Hagen. . Wie sich die Fürstin zu Bentheim-Tecklenburg an ihre berühmte Tante Rosamunde Pilcher erinnert und warum sie die Pilcher-Filme im ZDF amüsieren.
In Deutschland ist die Verehrung für Rosamunde Pilcher enorm. Ihre Romane und vielleicht noch mehr – weil noch viel leichter – die Verfilmungen der Stoffe im ZDF, haben die Autorin hierzulande berühmt werden lassen. Im Alter von 94 Jahren starb sie am Donnerstag im schottischen Dundee. In Deutschland war sie tatsächlich nur ein einziges Mal, dabei auf Schloss Hohenlimburg, erinnern sich ihre Nichte, die heutige Fürstin Marissa zu Bentheim-Tecklenburg, und deren Mann Fürst Maximilian im Gespräch mit der WESTFALENPOST.
Welten zwischen Film und Realität
„Es war im Mai 2004. Rosamunde Pilcher war mit ihrem Mann Graham zu Gast bei uns auf Schloss Rheda. Am Abend haben wir ihnen Schloss Hohenlimburg gezeigt“, erzählt Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg, Besitzer des Schlosses. Rosamunde Pilcher eröffnete tagsüber ein großes Gartenfest am Stammsitz der Adelsfamilie in Rheda-Wiedenbrück. Fürst Maximilian: „Das war beim ,Frühling im Park Schloss Rheda’. Rosamunde Pilcher hat signiert, Elke Heidenreich zugehört, die Shakespeare rezitierte. Es war damals für einen Moment null Grad.“ Eine sehr britische Umschreibung für die geringe Begeisterung der Bestsellerautorin für Heidenreichsche Rezitationskünste an diesem Tag.
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Die Erinnerungen an diesen 21. Mai 2004 sind bei der Fürstenfamilie noch hellwach. Rosamunde Pilcher wurde für die vermeintliche Qual des Zuhörens entschädigt. Immerhin, eine stolze Rose wurde an diesem Tag nach ihr benannt, die es noch heute zu kaufen gibt.
Nach dem Parkfest machte man sich aus Ostwestfalen auf zum wohl geschichtsträchtigsten Anwesen der Fürstenfamilie, der Höhenburg Hohenlimburg mit ihrer Jahrhunderte alten Geschichte. Der Fürst übernahm die Führung durch die Gemäuer und über den Wehrgang, ehe die Viererrunde ins damals durch Bernd Lindekamp noch bestens bewirtete Schlossrestaurant wechselte. „Das war ein wirklich sehr lustiger Abend“, erinnern sich Marissa und Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg gern.
Der eigentliche Anlass für den Pilcher-Besuch damals war weder das Gartenfest noch ein Nachhilfegesuch in Bezug auf deutsche Schlösser. Rosamunde Pilchers Ehemann Graham kam 2004 bereits das zweite Mal nach Deutschland, das erste Mal war 1944. Graham Pilcher war Offizier in der britischen Armee und gehörte zu den Landungstruppen der Alliierten in der Normandie. Vor 15 Jahren fand eine Ehrung der Veteranen statt, zu der die berühmte Autorin ihren Mann begleitete. „Das war der eigentliche Grund, aber das wissen die Wenigsten“, erzählt Fürst Maximilian, der mit seiner Frau und den drei Kindern häufig auf der Insel zu Besuch ist und einige Schlösser, in denen die Pilcher-Filme gedreht wurden, gut kennt. „So manches Mal haben wir uns mit den ZDF-Drehteams die Klinke in die Hand gegeben.“ Tatsächlich haben sich Fürstin Marissa und Fürst Maximilian häufiger die Ergebnisse der TV-Verfilmungen angesehen – bei aller Liebesdramatik äußerst amüsiert.
„Es ist eben eine sehr deutsche Interpretation von England zu sehen. Sicher, die Schlösser sehen so aus wie im Film, aber alles andere nicht. Deutsche Inneneinrichter sorgen vor jedem Dreh dafür, dass alles tipptop ist.“ Ein Witz? Nicht, dass hinter südenglischen Schlossmauern per se Unordnung herrscht, aber die Briten sind offenbar schon anders als die Deutschen. Die Fahrzeuge im Film seien immer deutsche Fabrikate. Und wirklich lustig: „Sie sind immer blitzsauber, dabei ist es so, dass alles matschig ist, wenn Sie in England auf dem Land leben“, amüsiert sich der Fürst. In den Filmen gehe es eben um Liebe, die elegante Gesellschaft, „etwas Flucht aus der Wirklichkeit“, kommentiert die Fürstin.
Trauerfeier im engsten Kreis
Nicht unpassend. Dieser Fokus auf das Menschliche sei typisch für ihre Tante, die große Autorin. „Rosamunde Pilcher war kein politischer Mensch. Wir hatten bis zuletzt regelmäßig Korrespondenz mit ihr. Sie hat sich für unsere drei Kinder interessiert, aber für Themen wie den Brexit eher nicht“, ergänzt der Fürst, der sich selbst diplomatisch äußert. „Bei den Briten ist es ein Problem der älteren Generation mit Europa.“ Seine Frau habe es früh geahnt und schon zwei Wochen vor dem Referendum sich einen deutschen und den Kindern einen englischen Pass beantragt.
Um zur Beerdigung auf die Insel zu kommen, bräuchte die Fürstenfamilie die Papiere noch nicht. „Vermutlich fahren wir nicht, auch wenn wir zum engeren Familienkreis gehören.“ In einigen Wochen dürfte es einen Gottesdienst zum Gedenken der Toten geben, meist sei der in London. „Es könnte sein, dass wir dorthin fahren.“ Die Erinnerung an eine große Frau, die einmal in Südwestfalen war, wird ohnehin lebendig bleiben, auch im Fürstenhaus.