Hagen. . Die A45 nimmt eine Sonderrolle im NRW-Verkehr ein: 38 Brücken müssen bei vollem Betrieb neu gebaut werden. Das dauert und kostet mehr als geplant.

Wenn man im Bild bleiben möchte, dann ist an vielen Stellen in Nordrhein-Westfalen ein durchgehender Ton zu hören. „Wir kennen den Herzschlag der Straße“, sagt Jan Lohoff. Er ist Leiter der im Herbst eingerichteten Stabsstelle Baustellenkoordination beim Landesbetrieb Straßen NRW.

In dieser Funktion hat er ­reichlich Arbeit. Baustellen müssen aufeinander abgestimmt werden, um die Belastungen für die Autofahrer nicht zu groß werden zu lassen. Zuletzt sei es gelungen, Bauzeiten zu verkürzen, sagt Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek. Ein Hebel: Bonuszahlungen für Firmen, die sich beeilen, Strafzahlungen für die anderen.

2,5 Milliarden Euro in 15 Jahren

Auf der A 45 aber sieht das anders aus. Die Erneuerungsarbeiten dort nehmen eine Sonderstellung ein, weil so viele Brücken betroffen sind: 38. In den kommenden 15 Jahren sollen sie alle neu gebaut werden. Im laufenden Betrieb. Kosten: 2,5 Milliarden Euro. Straßen NRW hat nun neue Zahlen vorgelegt, wie es um diese Mammutaufgabe bestellt ist. Erkenntnis: Vieles dauert länger und kostet daher auch mehr als einst im Bundesverkehrswegeplan 2015 veranschlagt.

Fünf Brückenbaumaßnahmen stehen in den kommenden zwei Jahren auf der A 45 an, zwei Großbaustellen existieren bereits.
Fünf Brückenbaumaßnahmen stehen in den kommenden zwei Jahren auf der A 45 an, zwei Großbaustellen existieren bereits.

Beispiel: die Lennetalbrücke in Hagen. Dort laufen die Arbeiten bereits ebenso schon wie an den Talbrücken Rälsbach und Rinsdorf nahe Siegen. Die Lennetalbrücke sollte nach ursprünglicher Planung 2018 fertiggestellt sein, zuletzt war von 2019 ausgegangen worden. Nun dürften die Arbeiten erst Ende 2020 beendet sein, prognostiziert Karl-Josef Fischer, Leiter der Koordinierungsstelle A 45. „Der Mittelteil der Brücke hat uns mehr Probleme bereitet als gedacht“, sagt Fischer. Die avisierten Kosten von 105 Millionen Euro lassen sich nicht halten. Die Brücke bewegt sich auf 130 Millionen zu. Stahl wurde teurer, Baufirmen erhöhten die Preise, die Transportwege wurden weiter, weil die herkömmlichen Wege dem Schwerlastverkehr zum Teil nicht gewachsen waren.

„Nicht überall gleichzeitig bauen“

Der Neubau der Brücken zwischen Lüdenscheid-Nord und Hagen-Süd (Sterbecke, Eichelnbleck, Brunsbecke, Kattenohl, Sürenhagen) hätte zwar oberste Priorität, sagt Fischer, weil sich der Verkehr auf dieser Strecke oft beträchtlich staue. Bis zu 100.000 Fahrzeuge sind in Richtung Westhofener Kreuz auf der A 45 täglich unterwegs. Aber er sagt auch: „Wir können nicht überall gleichzeitig bauen. Wir müssen auch an Erholungsstrecken für die Autofahrer denken.“ Also Bereiche, in denen die Fahrbahnen nicht verengt sind. Dazu gibt es gesetzliche Vorgaben.

Aber zumindest die Talbrücken Kattenohl und Brunsbecke sind sehr bald an der Reihe. Am 3. April lässt sich NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst dort sehen zum Spatenstich. Rund ein Jahr später sollen die Arbeiten an der Talbrücke Sterbecke beginnen und der Talbrücke Eisern beginnen. Es folgen im Frühjahr 2021: die Talbrücke Ottfingen und die Talbrücke Landeskroner Weiher im Süden.

Probleme mit der Gründung

In unmittelbarer Nähe wird bereits seit September 2017 an der Talbrücke Rälsbach gearbeitet, auch dort nicht komplikationsfrei. Zwar waren Bodengutachten eingeholt worden, aber an der Stelle, wo der Pfeiler im Fels verankert werden sollte, traten Probleme auf, weil der Fels nach unten wegbrach. „Allein das hat uns neun Monate Bauzeit gekostet“, sagt Fischer. Stillstand bedeutet Zeitverlust und steigende Kosten. Das Bauprojekt bewegt sich zusammen mit der benachbarten Talbrücke Rinsdorf auf einen dreistelligen Millionenbetrag zu.

In Rinsdorf wird – erstmals in Deutschland – eine ganze Brücke mitsamt des Unterbaus seitlich verschoben. Der Querverschub eines oberen Brückenteils ist Normalität. In diesem Fall aber werden die Pfeiler auf Edelstahlplatten um 20 Meter an die richtige Stelle geschoben. 100.000 Tonnen, die millimetergenau bewegt werden müssen. „Fast so schwer wie der Kölner Dom“, sagt Fischer.