Paderborn. . Im Erzbistum sind drei neue Missbrauchsfälle bekannt geworden. Paderborn will mit Präventionskonzept sexuelle Gewalt künftig verhindern

Drei neue Fälle von sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen sind im Erzbistum Paderborn seit dem Abschluss der Missbrauchs-Studie 2015 bekannt geworden. „Ein Fall ist rechtskräftig abgeschlossen, in beiden anderen Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft“, sagte Bistums-Sprecher Thomas Throenle auf Anfrage unserer Zeitung.

Auf den Missbrauchsskandal reagiert das Erzbistum unter anderem mit einem Präventionspaket. Nach begründeten Vorwürfen würden Beschuldigte sofort suspendiert und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, so Throenle weiter. Alle Haupt- und Ehrenamtlichen, die Kontakt mit Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen haben, müssen in regelmäßigen Abständen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Auch für Priester sind Präventionsschulungen Pflicht. Das Thema sexueller Missbrauch ist Gegenstand der Ausbildung von Priesteramtskandidaten. „Einen Generalverdacht gegenüber Priesteramtskandidaten lehnen wir ab“, unterstrich Throenle jedoch.

Hohe Dunkelziffer

Mindestens 111 Priester im Erzbistum Paderborn sind verdächtig, zwischen 1946 und 2015 insgesamt 197 Opfer, meist männliche Jugendliche, missbraucht zu haben. Diesen aktenkundigen Zahlen steht eine vermutlich weit höhere Dunkelziffer gegenüber.

Allerdings legt das Erzbistum die Tatorte nicht offen. Dies geschehe aus Gründen des Opferschutzes, heißt es in Paderborn. Missbrauchsfälle, die erst jetzt bekannt werden, geben jedoch zu der Vermutung Anlass, dass einzelne Priester an mehreren Orten des Erzbistums sexuelle Straftaten begangen haben.

Den katholischen Laienverbänden reichen die Anstrengungen der Bischofskonferenz zur Aufklärung des Missbrauchs-Skandals nicht. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken betrachtet die Aufarbeitung der Verbrechen als „Nagelprobe“ für die Überlebensfähigkeit der Institution Kirche und kritisiert, dass konkrete Vereinbarungen, Ziele und Zeitpläne fehlen.