Hagen. . Auch in Kleinstädten kann es schwierig werden, günstig zu wohnen. Die interaktive Karte zeigt, wie teuer der Quadratmeter in Ihrer Stadt ist.

Das Wohnen in deutschen Städten wird immer teurer. Das ist zu einer Binsenweisheit geworden, die sich fast immer auf die Ballungsräume bezieht. „Bezahlbarer Wohnraum ist in NRW längst nicht mehr nur Mangelware in den Großstädten, sondern auch auf dem Land“, warnt Silke Gottschalk, Geschäftsführerin des Deutschen Mieterbundes Nordrhein-Westfalen. Aktuelle Zahlen aus den Wohnungsmarktprofilen der NRW.Bank belegen: Insbesondere im Kreis Olpe und im Siegerland wird das Mieten immer unerschwinglicher.

Wo der Preisanstieg am höchsten ist

In Wenden im Kreis Olpe ist die mittlere Nettokaltmiete für eine wiedervermietete Wohnung im Zeitraum 2015-2017 um 11,3 Prozent erhöht worden. 5,91 Euro zahlt man dort nun pro Quadratmeter – der steilste Anstieg in Südwestfalen. In Kreuztal müssen die Mieter ebenfalls deutlich tiefer in die Taschen greifen als noch im Jahr 2015: 10,6 Prozent mehr kostet hier der Quadratmeter (5,76 Euro).

Zum Vergleich: In NRW ist die Miete um 6,3 Prozent auf 7,04 Euro angestiegen. Doch Kleinstädte liegen eigentlich weit unter diesem Schnitt. Es verwundert daher, dass man in Olpe mittlerweile 6,59 Euro für einen Quadratmeter bezahlen muss (Anstieg von 6,8 Prozent) – nur einen Cent weniger als in der Universitätsstadt Siegen.

Warum Wohnungsbauprojekte scheitern

Dass bezahlbarer Wohnraum im beschaulichen Olpe nicht mehr selbstverständlich ist, macht folgendes Beispiel klar: In der 25.000-Seelen-Stadt im Sauerland wurde jüngst versucht, nahe der Stadtmitte Häuser mit günstigen Mietwohnungen zu bauen.

Alles entspannt im Hochsauerlandkreis?

Im Hochsauerlandkreis sind die Mieten in den vergangenen Jahren vergleichsweise moderat angestiegen. In den meisten Städten zahlen Mieter dort im Schnitt weniger als 5 Euro pro Quadratmeter. „Die Region kann sehr wohl, ohne dass es zu unbezahlbaren Mieten kommt, zur Eigenstärkung, besonders aber auch zur Entlastung der mietteuren Schwarmstädte beitragen. Dazu müssen die Rahmenbedingungen jedoch stimmen“, sagt Josef Lumme, Vorstand der Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede.

Eine Mieterhöhung auf die ortsübliche Vergleichsmiete muss der Vermieter immer begründen. Dabei kann er sich auf einen Mietspiegel berufen, aus dem die Durchschnittsmiete vor Ort für vergleichbare Wohnungen hervorgeht.

Doch für die örtliche Wohnungsbaugenossenschaft wurde das zu einem schier unmöglichen Unterfangen. „Wir werden (...) zwar eine Miete von sieben Euro pro Quadratmeter anbieten können“, erklärt Stefan Kriegeskotte von der Genossenschaft. „Wenn wir aber mit rein wirtschaftlichen Kategorien wie ein Investor kalkulieren müssten, läge die Miete bei rund acht Euro.“ Bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung ergäbe das eine Kaltmiete von 650 Euro – für eine kleine Familie mit geringem Einkommen kaum zu stemmen.

Aber warum scheitern Projekte wie das in Olpe? Zum einen liegen die Probleme auf der Angebotsseite, sagt Berndt Erlenkötter. Der Vorstandsvorsitzende der Schwelmer und Soziale Wohnungsgenossenschaft eG beobachtet seit vielen Jahren den heimischen Markt. „Der Bau von neuen Wohnungen wird durch steigende Grundstückspreise und explodierende Baukosten – auch durch die gesetzlichen Anforderungen an das Bauen – immer teurer, was im Ergebnis natürlich zu höheren Mieten führt“, sagt Erlenkötter. Dazu kommt eine sinkende Leerstandsquote in den Städten.

Die Nachfrage steigt

Die Nachfrage nach günstigen Wohnungen steigt hingegen. „Seit 2015 sind in unserer Region wieder Zuwächse in der Bevölkerung zu verzeichnen. Diese Entwicklung war maßgeblich auch durch migrationsbedingte Zuwanderung beeinflusst“, sagt Berndt Erlenkötter. Außerdem weichen immer mehr Menschen, die sich das Großstadt-Leben nicht mehr leisten können, aufs Land aus. „Auch wenn der Wohnungsmarkt heute in unserer Region noch als entspannt betrachtet werden kann“, mahnt Erlenkötter, „können diese Entwicklungen zukünftig zu einer Verknappung von günstigem Wohnraum führen.“

Bei der Suche nach Lösungen sehen Mieterverbände und Gewerkschaften Land und Kommunen in der Pflicht. Neben dem Erhalt und dem Ausbau des Mieterschutzes, brauche man mehr staatliche Zuschüsse, sagt Sabine Graf vom Deutschen Gewerkschaftsbund NRW: „Der Markt wird es leider nicht richten, das haben die vergangenen Jahre deutlich gezeigt.“