Hagen/Düsseldorf. . Die drei großen Telekommunikationsanbieter setzen die mit der Politik verabredete Nachrüstung von LTE auf dem Land um, einem Standard von 2010.

Die drei großen Telekommunikationsanbieter Telekom (D1), Vodafone (D2) und Telefonica (E) stopfen in Nordrhein-Westfalen gerade Löcher – Funklöcher. Der Standard LTE (4G) soll Ende des Jahres auch in ländlichen Regionen mindestens 99 Prozent der Nutzer zur Verfügung stehen. So lautet eine Vereinbarung mit der Landesregierung.

Status und Planung 2019 bei Vodafone (D2)

Siegen-Wittgenstein: 4 neue LTE-Masten. Aktueller Status: 93 Mobilfunkstationen, davon 50 LTE. Abdeckung laut Unternehmen: 99,6 Prozent Mobilfunkversorgung der Bevölkerung, davon 85% LTE.

Kreis Olpe: 4 neue LTE-Masten. Status: 46 Stationen, davon 16 LTE. Abdeckung: 99,6 %, davon 61 % LTE.

HSK: 13 neue LTE-Masten, 1 Aufrüstung. Status: 120 Stationen, davon 48 LTE. Abdeckung: 99,8%, davon 67,6 % LTE.

Kreis Soest: 14 neue LTE-Masten. Status 89 Stationen, davon 54 LTE. Abdeckung: 99,9 %, davon 90,1 % LTE.

Märkischer Kreis: 15 neue LTE-Masten. Status: 105 Masten, davon 60 LTE. Abdeckung: 99,9%, davon 88,9 % LTE.

Ennepe-Ruhr-Kreis: 8 neue LTE-Masten, 2 Aufrüstungen. Status: 70 Masten, davon 44 LTE. Abdeckung: 99,9 %, davon 95,5 LTE.

Hagen: 3 neue LTE-Masten. Status: 34 Masten, davon 21 LTE. Abdeckung: 99,9 %, davon 95,3 % LTE.

Stand Ende 2018 klafften die größten Lücken bei der Versorgung im Sauer- und Siegerland – es ist ja auch erst knapp ein Jahrzehnt seit der Einführung (2010) des Übertragungsstandards vergangen. Und dass heute eigentlich alle Welt gespannt auf den nächsten Schritt, nämlich 5G, blickt – Schwamm drüber. Rund um den Rothaarsteig oder im Arnsberger Wald wäre man wohl schon froh, wenn ein Handytelefonat nahezu unterbrechungsfrei möglich wäre.

Der Düsseldorfer D2-Netz-Anbieter Vodafone hat im Raum Ennepe-Ruhr, Hagen und Südwestfalen für 2019 immerhin 64 Bauprojekte geplant, darunter die Errichtung 61 neuer Masten.

„Die Bagger rollen so schnell wie noch nie“, jubelt man in der Unternehmenszentral. Bundesweit betrachtet brächen durch die Investitionen heute sogar schon 40.000 Gespräche weniger ab als noch vor einem Jahr.

Es werden schwarze Flecken bleiben

Und mit Blick auf die ländlichere Region erklärt Sprecher Volker Petendorf die Ziele: „Unser aktuelles Ausbauziel ist es, die besiedelten Gebiete in den Bereichen Siegen-Wittgenstein, Olpe, Hochsauerland, Kreis Soest, Märkischer Kreis, Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen möglichst flächendeckend mit LTE zu versorgen.“

Übersetzt heißt dies ungefähr Folgendes: Es werden in ländlicher Idylle auch zukünftig Funklöcher bleiben, weil sich die Telekommunikationsunternehmen aus wirtschaftlichen Gründen schwer tun, den letzten Prozentpunkt zu versorgen. Ohnehin ist die bevorzugte Maßeinheit der Unternehmen nicht die Fläche, sondern die Bevölkerung. Da werden auch künftig waldreiche Gegenden unversorgt bleiben.

Für die Zukunft und den kommenden Standard 5G bedeutet dies abgehängte Gebiete, in denen sich in Zukunft kein Unternehmen ansiedeln wird und kein Fahrzeug auf höchstem Level (5) autonom unterwegs sein kann.

Die Umsetzung des jahrelang lückenhaften LTE-Standards ist dabei gar nicht so exorbitant teuer, wie mancher es vermutet haben dürfte: „150.000 Euro kostet ein neuer Mast mit LTE“, sagt Petendorf von Vodafone. Die anderen Anbieter dürften ähnliche Kosten veranschlagen. Die Aufrüstung bereits bestehender Masten liegt lediglich im niedrigen fünfstelligen Euro-Bereich.

Von 5G ist keine Rede

Mit Blick auf die zukunftsträchtigen 5G-Lizenzen sind die Anbieter bekanntermaßen verpflichtet, beim Vorgängerstandard 4G nachzubessern – was gerade passiert ist also nicht unbedingt der Fürsorge der Anbieter geschuldet.

Sei’s drum: Ende des Jahres werden allein vom Düsseldorfer Unternehmen Vodafone in der Region Südwestfalen, Hagen und an Ennepe und Ruhr rund sieben Millionen Euro vergraben worden sein, um den LTE-Standard verlässlicher zur Verfügung stellen zu können. Angesichts von Milliardenausgaben, von denen im Zusammenhang mit dem Erwerb und dem Ausbau von „5G“ die Rede ist, eine sehr überschaubare Summe. Gerade in den bisher besonders vernachlässigten Gebieten wie dem Kreis Olpe mit 61 Prozent LTE-Versorgung für die Bevölkerung und dem Hochsauerlandkreis (auch nur 67,6% LTE), kann das Jahr eigentlich nur Besserung bringen.

Aber Achtung: Vor wessen Haustür dann LTE von welchem Anbieter ein Jahrzehnt nach der Einführung endlich funktionieren wird, muss jeder Einzelne ausprobieren. Die drei Großen teilen sich die Aufgabe des Nacharbeitens in NRW schließlich auf.