Wellness: Vom Waldbaden bis zum „Digital Detox“ im Sauerland
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Hagen. Ob naturverbunden, spirituell, klassisch, günstig oder teuer – das Sauerland hat für jeden Wellness-Typ etwas zu bieten. Eine Übersicht.
Entspannen in der Salzgrotte, mit dem Coach in die Natur oder doch die Massage mit warmer Kakaobutter? So kurios wie in den Metropolen Tokio, Paris oder Dubai sind die Wellnessangebote in Südwestfalen zwar nicht, aber auch hier kann man viel Geld ausgeben - zum Beispiel mehr als 500 Euro, um ein Wochenende aufs Smartphone zu verzichten. Hier ein paar Tipps für die nächste Auszeit.
„Wir sind die Energietankstelle im Grünen“, sagt Anna Galon vom Sauerland-Tourismus und empfiehlt „das Waldbaden“. Bereits ein langer Spaziergang zwischen Bäumen könne die Nerven entspannen. Es gibt viele Angebote. Wer gemeinsam mit den Rangern des Landesbetriebs Wald und Holz den Ruheraum Wald aufsucht, zahlt dafür 15 Euro.
Sich in der Salzgrotte Winterberg wie im Toten Meer fühlen
Durchatmen und entspannen verspricht auch die Salzgrotte in Winterberg. Für 8,50 Euro kann es sich der Besucher in einer Liege mit kuscheligen Decken bei 21 bis 23 Grad gemütlich machen und die gesundheitsfördernde Wirkung der Salzsteine aus dem Himalaya, des Salzgranulats aus dem Toten Meer sowie aus einer kleinen Saline erfahren.
Das Netzwerk „Wege zum Leben“ lädt seit acht Jahren zum Spirituellen Sommer in Südwestfalen ein. Von Juni bis September finden im Sauer- und Siegerland mehr als 300 spirituelle Angebote statt. Was das alles sein kann? Yoga auf einer Waldlichtung, meditative Wanderungen, Wurzelchakra, Entspannung mit Klangschalen, aber auch Konzertabende, Singen oder Kunstinstallationen.
Dabei gehe es darum, zu entschleunigen und „aus dem Hamsterrad, das uns im Alltag begegnet, auszusteigen“, sagt Projektleiterin Susanne Falk. „Digitalisierung, Globalisierung und die Verdichtung der Arbeitswelt wecken das Bedürfnis nach stillen Orten, wo wir nicht gefordert sind, sondern einfach sein können.“
Insbesondere das Sauerland könne, so Susanne Falk, diese Form von Wellness bedienen. Es bietet Natur auf der einen Seite und eine von Traditionen geprägte Kulturlandschaft auf der anderen Seite. Im Frühjahr erst hat der Sauerland-Tourismus 43 Seelenorte vorgestellt, zu denen es sich wandern lässt und die zur inneren Ruhe einladen. Dabei handelt es sich um besondere Orte wie Felsen und Steinbrüche, Kirchen und Bergkuppen, mächtige Bäume und unterirdische Grotten, sowie Seen und Täler.
Seelenorte im Sauerland- Wanderung auf den Wilzenberg
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Im Kanu auf dem Biggesee über Sorgen sprechen
Beim Coaching rückt besonders die „Mental Wellness“ in den Vordergrund. Hier kann die eigene Lebenssituation reflektiert, Probleme diskutiert, bewusst Stress abgebaut oder einfach dem Alltag und der digitalen Welt entflohen werden - immer mit einem „Sauerland Coach“, der als Gesprächspartner zur Verfügung steht und den Gast durch das Wochenende begleitet. „Da kommt es natürlich ganz individuell auf die Bedürfnisse des Einzelnen an, wonach der Coach ausgewählt wird“, erklärt Nadine Reh vom Sauerland-Tourismus.
Wer zum Beispiel unter Dauerstress oder kurz vor dem Burn-out steht, der kann bei einem Lebenscoaching im Kanu auf dem Biggesee im intensiven Austausch in einer kleinen Gruppe den Stressmachern für 350 Euro auf die Spur gehen.
Ein Wochenende lang aufs Handy verzichten – ab 555 Euro
Wer dem Alltag entfliehen und den Luxus der Einfachheit genießen möchte, der kann für 577 Euro ein Wochenende in einem historischen Bauwagen verbringen. Auch hier begleitet ein Coach den Besucher, der sich ganz nach persönlichem Belieben mit den eigenen Problemen auseinander setzen kann.
