Kreuztal. Große Sponsoren steigen aus: „Verärgerung über Diesel und Co. hatte damit nichts zu tun.“ DUH schreibt dennoch keine roten Zahlen
Vor Gericht ist die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erfolgreich. In mehreren NRW-Städten hat die gemeinnützige Organisation schon Fahrverbote für ältere Diesel erstritten. Die Klagewelle wurde von vielen Seiten kritisiert, Teile der CDU wollten der Organisation sogar die Gemeinnützigkeit aberkennen. Nun ist nach dem großen Geldgeber Telekom auch die Brauerei Krombacher als Sponsor (wir berichteten) ausgestiegen. Steht die Umwelthilfe nun unter finanziellen Druck? Inwiefern hat der Sponsoren-Ausstieg der Brauerei mit den Fahrverboten zu tun? Wir fragten nach.
Krombacher wollte sich nicht dazu äußern, ob sie aufgrund der Fahrverbots-Klagen ihre Unterstützung auslaufen lässt. Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, sagt hingegen auf Anfrage: „Die Verärgerung über Diesel und Co. hatte damit sicherlich nichts zu tun.“ Das Auslaufen der Unterstützung sei wohl eher auf eine Änderung der Marketingstrategie der Brauerei zurückzuführen. In einem Zeitraum von zwei Jahren habe die Brauerei etwa eine Million Euro für DUH-Projekte investiert, die sich um den Schutz des Luchses, der Fischadlers, der Eisente und der Kegelrobbe gekümmert haben. Das Projekt, an dem neben dem WWF und dem Naturschutzbund (NABU) auch die Deutsche Umwelthilfe beteiligt war, läuft nun aus. Krombacher unterstützt allerdings WWF und NABU weiter – nur eben die Umwelthilfe nicht. Müller-Kraenner: „Vor dem Projekt hat uns Krombacher aber auch nicht finanziell unterstützt.“ Im Gegensatz zur Telekom, die nach fast 20 Jahren das Sponsoring für die DUH aufkündigte, stehe hinter der Unterstützung von Krombacher keine Tradition. Trotzdem war die Millionen-Spende der Brauerei zweifelsfrei wertvoll. Zur Einordnung: Laut dem aktuellen Geschäftsbericht der DUH (für 2017) beliefen sich die Spendeneinnahmen 2016 auf insgesamt rund 8 Millionen Euro.
Aber auch die Gesamtzahl der Spenden aus der Wirtschaft ist zurückgegangen. Konnte die Umwelthilfe noch vor zwei Jahren etwa 20 Prozent des Haushaltes durch Gelder aus Unternehmensspenden finanzieren, sind es heute nur noch etwa 10 Prozent. Das liegt nicht nur am Wegfall der beiden Großsponsoren. Die Fahrverbotsklagen der DUH haben auch kleinere Förderer dazu veranlasst, ihre Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation zu überdenken.
Gelsenwasser distanziert sich
Der Trinkwasserversorger Gelsenwasser, einer der Kooperationspartner der Umwelthilfe, distanziert sich zum Beispiel deutlich von den Dieselklagen. „Zum Thema Luftreinhaltung und Dieselfahrzeuge haben Gelsenwasser und DUH keine Zusammenarbeit“, erklärt eine Sprecherin von Gelsenwasser. Der Trinkwasserversorger arbeitet seit rund drei Jahren mit der Umwelthilfe zusammen. Drei Abende zum Thema Trinkwasserschutz organisieren die beiden Partner jedes Jahr zusammen. Als Aufwandsentschädigung hat Gelsenwasser der DUH 2018 rund 14.000 Euro überwiesen. Ob die Kooperation weitergeführt wird, entscheidet sich im Januar. Im Rahmen der Gespräche will Gelsenwasser auch ihre Kritik an dem Vorgehen der Umwelthilfe zum Thema Dieselklagen ansprechen.
Trotz der Kritik von vielen Seiten hält die DUH an ihrer Strategie fest und plant weiterhin, in bundesweit 30 Städten Fahrverbote vor Gericht durchzusetzen – unter anderem in Hagen. „Ende November schicken wir die Anklageschrift heraus“, so eine Sprecherin der DUH.
Das liege auch daran, dass die Organisation laut Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner weiter keine roten Zahlen schreibt. Ein Grund dafür sei die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung. „Die Zahl der privaten Spender hat sich fast verdoppelt“, sagt Müller-Kraenner. Etwa 10 Prozent des Haushaltes habe die DUH vor zwei Jahren noch aus den Geldern von privaten Einzelspendern finanziert, aktuell seien es 20 Prozent.