Bad Laasphe. . Die zehnjährigen Max Weigel und Travis Weber beobachten einen Unfall, finden das Tatauto und geben der Polizei entscheidende Hinweise.
Es ist soweit: Heute ist Heilig Abend, überall riecht es nach gebrannten Mandeln, Mandarinen, Zimt und Tannen. Die meisten Geschenke sind verpackt. Vielleicht ist sogar ein neues Fahrrad dabei? Max Weigel und Travis Weber aus Bad Laasphe im Wittgensteiner Land würde das bestimmt gefallen. Die zwei Zehnjährigen sind seit Jahren beste Freunde. Gemeinsam verbringen sie viel Zeit zusammen – und das gerne auch auf ihren Rädern.
Es gibt wohl kaum eine Straße im Ort, die die beiden noch nicht entlanggefahren sind. „Wir fahre gerne herum und hängen zusammen ab“, sagt Max Weigel und grinst. Gemeinsam mit seinem Freund Travis, dessen Mutter und seinen Eltern sitzt er bei sich Zuhause im gemütlichen Wohnzimmer. Auch heute noch sprechen sie über jenen Tag, an dem Max und Travis zu kleinen Helden und damit zu Vorbildern ihrer Mitschüler der Realschule Schloss Wittgenstein und anderen Kindern wurden.
Der ältere Mann
Abhängen und Spaß haben – das wollten die zwei auch in den vergangenen Sommerferien, als sie eine Beobachtung machten. „Ein genaues Ziel hatten wir gar nicht“, sagt Max und schaut zu Travis rüber. Der stimmt ihm nickend zu. Daher seien sie ohne wirklich darüber nachzudenken in Richtung eines Einkaufszentrums gefahren. Kurz vor dem Kreisel geschah es: „Da ist ein älterer Mann über die Verkehrsinsel gefahren, hat ein Schild mitgenommen und ist einfach weitergefahren“, erinnert sich Max.
Viel Zeit zum Überlegen blieb den beiden allerdings nicht. „Wir sind schnell zu meiner Oma gefahren und haben ihr gesagt, was wir gesehen haben. Danach haben wir das alles der Polizei gemeldet“, sagt Travis. Doch damit nicht genug. Sie stiegen wieder auf ihre Räder und fuhren erneut zum Tatort. „Wir wollten schauen, wohin der Mann gefahren ist“, sagt Max.
Spürnasen finden Unfallauto
Und siehe da – auf einem nahe gelegenen Parkplatz fanden die Spürnasen das Unfallauto, das durch den Zusammenprall mit dem Schild eine Delle aufwies. Als wenig später die Polizei auf den Parkplatz fuhr, zeigten Max und Travis ihnen das Auto. Und der Halter? „Der kam kurze Zeit später aus dem Laden heraus und war total irritiert, als wir ihm seine Tür zeigten“, sagt Max und schaut nach unten auf den Tisch: „Wir wollten dem Mann nichts Böses. Der hat davon gar nichts mitbekommen.“
Zivilcourage zeigen
Dennoch war es richtig, der Polizei den Vorfall zu melden. Das findet auch Kriminalhauptkommissar Volker vom Hagen: „Die beiden sind in meinen Augen kleine Helden.“ Gerade junge Menschen seien sehr hilfsbereit und aufmerksam, auch wenn das seiner Meinung nach oftmals untergehe. „Es kommt schon häufiger vor, dass sich Jugendliche sozial engagieren“, sagt er.
Volker vom Hagen war es auch, der die beiden Bad Laaspher Detektive in ihrer Realschule vor den Augen ihrer Mitschüler und Eltern ehrte. Ein aufregender Tag für die beiden gerade einmal Zehnjährigen, die nun stolz, aber vor allem glücklich über ihre Urkunde sind. „Die hänge ich in mein Zimmer“, sagt Travis, und das hat auch Max mit seiner Urkunde vor.
Stolze Eltern
Stolz sind auch ihre Eltern. Von dem Vorfall haben sie allerdings erst an jenem Abend erfahren. „Meine Mutter hat es mir erzählt, als ich nach der Arbeit zu ihr ging. Ich bin so stolz, dass Travis den Mut dazu hatte“, sagt Mutter Sarah Weber. Angst, dass den beiden dabei etwas hätte zustoßen können, habe sie und auch Max Eltern nicht gehabt. „Wir kennen Travis und wissen, wenn die beiden zusammen unterwegs sind, passiert nichts. Die passen für gewöhnlich gut auf. Da vertrauen wir unseren Jungs“, sagt Matthias Weigel und schaut in die Runde – und erntet Kopfnicken und Lachen, auch bei Travis und Max, die ihre Detektivarbeit jederzeit wiederholen würden.
„Wir wussten, das ist Fahrerflucht – und das ist nicht in Ordnung“, sagt Max. Vielleicht sieht man bald noch mehr kleine und große Detektive in Bad Laasphe oder anderswo – ein Vorbild seien Travis und Max laut Kriminalhauptkommissar Volker vom Hagen so oder so.