Hagen. . Zecken sind in diesem Jahr besonders früh unterwegs. Das bestätigt der Landesbetrieb Wald und Holz. Wir erklären, wie Sie sich schützen können.
Mit den wärmeren Temperaturen im Frühling steigt die Zahl der Zecken in den Wäldern rasant – und damit auch die Gefahr einer Infektion, erklärt der Förster und Sprecher des Landesbetriebs Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, Michael Blaschke. Beobachtungen der vorangegangenen Jahre hätten belegt: Die kleinen Blutsauger kommen immer früher. „Im Mai kommen die Zecken, sagte man früher – das gilt heute nicht mehr“, sagt Blaschke.
Klimawandel sorgt für längere Zeckensaison
Während Waldbesucher üblicherweise vor allem im Mai, Juni und Juli auf Zecken stoßen, dauere die Zeckensaison inzwischen fast ganzjährig an. „Das liegt tatsächlich am Klimawandel und den daraus resultierenden milden Wintern“, sagt Blaschke.
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Gerade Personen, die beruflich in der Natur und im Unterholz tätig sind, sind gefährdet. „Eine Kollegin hat in der Vorwoche über 30 Zecken an ihrer Hose gezählt, während ich hingegen in den vergangenen drei Wochen keine einzige bei mir entdeckt habe“, sagt Stefan Befeld, Revierförster für Ostwestfalen. Er fügt hinzu: „Manchmal ist auch einfach ein wenig Glück dabei, wenn man ohne Zecken aus dem Unterholz kommt.“
Zecken als Überträger von Krankheiten
Laut dem Robert-Koch-Institut geht für den Mensch mit dem erhöhten Zeckenvorkommen in unseren Wäldern ein Risiko einher, da Zecken eine Vielzahl von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen können. Die in Deutschland am verbreitetesten Krankheiten sind zum einen die Borreliose. Sie wird durch Bakterien ausgelöst, weshalb keine Impfung dagegen möglich ist. Erkrankte werden bei einer Infektion mit Antibiotikum behandelt.
Im frühen Stadium der Krankheit zeigen sich Symptome wie Erschöpfung, Fieber und Kopfschmerzen. Im weiteren Verlauf können verschiedene Krankheitszeichen von starken Schmerzen über Herzprobleme bis hin zu einer Hirnhautentzündung auftreten.
Infektion bedeutet nicht gleich Erkrankung
Zum anderen gehört die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) dazu, eine fieberhafte Erkrankung, bei der die Hirnhäute betroffen sind. Mögliche Symptome hierbei sind Erbrechen und Kopfschmerzen. Da sie im Gegensatz zur Borreliose eine Virenerkrankung ist, gibt es keine Medikamente dagegen – dafür aber eine Impfung.
Nach Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts wurde nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Betroffenen eine Borrelien-Infektion nachgewiesen. Allerdings erkrankt nur ein kleiner Teil der Infizierten, insgesamt ist bei 0,3 bis 1,4 Prozent der Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen.
Diese Mittel helfen gegen Zecken bei Menschen
Bei Aufenthalt im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz empfiehlt Revierförster Befeld das Tragen von geschlossener Kleidung: „Lange Hosen und lange Ärmel, die Strümpfe über die Hosenbeine ziehen, damit die Zecken nirgendwo reinkommen – das hilft“, so Befeld.
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt zudem die Anwendung von Schutzmittel gegen Zecken auf der Haut. Auch das Auftragen auf die Kleidung kann einen zusätzlichen Schutz bringen. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte zudem der Körper nach Zecken abgesucht werden. Insbesondere Kinder sollten gründlich nach Zecken untersucht werden, da sie aufgrund ihrer Körpergröße und der Tatsache, dass Zecken zumeist im Unterholz lauern, besonders gefährdet sind. Das Tragen von heller Kleidung erleichtere zusätzlich das Auffinden von Zecken.
Was bei Zeckenstichen zu beachten ist
Wenn eine Zecke zugestochen hat, sollte sie sobald wie möglich entfernt werden. „Das schnelle und vor allem richtige Rausziehen der Zecke ist entscheidend“, sagt Susanne Glasmacher, Biologin und Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts. Um eine Entzündung zu vermeiden, sollten möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden. „Man kann eine Pinzette, eine Zeckenzange oder Zeckenkarte zum Rausziehen verwenden. Achten Sie allerdings darauf, nicht ruckartig zu ziehen und die Zecke dabei auch nicht zu drehen“, mahnt Glasmacher und fügt hinzu: „Dabei Geduld zu bewahren ist sehr wichtig.“
Eine Untersuchung von Zecken auf Infektionserreger beim Arzt hält die Biologin nicht für notwendig. „Sie müssen nicht sofort zum Arzt rennen, wenn Sie einen Zeckenstich haben. Neben dem schnellen Rausziehen der Zecke ist es zunächst wichtig, auf die Symptome zu achten“, sagt Glasmacher. „Sollte sich in den Folgetagen um den Stich herum eine kreisrote Rötung bilden, sollten Sie die Meinung eines Arztes einholen.“
Zeckengefahr auch für Tiere gestiegen
Da Zecken vor allem in Hunde- und Katzenhöhe im hohen Gras und Gebüschen lauern, sind besonders Kleintiere Opfer von Zecken. Tierarzt Dr. Carsten Weber ist verwundert über das frühe Zeckenvorkommen in diesem Jahr: „Bereits im Februar kamen erste Hundehalter wegen Zeckenbefalls bei ihren Tieren zu uns. Mittlerweile behandeln wir täglich etliche Fälle von Zeckenstichen in unserer Praxis“, so Weber.
Bei Hunden sollte auf Prophylaxe gesetzt werden
Der Veterinärmediziner rät deshalb schon vor dem Spaziergang im Wald Maßnahmen gegen Zecken anzuwenden. „Bei Tieren ist die prophylaktische Behandlung entscheidend. Dabei können Hundehalter mit einem speziellen Halsband und Tabletten für ihre Vierbeiner einer Infektion vorbeugen“, so Weber. Allerdings gäbe es kein Mittel, das Zecken grundsätzlich davon abhalten würde, sich an die Tiere zu heften, weshalb das Tier nach dem Waldbesuch immer nach den ungebetenen Gästen kontrolliert werden sollte.
Nicht zu empfehlen seien ebenso beliebte wie ineffiziente Hausmittel wie Teebaum- oder Kokosöl. „Der Einsatz dieser Mittel erzielt keinen Effekt“, so Weber. „Sie verursachen sogar eine Leberveränderung bei den Hunden, deshalb kann ich nur davon abraten.“