Eine lebenswerte Zukunft wird nur gelingen, wenn sich alle daran beteiligen. Ein Leitartikel von Torsten Berninghaus zum Jahreswechsel.
Beginnen wir mit einer Gedächtnisübung, einer kleinen Rückblende. Heute vor 20 Jahren fieberte die ganze Welt dem neuen Jahrtausend entgegen. 2000 Jahre nach dem Beginn unserer Zeitrechnung. Welch eine Zahl! Welch eine Zeitenwende! Welch eine Erwartung! Im Vergleich dazu fühlt sich 2020 geradezu läppisch an. Obgleich die Kombination 20 – 20 schon einprägsam ist. Auf jeden Fall steigen wir ein in ein neues Jahrzehnt. In die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts. Ob es goldene 20er werden wie im letzten Jahrhundert? Man darf Zweifel hegen, denn die Herausforderungen sind groß.
Schauen wir also dorthin, wo man sich von Berufs wegen mit einer strategischen Vorausschau beschäftigt – zum Bundesministerium für Bildung und Forschung. Dort sehen die Zukunftsforscher zum Beispiel folgende Trends:
1. Die von Menschen verursachten Umweltbelastungen werden zunehmen. Gesetze sollen helfen, unsere Lebensgrundlagen zu schützen.
2. Bis ins Jahr 2030 erwarten die Demografie-Experten ein weiteres Bevölkerungswachstum vor allem in Afrika. Derweil schrumpft die Bevölkerung in Europa.
3. Die digitalen Technologien erobern alle Lebensbereiche, wobei sich die Veränderungsdynamik weiter verstärken wird.
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Womit wir nicht nur beim autonomen Fahren, sondern vielmehr im Bereich der künstlichen Intelligenz wären. Einer, der sich intensiv damit beschäftigt, ist der Wuppertaler Unternehmer und Autor Jörg Heynkes. Er sieht künstliche Intelligenz im Zentrum der Digitalisierung und erwartet in den nächsten fünf bis zehn Jahren den Menschen nachempfundene Roboter, die uns im Beruf oder Zuhause solche Arbeiten abnehmen, die niemand gerne erledigt. In seiner Welt gibt es High-Tech-Treibhäuser mitten in den Metropolen, Wohnquartiere, die von eigenen kleinen Kraftwerken energetisch versorgt werden, und eine Flotte selbstfahrender Autos, die nach einer Fahrt ganz automatisch wieder auf die Parkplätze am Stadtrand navigieren, um dort geladen zu werden.
Ob das so kommt – wir können es allenfalls vermuten. Wichtiger aber ist, dass wir selbst beeinflussen können, wie wir in Zukunft leben wollen. Und deshalb wollen wir keine Technologie, die für uns entscheidet, sondern eine, die uns bei einem besseren Zusammenleben unterstützt – in der Stadt und auf dem Land. Dazu aber müssen wir genau verstehen, was passiert, wenn Computer selbstständig lernen und Roboter autonom handeln. Es hat einen Grund, warum wir (mittlerweile) dem Navigationsgerät vertrauen, wenn es uns eine Stau-Umfahrung anrät, aber höchst skeptisch sind, wenn ein undurchschaubarer Algorithmus uns neue Freunde vorschlägt.
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Und deshalb bleibe ich Optimist. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Jahrzehnt uns mehr Klarheit bringt in der Frage, wo wir die Grenzen ziehen wollen in einer maschinengestützten Welt. Ich kann mir vorstellen, dass wir neue Technologien nutzen und exportieren werden, um unsere Umwelt zu schützen und Lebensverhältnisse auf der ganzen Welt zu verbessern. Vor allem aber kann ich mir vorstellen, dass wir entschlossen eintreten für den Erhalt von Freiheit, Menschlichkeit und einer demokratischen Grundordnung. Selbstverständlich sind diese Werte nicht – das haben uns die letzten Jahre deutlich gezeigt. Deshalb wird eine lebenswerte Zukunft nur gelingen, wenn sich alle einsetzen und daran beteiligen.