Attendorn. . Sprecher der Initiative Lebenswertes Repetal sieht Bemühungen der Stadt bei Windkraftplanungen kritisch. Begründung: Kaum Flächen vorhanden.
Immer mehr Bürgerinitiativen im Land, eine undurchsichtige Rechtsprechung und schwindende Aussichten auf Erfolg etwa durch sinkende Einspeisevergütungen: Für Gerd Pulte, Sprecher der Initiative „Lebenswertes Repetal“, ist es offensichtlich, dass die Winkraft in der Hansestadt keine Zukunft haben darf.
In einem offenen Brief, der dieser Redaktion vorliegt, der Verwaltung bis gestern Nachmittag jedoch unbekannt war, fordert er eine öffentliche Debatte darüber, ob die Stadt bei den so wörtlich niedrigen Erfolgsaussichten Investitionen in ihre Projektentwicklungsgesellschaft für einen eigenen Bürgerwindpark tätigen sollte.
Zu wenig Potenzialflächen
Seine Begründung: Die Potenzialflächen, auf denen Windräder überhaupt gebaut werden könnten, hätten sich auf ein Minimum reduziert. Ursache dafür seien unter anderem der Natur- und Artenschutz, Wasserschutzgebiete, das Funkfeuer in Hülschotten oder die viel diskutierten Abstandsflächen zu Wohngebieten.
Pulte und Bruse legen Schreiben Fragenkatalog bei
Dem Schreiben haben Pulte und Bruse einen Fragenkatalog beigelegt. Sie wollen u.a. wissen, wie hoch die Gesamtkosten für einen Bürgerpark ausfallen würden und ob die Wirtschaftlichkeitsberechnungen für den Bürgerpark angepasst wurden, nachdem die feste Vergütung für Windstrom ausgelaufen ist.
Zur Erinnerung: Die Stadt hatte im Jahr 2016 mit Bigge Energie und der Volksbank Bigge-Lenne besagte Gesellschaft gegründet. Vor allem, um Windräder in Eigenregie bauen und betreiben zu können und damit Einfluss auf Faktoren wie Größe und Qualität zu nehmen. „Es ist unser Wind, wir wollen daran verdienen und ausdrücklich unsere Bürger mit ins Boot nehmen“, erklärte Kämmerer Klaus Hesener bereits vor Wochen in dieser Zeitung. „Es geht darum, dass das Geld in Attendorn bleibt“, ergänzt nun Pospischil und verweist darauf, dass die Bürger Anteile erwerben könnten.
Noch keine Bauanträge in Attendorn
In dem Brief fragt Gerd Pulte auch, ob die Stadt ihre Planungen für einen Windpark auch deshalb forcieren würde, weil sie Angst vor externen Windkraftbauern habe, auf die man eben keinen Einfluss nehmen könnte.
Bürgermeister Christian Pospischil verneinte, ohne den genauen Inhalt des Schreibens zu kennen: „Es geht hier nicht um Angst, es geht um die Realität.“ Und die sehe nun einmal so aus, dass man der Windkraft substanziell Raum geben müsse. Natürlich agiere auch die Verwaltung nach dem Credo „so wenige Anlagen wie möglich, so viele wie nötig“, doch die Planungen seien insoweit wichtig, um das Steuerrad in den Händen zu halten. Noch gebe es zwar keine Bauanträge potenzieller Windkraftbauer, aber diese seien auch in Hansestadt längst unterwegs.
Geld anderweitig ausgeben
Im Sommer hatte die Stadt bekanntlich ein externes Planungsbüro mit der Erstellung eines Teilflächennutzungsplan für die Windenergie beauftragt, mit dem sie die Planungshoheit behalten könne.
Dabei sollte das Büro vor allem die Nachhaltigkeit harter Tabuzonen, also Bereiche, wo Anlagen ausgeschlossen sind, herausarbeiten. Gerd Pulte ist dieses Vorgehen ein Dorn im Auge. Er schreibt in dem Brief: „Diese Kosten verursachende Beauftragung ist zu hinterfragen. Es muss ausgeschlossen sein, dass das Planungsbüro nun nach Lösungen sucht, doch noch Potenzialflächen zu ermitteln, anstatt harte Tabukriterien herauszustellen.“ Dieses Geld, so Pulte, könne die Stadt sinnvoller einsetzen, etwa für sozialen Wohnungsbau.