Hagen. . Warum Sie Ihrem Chef nicht den „Fisch“ geben sollten und das Smartphone auf dem Tisch Tabu ist. Einblicke in die moderne Business-Etikette.

Peinlicher hätte das Seminar für Sebastian Düvel gar nicht beginnen können. Während seiner Begrüßungsrede sprang dem ­Vorsitzenden der Wirtschaftsjunioren Lüdenscheid der Hosenknopf irgendwo in den schicken Saal des Gasthofes in Altena. Und Düvel stand einfach da. Beschämt. Und ratlos. Die Situation war höchst ­ironisch, denn der Wirtschaftsjunior und seine Vereinskollegen sollten gerade etwas über „Business-Knigge“ lernen. „Ich wusste überhaupt nicht, was ich machen sollte“, lacht Düvel heute.

Gut für den Jungunternehmer, dass er sich Rat bei der erfahrenen Trainerin Elke Schönenberg-Zickerick holen konnte. Die Dozentin für Kommunikation und Rhetorik an der Fachhochschule Südwestfalen gibt seit rund zehn Jahren Knigge-Seminare. Dass man souverän in Bewerbungsgesprächen und im Berufsleben auftritt, sei wichtiger denn je, sagt sie. Wir haben ein paar ihrer Experten-Tipps zusammengefasst.

Der Dresscode

Der schwarze Anzug ist für besondere Anlässe. Zum Beispiel Hochzeiten oder Beerdigungen. Aber nicht für Bewerbungsgespräche oder Geschäftsessen. „Schwarz ist reserviert für Führungskräfte. Tragen Sie lieber Anthrazit, Dunkelblau, Grau oder Braun. Ansonsten ist es abhängig vom Job“, rät Schönenberg-Zickerick. Wer zum Beispiel Soziale Arbeit studiert und Streetworker werden will, ­sollte zum Bewerbungsgespräch nicht im piekfeinen Anzug mit ­Krawatte erscheinen. Ansonsten gilt: Lieber schlicht als dick aufgetragen. Frauen sollten nur dezentes Make-Up auftragen.

Das Händeschütteln

Der Händedruck sollte nicht zu kräftig, aber auch nicht zu lasch sein. „Geben Sie dem Chef nicht den ,Fisch’“, lacht Schönenberg-Zickerick. Genau so wichtig sei es, dass der Vorgesetzte zuerst die Hand reicht. Und: „Grüßen Sie freundlich und nennen Sie Ihr Gegenüber beim Namen.“

Der Smalltalk

Das leichte Gespräch ist eine Kunst für sich. Es soll die Atmosphäre lockern und eventuelle Spannungen vertreiben. Manche Themen sollte man unbedingt vermeiden. „Tabuthemen sind Krankheiten, Tod, Politik, Religion und Geld – wobei das alles situationsabhängig ist“, hat Jungunternehmer Sebastian Düvel gelernt.

Schon beim ersten Gespräch mit dem Chef könne man sich alles kaputt machen. „Der akademische ­Abschluss oder die Ausbildung sind nur Eintrittskarten in ein Unternehmen“, meint Schönenberg-Zickerick. Ohne soziale Kompetenz habe man heutzutage kaum noch Chancen im Job. „Und in der Schule lernen die meisten keine Etikette mehr“, meint Düvel.

Das Essen

Tischmanieren lernen wir von Kind auf – zumindest sollten wir das. Gutes Benehmen beim Essen ist keine Selbstverständlichkeit, findet Elke Schönenberg-Zickerick. „Nicht selten revidieren Chefs dort ihre Meinung, weil der Bewerber sich nicht benehmen kann.“ Ein Beispiel: Wenn der Chef einen Fitness-Salat ordert, sollten Sie nicht das teuerste Steak der Karte bestellen. „Oder wenn Sie nicht richtig Spaghetti essen können, ­lassen Sie es lieber sein“, sagt die Fachhochschul-Dozentin. Nach wie vor gilt die Faustregel: Beim Besteck arbeitet man sich Gang für Gang von außen nach innen. Eine Regel hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen: „Smartphones sind – und das gilt auch für Schlüssel und Portemonnaies – Proletenbesteck. Diese Dinge haben während eines Meetings und beim ­Essen nichts auf dem Tisch zu suchen.“

Die kaputte Hose

Und was macht man nun, wenn sich der Hosenknopf löst? „Herr Düvel hat es mit Humor genommen und es von sich aus angesprochen. Das hat er gut gelöst“, schmunzelt Elke Schönenberg-Zickerick. Ansonsten solle man auf einen ruhigen Moment warten und unter vier Augen dezent darauf hinweisen, dass die Hose kaputt ist. Das hat Sebastian Düvel jetzt gelernt. Vor allem das.