Arnsberg. . Die Vollversammlung der IHK Arnsberg bestätigte Andreas Rother im Amt als Kammerpräsident. Seine Amtszeit läuft nun bis mindestens 2021.
Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Arnsberg hat Andreas Rother als Kammerpräsident bis 2021 bestätigt. Der Unternehmer aus Ense hatte dieses Amt vor einem Jahr von Ralf Kersting übernommen, nachdem der Olsberger das IHK-Gebiet unternehmerisch in Richtung Dortmund verlassen hatte.
Präsidenten wechseln, Themen bleiben. Die – analoge – Infrastruktur, also schlichtweg Verkehrsverbindungen wie Straßen und Schienennetze, sind aus Sicht einer Kammer quasi nie in optimalem Zustand. Rother erinnerte zum Auftakt der Jahresveranstaltung in Arnsberg dabei nicht einmal an den Dauerbrenner Lückenschluss A46 zwischen Hemer und Arnsberg. Wie und wann der kommt, steht nach wie vor in den Sternen, der Landesbetrieb Straßen NRW ist gerade dabei, ein neues Bürgerbeteiligungsverfahren anzustoßen.
„Von den über eintausend Landesstraßenkilometern in unserer Region sind über 60 Prozent in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand“, sagt Rother. Dass die Landesregierung nach einer medienwirksam inszenierten Fahrt des zuständigen Ministers Hendrik Wüst nun außerplanmäßig Gelder für Sanierung in Aussicht gestellt habe, lobt der Kammerpräsident.
Viel düsterer sieht es beim Thema Zukunftsinfrastruktur aus. Die zeitnahe Versorgung mit Glasfaseranschlüssen, vor allem für die Wirtschaft, mahnt Rother an. Der 58-Jährige weiß genau, wovon er redet. Seit über 30 Jahren ist er in der IT- und Softwarebranche mit seinem Unternehmen AHD unterwegs. Spitz auf Knopf steht es beim Thema Mobilfunk, also der Versorgung mit dem schnellen Standard 5G. Kommt der nicht, droht die Wirtschaft in Südwestfalen abgehängt zu werden.
Friedrich Merz präsent - in den Köpfen
Alle drei betroffenen Kammern sind sich hier einig und zu Recht gleichermaßen nervös. Im ersten Quartal des kommenden Jahres wird ein Großteil der neuen Lizenzen vergeben. Auch Rother sieht hier die drei großen Anbieter, Telekom, Vodafone und Telefonica, in der Pflicht, gerade im ländlichen Bereich zu kooperieren, um eine flächendeckende Versorgung bezahlbar zu halten. Kommen Glasfaser und 5G nicht schnell, sieht Kammerpräsident Rother „die Zukunft der Wirtschaftsregion gefährdet“. Dass Kanzleramtsminister Helge Braun die flächendeckende Versorgung als unbezahlbar darstellt, ärgert den Sauerländer ungemein: „Die Bedeutung unserer Region ist vielen nicht bewusst!“
Beiträge für 2019 werden gesenkt
Was dem Staat trotz der enormen Zuwächse bei den Steuereinnahmen allzu schwer fällt, setzt die IHK Arnsberg um: Sie senkt die Beiträge, die sich wesentlich an den Umsätzen der Unternehmer orientieren. Immerhin eine Million Euro weniger sollen die Mitglieder im kommenden Jahr berappen.
Zyniker könnten sich auf den Standpunkt stellen, dass sich die Fachkräftefrage in der Region von selbst beantwortet, bleibt Südwestfalen nur lange genug abgehängt von den Zukunftstechnologien. So weit soll es natürlich auf gar keinen Fall kommen. Im Gegenteil: „Die IHK bewegt“ lautet das Motto an diesem Abend. Und abseits der Plädoyers für bessere Infrastruktur und eine Stärkung der dualen Berufsausbildung als tragende Säule bei der Nachwuchsgewinnung, gibt es dieser Tage ein weiteres aufregendes Thema: die Kandidatur des Arnsbergers Friedrich Merz für den Bundesvorsitz der CDU. „Einem Kandidaten aus den eigenen Reihen werden natürlich die Daumen gedrückt. Ich beobachte die Bewerbung von Merz gespannt“, sagt der Unternehmer Andreas Rother. Eine offizielle Haltung der Kammer und ihres Präsidenten gibt es noch nicht. Bis zur Wahl am 7. Dezember sind es ja noch ein paar Tage. Rother ist keineswegs der einzige, den dieses Thema im prall gefüllten Veranstaltungssaal bewegt. Unter den Gästen sind auch Abgeordnete aus Europa, Bund und Land. Dafür, dass die Spannung nicht nur wegen des näherrückenden Termins steigt, sorgt der Kandidat Merz zunehmend selbst, könnte man meinen. Jedenfalls ist hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass sich auf der Strecke zum Parteitag nach Hamburg vielleicht schon der ein oder andere Fehler eingeschlichen hat. Zur Überraschung, ist Merz doch als höchst akribischer Stratege bekannt. Der 63-jährige gebürtige Briloner ist also an diesem Abend sehr präsent, obwohl er physisch abwesend bleibt.