gesundheitsminister Laumann eine Absage erteilte. Dennoch: Schulen spüren die Sorgen von Eltern und die Fragen zu einem möglichen Unterrichtsausfall – insbesondere dort, wo Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt wurden. Wie jetzt an einer Realschule in Lüdenscheid.
Schulleitung: Besonnene Reaktionen der Eltern
„Das Telefon stand am Freitag Vormittag nicht still“, sagt Sebastian Bause, Konrektor der Richard-Schirrmann-Realschule in Lüdenscheid, „viele verunsicherte Eltern haben bei uns nachgefragt.“ Am Donnerstag wurde ein bestätigter Corona-Fall in der Einrichtung bekannt. „Die Eltern reagieren aber sehr besonnen“, so Bause weiter.
Das Gesundheitsamt des Märkischen Kreises teilt in einer „wichtigen Information“ an Erziehungsberechtigte und Lehrer auf der Internetseite der Schule mit, „dass sich eine Person (kein Lehrer und kein Schüler) der Schule mit dem Coronavirus infiziert hat und sich in sofortiger häuslicher Quarantäne befindet“. Weil es in dem „ansteckungsrelevanten Zeitraum keinen Kontakt zu weiteren Personen oder Schülern der Schule gegeben“ habe, gebe man „zum jetzigen Zeitpunkt keine Empfehlung ab, die Schule zu schließen“. Am späten Freitagnachmittag gab der Kreis bekannt, dass die Ehefrau des bereits positiv getesteten Lüdenscheiders ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert ist.
Erster Fall eine Woche zuvor
Knapp eine Woche zuvor war die Mosaik-Förderschulein Lüdenscheid wegen eines bestätigten Corona-Falls geschlossen worden – und auch in der nahen Otfried-Preußler-Grundschule fand vorsorglich kein Unterricht statt. Auch in einzelnen anderen Schulen in NRW fiel der Unterricht aus – auch dort, wo es lediglich einen Verdachtsfall gab. Die auf den ersten Blick unterschiedlichen Vorgehensweisen in Landkreisen könnten zur allgemeinen Verunsicherung beitragen. Hendrik Klein, Sprecher des Märkischen Kreises, beschreibt das Vorgehen des Krisenstabes seines Kreises: „Die Mosaik-Schule musste schließen, weil auch andere Lehrer als Kontaktpersonen des Infizierten in häusliche Quarantäne mussten und deshalb nicht genügend Lehrkräfte für den Unterricht vorhanden waren.“
Nach Vorgaben des Robert-Koch-Instituts vorgegangen
Im neuesten Fall – an der Richard-Schirrmann-Realschule – sei man nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vorgegangen. Demnach sei die Ehefrau des betroffenen Lüdenscheiders in der bis zu 14 Tage dauernden Inkubationszeit die einzige Kontaktperson in der vom RKI festgelegten Kategorie I („enger Kontakt, höheres Infektionsrisiko“). Konkret: „ein mindestens 15-minütiger Gesichtskontakt“. Daher gehe man von keiner „Ansteckungsgefahr für Lehrer und Schüler“ aus.
Nach Angaben des NRW-Schulministeriums entscheiden grundsätzlich die Gesundheitsbehörden über Schulschließungen. In Ausnahmefällen sei dies auch Schulleitungen in Absprache mit der oberen Schulaufsicht (Bezirksregierung) möglich: „zur Abwehr erheblicher konkreter Gefahren“. Ein Verdachtsfall oder ein bestätigter Fall, ergänzt MK-Sprecher Klein, „rechtfertigt nicht automatisch eine Schulschließung.“ Auch in Corona-Zeiten gelte grundsätzlich die Schulpflicht in Deutschland. Ein Landkreis könne erst dann flächendeckend Schulen – oder auch Kindertagesstätten – schließen, wenn es einen Katastrophenalarm gebe.
Coronavirus auch Thema im Unterricht
An der Richard-Schirrmann-Realschule wird längst das Thema Coronavirus im Unterricht thematisiert. „Um die Schüler zu sensibilisieren und ihnen auch Sorgen zu nehmen“, so Konrektor Sebastian Bause. Am Freitag wurden die Schüler früher als üblich nach Hause geschickt. Der Unterricht in der Ganztagsschule endete statt um 13.15 um 12.15 Uhr, wie Bause erklärte. Nach Angaben der Stadt Lüdenscheid hatten sich am Freitagmorgen mehrere Lehrer krankgemeldet.
In Düsseldorf dagegen fiel der Unterricht an einer Gesamtschule wegen Lehrermangels am Freitag komplett aus.
45 Krankmeldungen
Nachdem die Coronainfektion einer Lehrerin am Mittwoch bekannt geworden war, hatten sich bis zum darauffolgenden Tag 45 Lehrkräfte krank gemeldet. Elf von ihnen waren als Kontaktperson der Infizierten vom Gesundheitsamt aufgefordert worden, zu Hause zu bleiben. Das NRW-Schulministerium hat sich inzwischen eingeschaltet und auf die grundsätzliche „Pflicht“ hingewiesen, „am regulären Schulbetrieb teilzunehmen“.