Arnsberg/Bestwig. . Im Sauerland-Ort Nuttlar blühte der Handel mit Amphetaminen aus den Niederlanden. Drei Männer sind nun vor dem Landgericht Arnsberg angeklagt.

Im Nachkriegsdeutschland erlebte die Schieferproduktion im Sauerland-Ort Nuttlar dank des Baubooms einen Aufschwung. Zeitzeugen erinnern sich an den Poststempel mit der Aufschrift „Nuttlar – weltbekannt durch sein Schiefervorkommen“.

Anno 2018 genießt das 1500-Einwohner-Dorf im Hochsauerland offenbar weiter internationale Beachtung – zumindest in der Drogenszene. Seit Mittwoch müssen sich drei mutmaßliche Drogenhändler im Alter zwischen 21 und 29 Jahren vor dem Landgericht Arnsberg verantworten. Sie wurden in Nuttlar bei einer Amphetamin-Übergabe geschnappt. Die 5. Große Strafkammer muss klären, ob die drei einem deutsch-niederländischen Netzwerk von Amphetamin-Händlern angehört haben.

Gut gefüllte Anklagebank

Drei Angeklagte, vier Rechtsanwälte und ein Dolmetscher – die Anklagebank auf der linken Seite von Saal 3 des Landgerichts ist gut gefüllt. Auf gut gefüllte Geldbörsen hofften offenbar der Niederländer, der Amphetamine ins Sauerland gebracht haben soll, sowie die beiden in Nuttlar und Ramsbeck wohnenden Männer, die unter anderem 1,8 Kilogramm Amphetamin aus Holland mit Koffein, Alkohol und Milchpulver auf eine Menge von 5 bis 7 Kilogramm gestreckt haben und dann in Meschede und Umgebung verkauft haben sollen.

Für die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen in Hamm zählt die „häufig anzutreffende Unkenntnis der Konsumenten über Reinheitsgehalt und Zusammensetzung des jeweiligen Stoffes zu den besonderen Risiken“. Intensität und Dauer der Wirkung von Amphetaminen sowie die möglichen Nebenwirkungen seien für Konsumenten schwer einzuschätzen, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung. Der illegale Markt habe mit der Disco- und Partykultur der 90er Jahre „gravierend an Umfang“ gewonnen. Amphetamine sollen eine stark stimulierende und aufputschende Wirkung haben, gleichzeitig helfen, Müdigkeit zu unterdrücken.

Beide Angeklagte aus dem Sauerland waren u.a. wegen Besitzes von Betäubungsmitteln bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Auf dem Weg zu einem Techno-Festival waren sie mit Amphetaminen geschnappt worden. Einer der beiden gestand, seit Jahren täglich Amphetamine zu nehmen. Diese Drogen können schnell zu einer starken psychischen Abhängigkeit führen. In Untersuchungshaft habe er mit starken Entzugserscheinungen zu kämpfen, sagt er. „Dennoch geht es mir besser, ich kann klarer nachdenken.“ Der zwischenzeitliche Autohändler hat reichlich Schulden gemacht. „Ich will einen Schlussstrich mit den Drogen machen und die Vergangenheit hinter mich lassen.“

Onlinehandel blüht

Ob dieses neue Leben außerhalb einer Justizvollzugsanstalt beginnt, steht in den Sternen. In einem Verständigungsgespräch loteten die Verteidiger die Möglichkeit von Bewährungsstrafen bei Geständnissen aus. „Bestätigen sich die Anklagevorwürfe, kommt Bewährung nicht in Betracht“, so der Vorsitzende Richter Markus Jäger.

Glaubt man Statistiken des Landeskriminalamtes (LKA), könnten – wie man sieht – riskante Drogen-Lieferungen per Pkw aus den Niederlanden bald der Vergangenheit anhören. „Der Onlinehandel mit Betäubungsmitteln und der daraus resultierende Postversand von Drogen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen“, sagt LKA-Sprecher Andre Faßbender.