Hagen. Vom Mondschlitten bis zur Bohnenranke: Wir stellen berühmte Mondfahrten in Literatur und Märchen vor.
Hinter dem Mond spielt künftig die Musik. Seit China eine Sonde auf der dunklen Seite des Erdtrabanten landen konnte, steht der kosmische Nachbar wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Nicht nur Astrophysiker geraten darüber ins Schwärmen, sondern auch Musiker, Literaten, Maler und Filmemacher. Denn: Die Mondbegeisterung in den Künsten ist so alt wie die Fähigkeit zum Zeichnen oder Schreiben selbst.
Erst mit der Erfindung des Fernrohrs erhalten die Erdbewohner allerdings ein Fenster zum All und begreifen, dass Frau Luna ein physikalischer Himmelskörper ist.
Galileos Experimente
Redensarten, die der Mond uns liefert
In den Mond gucken: Das Nachsehen haben.
: Nicht mit dem Fortschritt mitkommen, unmodern sein.
Mondschlösser: Gebäude, die nur in der Phantasie existieren.
Den Mond anbellen: Vergeblich gegen etwas Unabänderliches antreten.
Jemanden auf den Mond schießen: Ihn loswerden wollen.
Im Jahre 1609 führt Galileo Galilei mit seinen selbst gebauten Teleskopen die ersten dokumentierten Mondbeobachtungen durch. Die Ergebnisse erschüttern das damalige Weltbild. Aus der Welt wird nun die Erde, Teil eines Systems von Sternen, Planeten und nicht mehr einzigartig.
Seit das Nachtgestirn durch das Fernrohr nahe rückt, überlegen Schriftsteller, wie sie Menschen auf den Mond schießen können. Mit welcher Technik kommt man gut nach oben? Wir haben die schönsten literarischen Mondfahrten für Sie zusammengestellt.
Bohnenranke
Die Mondlandung mit Hilfe einer Bohnenranke ist erstaunlich beliebt. In dem englischen Märchen „Hans und die Bohnenranke“ reist der Held mit Hilfe von Zauberbohnen in den Himmel, wo ein Riese wohnt, und macht dort sein Glück. Forscher vermuten, dass es sich dabei um eines der ältesten Märchen der Menschheit handelt. Die Bohnenranke erinnert an den Mythos vom Weltenbaum, der die Erde und den Himmel verbindet, indem er den Himmel trägt.
Auch Baron Münchhausen klettert auf einer Bohnenranke zum Mond, um seine silberne Axt zurückzuholen. Diese Lügengeschichte hat das Ziel, eine naturgesetzliche Unmöglichkeit darzustellen. Aber stimmt das auch?
Weltraumfahrstuhl
Das Konzept des Weltraumfahrstuhls, das im Übrigen wissenschaftlich durchaus ernsthaft diskutiert wird, weist erstaunliche Parallelen zur guten alten Bohnenranke auf. Denn dieser Lift führt eine Kabine entlang eines gespannten Führungsseils zwischen einer Basisstation am Äquator und einer Raumstation hinter dem geostationären Orbit in 35.786 Kilometer Höhe. 1895 erdachte, vom Eiffelturm inspiriert, der russische Weltraumpionier Konstantin Ziolkowski bereits einen 35.786 Kilometer hohen Turm in den Weltraum. In der Literatur wird die Idee häufig aufgegriffen, zuletzt von Frank Schätzing in seinem Roman „Limit“. Das zentrale Thema des Thrillers von 2009 scheint immer aktueller zu werden. Auf dem Mond kann bei Schätzing das Heliumisotop Helium-3 abgebaut werden, welches zur Energiegewinnung auf der Erde dient und damit die erdölbasierte Energiewirtschaft überflüssig macht, was die Ölkonzerne zu verhindern suchen.
Flugobjekt, von einer Kanone abgefeuert
Jules Vernes Roman „Von der Erde zum Mond“ löst 1865 in Europa ein regelrechtes Mondfieber aus. Verne hat viele Einzelheiten der ersten echten Mondfahrt schon vorausgesagt. Hier die Fiktion: Seine Helden konstruieren eine Kanone, die ein bemanntes zylindrisch-konisches Geschoss ins All katapultieren kann. Diese Abschussrampe wird im US-Bundesstaat Florida aufgestellt, da dieser relativ nahe am Äquator liegt. Länder der ganzen Erde beteiligen sich an den Kosten des Projekts. Allerdings verfehlt die Raumkapsel den Mond und landet stattdessen in der Umlaufbahn.
Jacques Offenbach komponiert 1875 nach diesem Roman seine Operette „Voyage dans la lune“. Darin werden die Protagonisten in einer Schale von einer Kanone ins All geschossen.
H. G. Wells lässt in seinem Roman „Die ersten Menschen auf dem Mond“ (1901) seine Hauptfiguren in einer großen Hohlkugel auf den Mond fliegen, die Frage der Schubkraft bleibt dabei offen.
Ballon
Zu den märchenhafteren Beförderungsmitteln gehört der Ballon, in dem das Personal der Operette Frau Luna von Paul Lincke sich in Richtung Schwerelosigkeit aufmacht. Lincke hat seine Operette 1899 unter dem Eindruck von Jules Vernes Roman komponiert; im Mittelpunkt steht weniger die Fahrt als die phantastische Ausgestaltung der Mondbevölkerung.
Mondschlitten
Peterchens Mondfahrt darf natürlich in dieser Aufzählung nicht fehlen. Die Kinder kommen darin ganz einfach auf den Mond, weil sie vom Maikäfer Sumsemann das Fliegen lernen. Die Milchstraße bereisen sie im Mondschlitten des Sandmannes. Aber auch hier kommt eine Kanone zum Einsatz. Mit der müssen die Reisenden auf den Mondberg geschossen werden, wo der Mondmann wohnt.