Hagen/Burbach. . An der Grenze zu NRW ist wohl ein Tier heimisch geworden. Das Land prüft, Schutzmaßnahmen in angrenzenden Gebieten finanziell zu fördern.
Der Wolf kommt zurück. Mindestens ein Exemplar hält sich unweit des Siegerlandes auf. Im Dezember, wie jetzt bekannt wurde, ist das Tier erneut fotografiert worden. Offenbar ist es heimisch geworden im rheinland-pfälzischen Emmerzhausen, einer Ortsgemeinde an der Landesgrenze. Fünf Kilometer sind es von dort bis nach Burbach in Nordrhein-Westfalen.
Wie in einem Kriminalfall
Das NRW-Umweltministerium bestätigte nun dieser Redaktion, dass es Maßnahmen für die anliegenden Gebiete prüft. Konkret geht es um die Ausweitung der Pufferzone, jenes Bereichs also, der ein Wolfsgebiet (oder ein Wolfsverdachtsgebiet wie in Emmerzhausen) umgibt. Das nahe gelegene Siegerland könnte also bald zu jenen Arealen zählen, in denen Schutzmaßnahmen finanziell gefördert werden.
Die Existenz mindestens eines Wolfs in Emmerzhausen konnte schon mehrfach nachgewiesen werden. Dabei geht es zu wie in einem Kriminalfall: Im Mai und Dezember vergangenen Jahres gelang es, den Räuber zu fotografieren, im August verlief ein DNS-Test erfolgreich. Manchmal finden sich brauchbare Speichelreste an den Tieren, die die Wölfe reißen. Ein Wolfsberater rückt für gewöhnlich zur Spurensicherung an. Die Proben werden zentral im Senckenberg Forschungsinstitut im hessischen Gelnhausen untersucht.
Vermutlich ein Weibchen
Die bisherige Fahndung ergab, dass es sich vermutlich um ein Weibchen handelt, das standorttreu geworden ist. Sechs Monate nach dem ersten DNS-Nachweis muss dieser im gleichen Gebiet ein zweites Mal gelingen, damit im Sprachgebrauch der Fahnder aus dem Wolfsverdachtsgebiet ein tatsächliches Wolfsgebiet wird.
„Unsere Aktivitäten greifen erst, wenn die Kollegen geklärt haben, dass es sich um einen territorialen Wolf handelt“, sagt Dr. Matthias Kaiser vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Wo die Grenze der neuen Pufferzone liegen wird, steht noch nicht fest. „Das Landesumweltamt erarbeitet zurzeit Vorschläge für eine Gebietskulisse“, sagt Peter Schütz, Pressesprecher des Landesumweltministeriums. Und dann müsse man sich anschauen, wie die Umgebung aussieht: „Sesshafte Tiere sind eng an landschaftliche Strukturen gebunden“, sagt Kaiser. „Dichte dunkle Fichtenwälder im Siegerland sind wahrscheinlich weniger ideal als die offeneren Bereiche im Westerwald.“
DNA nachgewiesen
Zunächst aber muss sicher sein, dass die Wölfin, die jetzt auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Rheinland-Pfalz gesichtet wurde, die selbe wie im Mai ist. Die kennt man gut. Ihre DNA wurde auf einem Truppenübungsplatz in Niedersachsen nachgewiesen.
Wie eng ist der Bereich, in dem sich ein sesshafter Wolf bewegt? Kaiser nennt eine Fläche von 100 bis 120 km2. Könnte die Wölfin aus Emmerzhausen also auch für zwei Wildrisse in Attendorn verantwortlich sein? Dort wurde im Januar ein gerissenes Reh aufgefunden, in der vergangenen Woche ein Hirsch. Beide Male wurden DNA-Spuren gesichert und an die zuständigen Stellen verschickt. Ergebnisse stehen noch aus.
Auf Wanderschaft
Wölfe können in einer Nacht bis zu 40 Kilometer zurücklegen. In dem Fall wären es 45. Luftlinie. „Das ist zu weit“, meint Matthias Kaiser. „Aber es gibt immer wieder einzelne Wölfe auf Wanderschaft, die nur ganz sporadisch gesichtet werden.“ Ein Wolf habe sich in Cuxhaven auf den Weg gemacht, sei zweimal in NRW gesichtet worden und dann in der Nähe von Koblenz. Heute sei er im Norden heimisch, aber über den Rückweg wisse man nichts.
In NRW gibt es bislang zwei Wolfsgebiete: eines in Senne in Ostwestfalen-Lippe, eines in Schermbeck am Niederrhein.