Hagen. . Wurst mit Rattengift, Köder mit Rasierklingen: Meldungen über verletzte Hunde verunsichern Halter. Die Täter sind schwer zu fassen.

Der jüngste Hinweis kommt aus Brilon. Eine Frau war dort im Wald spazieren – und musste kurz darauf mit ihrem zwölf Jahre alten Mischlingsrüden zum Tierarzt: Verdacht auf Vergiftung, Erbrechen herbeiführen, Kreislaufzusammenbruch, Infusionen für das Tier.

„Was um alles in der Welt, lässt Menschen Tiere so sehr hassen, dass sie so etwas tun“, fragte sie ­später in einem sozialen Netzwerk und warnte: „An alle Hundehalter in Brilon und Umgebung: Passt auf eure Fellnasen auf! Diese Schweine sind absolut skrupellos! Wir haben auch schon Würstchen mit Rasierklingen auf einem Kinderspielplatz gefunden!“

Warnung in Bad Laasphe

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Immerhin: Die Geschichte hatte ein glimpfliches Ende. Dem Tier geht es wieder besser. Andere hatten zuletzt weniger Glück.

Vor einigen Tagen musste die Verwaltung der Stadt Bad Laasphe Hundebesitzer vor einem Spaziergang im Bereich des Amalienweihers warnen. Ein Unbekannter ­hatte offenbar Wurststücke mit Rattengift versehen und ausgelegt. Ein Hund musste eingeschläfert werden.

Zwei Hunde verstarben Ende des vergangenen Jahres innerhalb weniger Stunden in Wetter, nachdem sie wegen Symptomen einer Vergiftung behandelt werden mussten. Ihre Besitzer wohnten in derselben Straße, gingen am nahe gelegenen Harkortberg spazieren.

Rasierklingen oder Gift

Immer wieder gibt es Meldungen über verhängnisvolle Wurstköder. Mal sind sie gefüllt mit Tackerklammern, mal mit Stecknadeln, mit Rasierklingen oder mit Gift. Feige, arglistig, gemein.

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„Das sind durchgedrehte Irre, die sowas machen“, sagt Birgit Ganskow, 1. Vorsitzende des Hagener Tierschutzvereins. Sie sagt aber auch: „Diese vorsätzlichen Fälle sind selten. Nicht jedes Mal, wenn Hundebesitzer denken, ihr Hund sei vergiftet worden, ist das auch der Fall.“ Sie mahnt zur Besonnenheit in einer nicht nur für Hundehalter hoch emotionalen Sachlage: „Damit die Polizei nicht für jedes weggeworfene Butterbrot ausrücken muss.“ Manchmal ist es auch bloße Fahrlässigkeit im Kampf gegen Ratten oder Schnecken, die die Beamten auf den Plan ruft.

Tatsächlich kümmert sich die Polizei im Ernstfall um derlei Angelegenheiten. Zumindest wenn ­Anzeige erstattet wird. Aber nicht immer gibt es einen Beschuldigten. Schon gar nicht immer ein verwertbares Beweisstück. Und selbst wenn doch, kann es sein, dass die Staatsanwaltschaft es nicht weiter untersucht. Die Erfolgsaussichten im Kampf gegen die Täter sind ­miserabel.

Anzeige unter Nachbarn

„Die Tat ist schwer nachzuweisen“, sagt Birte Hengsten, Kriminalhauptkommissarin für Umweltdelikte im Hochsauerlandkreis: „Es sei denn der Nachbar ist dabei gesehen worden, wie er etwas in den Nachbargarten geworfen hat.“ An einen Fall einer Anzeige über den Gartenzaun kann sich Birte Hengsten erinnern. Mutmaßliche Motivlage: Ärger über Hundekot, über Hundegebell. Militante Hundehasser gibt es.

Genaue Zahlen über versuchte, vollendete oder fahrlässig ausgelöste Angriffe auf Hunde sind schwer zusammenzutragen – selbst mit Hilfe der Polizeibehörden. Grund: Hunde können Gegenstand einer Sachbeschädigung sein oder aber eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. In Hagen gab es im Jahr 2018 elf Verstöße gegen das Tierschutzgesetz: darunter auch Fälle, in denen Hunde bei Hitze im Auto eingeschlossen wurden.

Bis zu drei Jahre Haft

Überführten Tätern drohen empfindliche Strafen. Zum einen handelt es sich um einen Akt der Sachbeschädigung, zum anderen ist es ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Es drohen bis zu drei Jahre Haft oder eine hohe Geldstrafe.

Birgit Ganskow, die Tierschützerin, nimmt vor allem die Herrchen und Frauchen in die Pflicht. „Hundehalter müssen auf ihre Tiere acht geben, sie haben eine Aufsichtspflicht“, mahnt sie: „Ich kann meinen Hund nicht 100 oder 200 Meter weit vorauslaufen lassen und auf mein Handy gucken. Denn dann bietet nur noch ein Maulkorb ausreichenden Schutz. Aber den wollen die meisten Hundebesitzer nicht einsetzen.“