Hagen. Frederik Fischer plant in Südwestfalen ein Ko-Dorf für Digitalarbeiter. Der Berliner hat bereits Gespräche mit Gemeinden im Sauerland geführt

Frederik Fischer will aufs Land. Genauer gesagt: ins Dorf. Noch genauer: ins Ko-Dorf. Es bietet Bewohnern eine digitale Infrastruktur und eine Menge Lebensqualität. Denn es soll in Südwestfalen entstehen. Die Einzelheiten:

Das Dorf

Das Ko-Dorf besteht aus etwa 50 kleinen Häusern und Gemeinschaftsgebäuden. Es benötigt eine Fläche von ein bis zwei Hektar. Um die Kosten zu minimieren, sollen die meisten Gebäude aus Holz gebaut werden. Die kleinsten Häuser sind Tiny Houses mit einer Wohnfläche von 30 Quadratmetern, sie kosten ab 100.000 Euro. Je nach Wunsch der Bewohner und nach den Gegebenheiten der Umgebung können eine Kita, ein kleines Kino und Gastronomie integriert werden. Und: „Ein Breitbandzugang ist unerlässlich“, sagt Fischer.

Die Zielgruppe

Fischer nennt die Menschen, die im Ko-Dorf leben sollen, Digitalarbeiter. Es muss sich dabei aber nicht zwingend um IT-Experten handeln; auch Start-Ups, Freiberufler und Facharbeiter der mittelständischen südwestfälischen Unternehmen finden dort gute Bedingungen vor. Vor allem für Wochenend-Pendler aus den Ballungsräumen dürfte das Ko-Dorf einen Reiz ausüben. Auch ältere Menschen, denen ihr eigenes Haus zu groß geworden ist, könnten ins Dorf ziehen. Oder Studienabsolventen, die zurück wollen in ihre Heimat.

Der Ideengeber

Frederik Fischer ist ein Mann mit vielen Ideen. Der gelernte Journalist fungiert als Chefredakteur des Nachrichtenportals „piqd“, baute das digitale Magazin „Krautreporter“ mit auf und beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit Innovationen und Digitalisierung. „Die Technik soll dem Menschen dienen und seine Lebensqualität erhöhen“, sagt der 37-jährige Berliner.

Anschauungsobjekt an der Ostsee

Das in das Projekt eingebundene Münchener Architekturbüro agmm hat bereits Erfahrungen mit ähnlichen Projekten. Es hat an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns das Dorf „Meerleben“ verwirklicht.

Eine Baugemeinschaft mit 13 Mitgliedern hat dort die Finanzierung übernommen und trägt die Gemeinschaftskosten.

Die Finanzierung

Die Baukosten für ihre Häuser tragen die Ko-Dörfler selbst. Dank Vorfertigung und Standardisierung sollen die aus Holz gefertigten Gebäude bezahlbar bleiben. Für das Vermietungsmanagement sowie um die Pflege der Gemeinschaftsflächen und -gebäude ist eine Genossenschaft zuständig.

Die Resonanz

Mehrere Gemeinden in Südwestfalen haben mit Fischer bereits Gespräche über die mögliche Ansiedlung eines Ko-Dorfes geführt. Aus Meschede heißt es beispielsweise: „Wir denken hinsichtlich der Etablierung von Coworking Spaces im ländlichen Raum in verschiedene Richtungen und werden das Thema weiter verfolgen.“ Rolf Dreier, bei einem großen mittelständischen Unternehmen im Sauerland für Digitalisierung und Innovation verantwortlich, sagt: „Die Idee, ein Ko-Dorf zu gründen, ist sowohl zeitgemäß als auch in die Zukunft gerichtet. So können wir Facharbeiter in unsere Region locken und sie auch hier halten. Vielleicht fahren sie am Wochenende nach Hause, aber sie können sich hier eine zweite Heimat aufbauen.“ Dreier weiß, wovon er spricht: Er hat in Attendorn ein Co-Living Space initiiert und für Kollegen umgesetzt. Das ist eine moderne Wohnform, die sich den Bedürfnissen der Gesellschaft und der Arbeitswelt anpasst

Die nächsten Schritte

Fischer will im März mit den interessierten Städten weitere Gespräche führen und sich anschließend die möglichen Grundstücke anschauen. „Wenn wir dann das Gefühl haben, dass alles passt, schalten sich die Architekten ein. Sie entwickeln eine Präsentation für den Gemeinderat.“ Anschließend könnte Baurecht geschaffen und das Ko-Dorf den Interessenten digital und per Roadshow vorgestellt werden. „Dann bildet sich die Baugruppe, und es geht los“, sagt der Ideengeber. Möglich ist auch, dass eine Gemeinde den Bau eines Ko-Dorfes als Projekt für das Förderprogramm „Regionale 2025“ vorschlägt.

Ach ja: Niemand hat gesagt, dass in Südwestfalen nur Platz für ein Ko-Dorf ist...