Hagen. Deutschland stockt seinen Vorrat an Jodtabletten auf. Das Bundesamt für Strahlenschutz erklärt, wie, wann und wer die Tabletten einnehmen sollte.
Deutschland stockt seinen Vorrat an Jodtabletten um 190 Millionen Stück für den nuklearen Notfall auf. Doch wann ist die Einnahme von Jodtabletten bei einem Super-GAU sinnvoll und wann nicht? Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt eine Empfehlung, wer die Jodtabletten zu welchem Zeitpunkt nehmen sollte und wogegen sie wirklich helfen.
Wann und wie helfen die Jodtabletten?
Wenn es zu einem Unfall in einem Kernkraftwerk kommt, können unter anderem radioaktive Stoffe freigesetzt werden. Dazu zählt auch radioaktives Jod, das über die Luft, Nahrung oder Getränke in den menschlichen Kreislauf gelangt und sich in den Schilddrüsen anreichert. Ist das der Fall, steigt laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) das Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.
Die Anreicherung des radioaktiven Jods in den Schilddrüsen könne jedoch verhindert werden, wenn Betroffene zum richtigen Zeitpunkt Jodtabletten nehmen. Das nicht-radioaktive Jod reichere sich so in der Schilddrüse an, während das radioaktive Jod nicht mehr aufgenommen werden könne. Man spricht von einer so genannten Jodblockade.
Tabletten nicht ohne Anweisung nehmen
Allerdings warnt das BfS davor, die Tabletten ohne Anweisung durch Katastrophenschutzbehörden oder in einer anderen Dosis als vorgeschrieben einzunehmen. Von einer Eigenmedikation werde aufgrund der Nebenwirkungen abgeraten. Grundsätzlich sei die Einnahme einer einzelnen Tablette ausreichend.
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Auch der Zeitpunkt der Einnahme sei laut BfS wichtig, damit das nicht-radioaktive Jod die Aufnahme des radioaktiven Jods wirklich verhindern kann. Zu früh eingenommen könnte die Schilddrüse das harmlose Jod bereits abgebaut haben, zu spät eingenommen könnte bereits radioaktives Jod in die Schilddrüse gelangt sein.
Sollte es zu einem nuklearen Notfall kommen, würde man die Bürger rechtzeitig durch einen Aufruf in den Medien auffordern, ihre Tabletten an den Ausgabestellen (Feuerwachen, Rathäuser, Apotheken und Wahllokale) abzuholen.
Keine Einnahme für Personen über 45 Jahren
Sinnvoll seien Jodtabletten laut BfS allerdings nur für Personen bis 45 Jahre. Die Dosierung hänge dabei vom Alter ab. Die Schilddrüse bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren ist besonders empfindlich, daher sei eine Einnahme von Jodtabletten besonders wichtig. Bei Schwangeren diene die Einnahme insbesondere dem Schutz des ungeborenen Kindes.
Personen über 45 Jahren hingegen werde von der Einnahme von Jodtabletten abgeraten. Das Risiko, an Nebenwirkungen zu leiden, liege hier höher als das Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.