Hagen. . Im Alltag fängt ökologisches verantwortbares Leben an. Wir haben für Sie nachhaltige Alltagsprodukte getestet - mit unterschiedlichem Ergebnis.

Weltrettung klingt groß. Dabei sind es auch die kleinen Dinge, die dazu beitragen können, unseren Planeten etwas gesünder zu machen. Morgens im Bad, mittags bei der Arbeit, abends zu Hause. Und das Erstaunliche: Manchmal sind sie nicht nur nicht mit Einschränkungen verbunden, sondern sogar eine Bereicherung.

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Zum Beispiel die Sache mit dem Deo. Ich kam darauf, weil es jeden Morgen das Gleiche bei uns Zuhause ist: Alle müssen los, zur Arbeit, zur Schule in den Kindergarten. Alle stehen gleichzeitig im Bad. Und Papa schmeißt das Deo-Spray an, was den Kindern immer - leicht übertrieben dargestellte - Röchelanfälle beschert. Rausgehen soll ich damit, sagen sie. Immer. Ich vergesse das. Immer. Es wäre lustig, wenn es alle anderen nicht tatsächlich stören würde. Und die recht große Alu-Dose wandert, wenn sie leer ist, dann in den Gelben Sack. Geht das nicht alles besser, denke ich? Und mache mich auf den Weg, lande in einem Laden in Hagen, der fast alles verkauft, was nachhaltig ist: also fair gehandelt, vegan, regional, verpackungsarm.

Nachhaltige Alltagsprodukte im Selbsttest: Shampoo-Seife, Kosmetikpads, Bambus-Zahnbürste, Deo-paste, Rasierhobel und textiler Frühstücksbeutel.
Nachhaltige Alltagsprodukte im Selbsttest: Shampoo-Seife, Kosmetikpads, Bambus-Zahnbürste, Deo-paste, Rasierhobel und textiler Frühstücksbeutel. © Daniel Berg

Deo hat er auch, aber als eine Art Paste in einer winzigen Metalldose. Produziert wird es ausschließlich aus natürlichen Zutaten im Hagener Stadtteil Hohenlimburg. Im Gegensatz zu dem Modell Spray, das ich vorher benutzte, kommt es ohne Treibgase (schlecht für die Umwelt) und Aluminiumsalze (möglicherweise schlecht für die Gesundheit) aus.

Duftrichtung: muffige Füße

Mein erster Gedanke beim Anblick der Paste: Ist ja eklig, sich das unter die Arme zu schmieren. Aber es riecht gut. Und das Auftragen ist angenehmer als gedacht. Noch besser: Es funktioniert. Dabei bleibe ich auch in Zukunft – denke ich, bis ich auf den Kassenbon schaue. 20 Milliliter der durchaus ergiebigen Paste kosten 7,99 Euro. Die bisherige Alternative liegt bei rund zwei Euro für 200 ml. Hmmm. Na, mal sehen.

Kennen Sie eigentlich Waschnüsse? Ich bis neulich nicht. Waschnüsse wachsen – wie sollte es anders sein – am Waschnussbaum. Nein, kein Witz. Diese wachsen in tropischen und subtropischen Regionen Asiens, und seine Früchte kann man zum Wäschewaschen benutzen. 200 Gramm, Bio-Anbau. Das reicht für etwa 200 Wäschen, sagt die Verpackung. Ich reiße die Packung auf und denke: Oha, Waschmittel mit Rotkohl-Duft, oder was? Damit soll Wäsche schön werden? Fünf halbe Nussschalen gebe ich in ein Baumwollsäckchen zur Wäsche in die Trommel. Waschmittel ist nicht mehr nötig. Ergebnis? Wäsche sauber. Duft: neutrale Frische. Überraschend, aber nicht zwingend was für immer.

Mundgefühl? Kantholz

Bei der Benutzung meiner neuen Zahnbürste erfahre ich nun auch, wie Weltrettung schmeckt: nach Holz. Zumindest bei der ersten Benutzung. Denn das neue Dentalzubehör ist komplett aus Bambus gefertigt. Der Holzgeschmack lässt schnell nach, das Material aber nicht so schön flutschig wie das Plastikmodell, das ich kenne. Liegt ein bisschen kantholzartig im Mund, was aber der Größe des Bürstenkopfes geschuldet ist. Den gibt’s auch in kleiner. Ansonsten: gute Sache. Zu 100 Prozent recyclingfähig und mit antibakterieller Wirkung.

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Der besten Ehefrau von allen habe ich natürlich auch etwas mitgebracht. Abschminkpads, nicht aus Watte, sondern aus Bambus und Biobaumwolle, handgemacht in Garenfeld nahe Hagen. Die Dinger sehen aus wie alte Topflappen, nur kleiner. Putzig, im wahrsten Sinne. Doch das Urteil fällt vernichtend aus: zu hart fürs Gesicht, zu umständlich die Wiederverwendung. Kann man nix machen.

Sie meinen, das war’s schon? Mitnichten! Wir haben weitere Alltags-Dinge für Sie getestet. Und zwar...

… Holz-Socken: Fühlen sich an wie normale Socken, bestehen aber hauptsächlich aus Bambusviskose, Biobaumwolle und recyceltem Polyester. Temperaturausgleichend und antibakteriell. Heißt: gut für Leute, die am gemeinen Schweißfuß leiden.
Test-Urteil: sehr gut

den Rasier-Hobel: Klingt schlimmer als es ist. Griff aus Bambus, Rasierkopf aus Metall, dazwischen eine wechselbare Rasierklinge. Ich fürchtete, mit vielen kleinen Japanfahnen im Gesicht zur Arbeit zu müssen, ist aber gut geworden damit.
Test-Urteil: gut

… Dauerbackfolie: Die wiederverwendbare und abwaschbare Unterlage macht einen guten Eindruck. Backwaren lassen sich sehr leicht davon lösen. Problem nur: darauf zu schneiden, empfiehlt sich nicht, weil es dann kaputt geht.
Test-Urteil: gut

… Shampoo-Seife: Hat den Charme von Oma, aber das ist irgendwie cool. Für Hände kennt man das, gibt’s aber auch für Haare. Kommt ebenfalls aus Hohenlimburg.
Test-Urteil: gut

… Brotbeutel aus Stoff: Wer die Alu-Folie leid ist und nicht auf Tupperdosen steht, der kann sich seine Brote in einen kleinen textilen Beutel mit beschichtetem Innenleben stecken.
Test-Urteil: befriedigend

… Dauerküchenrolle: Nichts anderes als ein Lappen, der immer in der Küche liegt. Verschüttete Flüssigkeiten lassen sich bestens aufsaugen, aber für andere Zwecke eignet er sich dann nicht mehr gut. Es sei denn, er wird sofort gewaschen.
Test-Urteil: ausreichend