Hagen. . Schon 15 Gemeinden in Südwestfalen haben Interesse an der Gründung eines Ko-Dorfes signalisiert. Dort sollen IT-Experten leben und arbeiten.
Eigentlich wollte Frederik Fischer im März nur für zwei, drei Tage nach Südwestfalen kommen, um seine Idee vor Ort mit Kommunalpolitikern zu besprechen. Nun muss der Journalist und Digital-Experte aus Berlin deutlich mehr Zeit für den Trip einplanen: Sein Vorhaben, in der Region ein sogenanntes Ko-Dorf für IT-Experten zu gründen, stößt auf ein riesige Resonanz. Nach der ersten Berichterstattung dieser Zeitung vor einer Woche haben zahlreiche weitere Interessenten Kontakt mit dem 37-Jährigen aufgenommen.
„Den Nerv der Zeit getroffen.“
Mittlerweile gibt es seinen Angaben zufolge bereits aus 15 Gemeinden in Südwestfalen Rückmeldungen. Nicht nur Bürgermeister aus der Region wollen sich mit Fischer treffen, auch Unternehmer finden die Idee, ein kleines Dorf für junge Digitalarbeiter zu bauen, faszinierend. „Ich glaube, wir haben den Nerv der Zeit getroffen“, sagt Fischer.
Das Ko-Dorf soll aus etwa 50 kleineren Holzhäusern und Gemeinschaftsgebäuden bestehen, die Facharbeitern aus der IT-Branche moderne (kollaborative) Arbeitsformen und Freizeitmöglichkeiten bieten. Die Hauspreise beginnen bei 100.000 Euro.
Die Zielgruppe besteht unter anderem aus Experten, die sich in den Großstädten nicht mehr wohl fühlen, und aus Wochenend-Pendlern. Die Kommunen stellen das Grundstück mit einer Größe von ein bis zwei Hektar zur Verfügung und schaffen Planungsrecht, die künftigen Einwohner bezahlen den Bau der Häuser.
Mehr als ein Dorf möglich
Im März will Fischer, der mit einem Münchener Architekturbüro zusammenarbeitet, die Gespräche mit den Kommunen vertiefen und mögliche Grundstücke besichtigen. „Im kommenden Jahr könnten die Bauarbeiten dann beginnen“, kalkuliert er. Das Risiko eines wirtschaftlichen Rückschlags sieht der Ideengeber nicht: „Im schlimmsten Fall haben wir Zeit vertan.“
Angesichts der großen Nachfrage geht der Berliner davon aus, dass in Südwestfalen „sehr wahrscheinlich“ nicht nur eins, sondern mehrere Ko-Dörfer entstehen werden. „Sie müssen ja nicht alle genau dasselbe Konzept verfolgen“, sagt er. Hilfreich sei, dass derzeit in Südwestfalen im Rahmen des Strukturförderprogramms „Regionale 2025“ intensiv über die Mobilität der Zukunft nachgedacht werde. Car-Sharing und teilautonomes Fahren passe ideal zur Zukunft des Arbeitens. Die Bewohner eines Ko-Dorfes wollen schließlich nicht nur digital vernetzt sein.