Hagen. . Das Ehepaar Süss aus Hagen hat sieben Kinder. Die Feiertage sind Erholung und Stress in einem – und die Dimensionen des Einkaufs beachtlich.
Victoria Süss und ihr Mann Torsten schütteln den Kopf. „Ohne Rituale und Gewohnheiten geht es nicht“, sagen sie. Gerade jetzt, wenn alle zu Hause sind. Ist ja schließlich Ostern. Feiertage. Ferien. Urlaub. Alle da. Full house. Voll, Süss.
Sieben Kinder hat das Ehepaar aus Hagen. In Worten: sieben. 17 Jahre der Älteste, 10 Monate die Jüngste. Wie is‘n das so: Ostern in der Großfamilie? Und was wenn es keine Rituale gäbe? „Dann würde das Chaos ausbrechen“, sagt Mama Süss. Dann erst? Wie machen die das?
Geheimsache Eier färben
Es ist ja allein schon nicht leicht, sich alle Namen zu merken. Fabian Alexander ist der Älteste, nach ihm kamen Jan Niklas (15), Kilian Marc (12), Philipp Joel (10), Leon Julian (5), Ben Torsten (2) und im vergangenen Sommer Melody Jane Victoria. Die glorreichen Sieben.
„Ostern ist aufregend“, sagt Philipp und schiebt sich die Brille den Nasenrücken hoch. „Ich freue mich immer besonders aufs Eierfärben. Da kann ich draufmalen, was ich will.“ Und was? „Sag ich noch nicht.“ Geheimsache, versteht sich. Wenn der Osterhase jedes Jahr unentdeckt davon kommt, dann darf man sich als Kind auch mal ruhig etwas rätselhaft geben.
Neue Verstecke sind rar
Fest steht, dass es genug zum Pinseln gibt. 130 Eier hat die Familie gekauft. Karfreitag am Abend werden sie jedes Jahr zusammen bemalt. Eines der Rituale. Alle machen mit. „Weil es den Kleinen so gut gefällt“, sagt Fabian und lächelt. Er und ein paar seiner Geschwister wissen, wie der Hase an Ostern läuft – und ob überhaupt. „Aber wir sagen nix, um den anderen die Freude nicht zu nehmen.“
Wie von Zauberhand liegen da jeden Ostersonntagmorgen kleine Nester für die Kinder. Nur wo sie liegen, ist, na klar, Geheimsache. Am Abend vorher bereitet … der Osterhase … alles vor und versteckt sie in der Wohnung. „Zwei, drei Stunden“ dauert das, schätzt Torsten Süss. „Es ist gar nicht so leicht für den Osterhasen, jedes Jahr neue Verstecke zu finden“, lächelt Victoria Süss. Die Kinder hören zu.
Kein Versteck wird verraten
Die ersten sind so aufgeregt, dass sie um 6 oder 7 Uhr schon wach sind. Aber gesucht wird erst nach dem gemeinsamen Frühstück. Und gefunden manchmal erst am Nachmittag. Fabian hatte, als er noch jünger war, einmal schon fast die Tränen in den Augen. Dann fand er sein Nestchen mit Schokolade – im Wäschekorb. Wer das Nest eines anderen findet – und die Wahrscheinlichkeit ist hoch – darf nichts verraten. „Machen wir auch nicht“, sagt Kilian – und grinst ein Grinsen, das sagt: manchmal.
Zwölf Filets, fünf Kilo Kartoffeln
Große Geschenke gibt‘s keine. Das macht Ostern leichter als Weihnachten, wenn ab Juni die ersten Vorbereitungen laufen. Dieses Mal hat die Familie im März angefangen: Fensterbilder und Gardinen in Osteroptik sind seine Sache, sie kümmert sich um die Dekoration. Küken und Hasen überall im Hausflur, ein Hase als Willkommensgruß an der Wohnungstür, Hasen als Stuhlhussen, sechs Kalender im Flur an der Wand (ja, es gibt Osterkalender mit 21 Türchen), riesige aufblasbare Eier auf der Gartenlaube. Sechs Umzugskartons werden an Deko in und vor der Wohnung verteilt. Jeder hilft, so gut er kann. „Ohne die Hilfe der Älteren würde vieles auch nicht gehen“, sagt Torsten Süss.
Wichtige Frage auch: Wessen Lieblingsgericht wird gekocht? Und sind die anderen dann beleidigt? „Meine Kinder essen alles“, sagt Victoria Süss. Karfreitag gibt‘s jedes Jahr Lachsfilet und Kartoffeln. Nur die Portionen sind über die Jahre angewachsen. Zwölf Filets, fünf Kilogramm Kartoffeln mittlerweile. Ostermontag wird immer schon Falscher Hase serviert. Viereinhalb Kilogramm Hackfleisch braucht‘s dafür. Eines der Kinder (keine Ahnung welches, Überblick verloren) holt den Topf, mit dem oft gekocht wird. Es muss der Kessel sein, in den einst Obelix fiel. „Ich freue mich aufs Essen“, sagt Kilian. „Er hat eigentlich nur einmal Hunger: immer“, sagt die Mama. Über dem Esstisch hängt ein Poster: „Wo Liebe den Tisch deckt, schmeckt es am besten.“
Familienfeiern mit 100 Gästen
Darum geht es ja eigentlich auch an Ostern: Besinnung aufs Wesentliche. „Das Schönste“, sagt der Älteste, „ist das Zusammensein mit der ganzen Familie, denn das ist an normalen Tagen eher schwierig ist.“ Alle nicken. Fabian macht eine Ausbildung zum Industriemechaniker und verlässt um 6 Uhr das Haus. Der Papa kommt dann schon fast wieder nach Haus, weil er nachts für ein Logistikunternehmen arbeitet. An Ostern haben sie alle Zeit füreinander.
Weitere Teile der Familie einzuladen, kommt allerdings nicht infrage. „Dann wären wir ja 100 Leute“, lacht Torsten, selbst eines von 16 Geschwistern. Sein Vater ist 48-facher Opa. „Wir haben ihm irgendwann verboten, für jedes Enkelkind ein Osternest zu besorgen.“