Bewusste und gewollte Abstinenz vom Smartphone gibt es beim „Digital Detox“ in Brilon. Ab 555 Euro gibt es ein Wochenende mit professionellen Coachings zu den Themen Wahrnehmung, Achtsamkeit und Selbstreflexion. Neben zwei Übernachtungen im Hotel am Kurpark ist das Programm angereichert mit verschiedenen Aktivitäten, wie Wanderungen, Yoga oder intuitives Bogenschießen. Ziel ist es, dass sich der Teilnehmer nachhaltig einen selbstbestimmten gesunden Umgang mit den digitalen Medien aneignet.
Kuriose Wellnessbehandlungen
Beim japanischen „Otonamaki“ wird man mit einem dehnbaren Tuch zu einem Paket verschnürt. 20 Minuten in der Embryonalstellung sollen helfen, Verspannungen zu lösen.
In Israel kann man sich von Schlangen massieren lassen.
Im schweizerischen Bad Ragaz wird es extravagant: Mit 24-Karat Goldblättchen soll die Haut im neuen Glanz erstrahlen. Kostenpunkt: 320 Euro für 70 Minuten.
Laut des Global Wellness Institutes ist Deutschland im Marktsegment „Wellness Tourismus“ auf Platz zwei mit einem Umsatz von 65,7 Milliarden US-Dollar, 66 Millionen Wellnessreisen und einer jährlichen Zunahme an Wellnessreisen von 6,2 Prozent. Auf Platz 1 sind die USA mit 202 Milliarden Euro Umsatz.
Urbanisierung bedingt weitere Trends in Hotels
Der Trend, Wellness mit „echten Naturerlebnissen“ zu verbinden, verschaffe insbesondere „unserer Region mit ihrer zauberhaften Natur echte Wettbewerbsvorteile“, sagt Leander Diedrich vom Romantik- und Wellnesshotel Diedrich in Hallenberg. „Bewegung, geistige und körperliche Entspannung, Genuss, Gastfreundschaft, deshalb kommen seit jeher Gäste hierher.“
Er geht davon aus, dass die zunehmende Urbanisierung „und die damit einhergehende, schnelle Lebensweise“ weitere Trends mit sich bringen werde: „Wir denken an die Gesundheitsprobleme, an Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Vereinsamung, an Übergewicht, an Schlafprobleme, an andauernde Hektik. Daran, dass die westliche Zivilisation immer reicher geworden ist, aber immer ärmer in Bezug auf Zeit und Muße.“
Apropos reicher: Wellness-Behandlungen kosten Geld. Teuerstes Angebot im 4-Sterne-Hotel Diedrich ist eine Kombination aus Ganzkörpermassage und einer Gesichtsbehandlung. Kostenpunkt: 169 Euro für 110 Minuten. Doch die Gäste können es sich leisten: „Alle sind finanziell gut gestellt“, so Diedrich.
Es sind die hohen, meist beruflichen, Anforderungen an die Gesellschaft, die das Verständnis von Wellness verändern. „Die Themen Achtsamkeit, Meditation, Entspannung sind sehr im Kommen“, sagt Sabrina Kraft, Kosmetikerin im 5-Sterne-Hotel Deimann in Schmallenberg, und verweist damit auf den Begriff „Mental Wellness“.
Die seelische Gesundheit rückt in den Fokus: „Es geht darum, sich mehr Zeit für sich zu nehmen“, so die 31-Jährige. Möglich ist das zum Beispiel auf der Quarzsand-Liege. Dabei liegt der Gast auf grobkörnigem Quarzsand, der etwa 45 Grad warm ist, und wird mit ebenfalls warmen Quarzsand-Stempeln massiert. Eine Ganzkörper-Behandlung von 70 Minuten liegt bei 129 Euro.
Türkisches Dampfbad mit Seifenschaum und eine Massage mit Kakaobutter
Für eine orientalische Auszeit gibt es die Hamam-Behandlung, nach dem Vorbild eines türkischen Dampfbads. 60 Minuten für 106 Euro. Der Gast auf einem Marmortisch, dem Original-Hamamtisch. Nach einem Peeling mit Rohseidenhandschuhen folgen verschiedene Wassergüsse und die Reinigung der Haut mit Wolken aus Seifenschaum.
Schokolade statt Seife gibt es im Oversum Vitalresort in Winterberg. Denn bei der Hot Chocolate-Massage kommt erwärmte Kakaobutter auf den Körper, der dadurch „glatter und straffer“, werden soll. 45 Minuten kosten 58,50 Euro.
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