Ense/Düsseldorf. . Die NRW-Landesregierung schaltet sich in das Ringen um die Rettung der Kettler GmbH ein und fordert eine umgehende Entscheidung der Stiftung.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung schaltet sich in das Ringen um die Rettung des Traditionsunternehmens Kettler ein. „Wir sehen die Entwicklung bei Kettler mit größter Sorge. Um jetzt überhaupt noch eine Investorenlösung und damit den Erhalt des Unternehmens mit seinen 720 Arbeitsplätzen ermöglichen zu können, ist eine sofortige Entscheidung der Kettler-Stiftung über die Höhe des von ihr zu leistenden Beitrags zwingend erforderlich“, erklärt das NRW-Wirtschaftsministerium gegenüber dieser Redaktion.
„Wenn bis Ende der Woche keine Einigung und eine entsprechende Zwischenfinanzierung erfolgt, wird am Freitag (9. November) der Geschäftsbetrieb eingestellt und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen“, teilt die Kettler-Geschäftsführung in einem Schreiben mit. Ein letzter Anlauf, um das Traditionsunternehmen noch vor dem Aus zu bewahren.
Zwischenfinanzierung als Strohhalm
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Für Mittwoch sind vom Insolvenz-Sachwalter Horst Piepenburg die Kettler-Geschäftsführung um Olaf Bierhoff und sowohl der Vorstand der Heinz-Kettler-Stiftung, Andreas Sand, als auch das mittlerweile höchst umstrittene Stiftungs-Kuratorium mit dem früheren Kettler-Prokuristen Manfred Sauer an der Spitze zu diesem „finalen Moderationsversuch“ eingeladen.
Bis Dienstagabend stand eine Rückmeldung des Kuratoriumsvorsitzenden noch aus. „Ohne Einbeziehung des Kuratoriums erscheint eine Lösung allerdings nicht realistisch. Wir hoffen, dass letztlich im Interesse des Unternehmens alle Beteiligten doch noch zu einer kooperativen Haltung finden können“, heißt es aus dem Ministerium.
Aufsicht hält sich bedeckt
Kein Weg aus der Krise?
Seit September 2017 sucht die Kettler GmbH nach einem Finanzinvestor. Nach Unternehmensangaben scheiterte bereits im Frühjahr die Übernahme durch die Berliner CMP, den auf Mittelständler spezialsierten „Wunschinvestor“ der Geschäftsführung.
Im Mai 2018 schloss Kettler einen Übernahmevertrag mit Altera Capital (Luxemburg) unter der Voraussetzung, dass die Stiftung den Bedingungen zustimmt – was sie verweigerte.
Die Kettler GmbH stellt daraufhin am 18. Juli einen Antrag auf Insolvenz in Eigenregie, um nach einer Sanierung die Geschäfte fortführen und zumindest einen Großteil der Arbeitsplätze erhalten zu können. Seit dem 1. Oktober läuft das Verfahren unter der Regie der Geschäftsführung und des erfahrenen Insolvenzanwalts Horst Piepenburg als Sachwalter. Laut Kettler GmbH habe die Stiftung versucht, die Eigenverwaltung zu verhindern. Dies hätte eine Zerschlagung des Traditionsunternehmens bedeutet.
Das Kuratorium hat laut Kettler GmbH mittlerweile die Befugnisse des einigungswilligen Stiftungsvorstands verändert, so dass der Investor Altera Capital am 31. Oktober abspringt.
Stimmt das Stiftungskuratorium bis morgen (Donnerstag) einer Zwischenfinanzierung nicht zu, um Löhne und Gehälter weiter zahlen zu können und einem weiteren Interessenten etwas Zeit zu geben, bedeutet dies endgültig das Aus von Kettler.
Stiftungsvorstand Andreas Sand erklärte gegenüber der dieser Redaktion sofort seine Bereitschaft, an der „Rettungsrunde“ teilzunehmen. Ob das Kuratorium ebenfalls mit von der Partie sein wird, konnte selbst Sand nicht sagen. In der Stiftung herrscht seit Wochen eisiges Schweigen zwischen Vorstand und dem Kuratorium als Aufsichtsgremium.
Während der Vorstand Sand zu Zugeständnissen an den Investor bereit war – so weit es das Stiftungsrecht zuließe – blockierte das Kuratorium. Es hatte den Vorstand sogar zwischenzeitlich entlassen – bis die Stiftungsaufsicht, die Bezirksregierung Arnsberg, eingriff und den Vorstand wieder einsetzte. Aktuell hält sich die Aufsicht bedeckt. „Die Dinge müssen sich entwickeln“, erklärte ein Sprecher der Bezirksregierung gestern.
Weitere Interessenten im Gespräch
Am Mittwoch im Wirtschaftsministerium in Düsseldorf wird es darum gehen, dem Kuratoriumsvorsitzenden Sauer ins Gewissen zu reden, falls er denn auftaucht. Ohne dessen Beteiligung wird die Sitzung möglicherweise gar nicht stattfinden und damit auch nicht das Ziel erreicht werden können, der Kettler GmbH über eine Zwischenfinanzierung noch einmal Luft zu verschaffen.
Zeit, die ein möglicher neuer Investor zur Prüfung der Geschäftsdaten und zum Einstieg ins Traditionsunternehmen nutzen könnte. Nach Informationen dieser Redaktion gibt es noch weitere Interessenten, die aber aufgrund der bisherigen Entwicklung die jüngsten Zahlen noch nicht haben prüfen können.
Entscheidendes Vermögen
Die Stiftung hält nach wie vor wesentliche Vermögenswerte wie Grundstücke, Gebäude und Markenrechte für Großbritannien und die USA, ohne deren Übertragung ein Einstieg eines Investors nicht möglich zu sein scheint.
Zum Paket, das die Stiftung für Kettler schnüren müsste, gehört nach Informationen dieser Redaktion neben der Übertragung der oben genannten Markenrechte auch die Ablösung von Verbindlichkeiten der Kettler GmbH in zweistelliger Millionenhöhe.