Siegen. . Viele Menschen leiden unter Schlafstörungen. Als „Schlafonauten“ informieren die Siegener Studenten über Wege zur gelungenen Nachtruhe.
Schlechter Schlaf kann auch von Vorteil sein. Anfangs sah Fabian Dittrich das allerdings gar nicht so. Der Wirtschaftsrecht-Student fühlte sich morgens oft zerschlagen. „Das lag am Stress und an schlechten Gewohnheiten“, weiß er heute. Letztere – am Wochenende ganz anders schlafen als werktags, zu wenig Tageslicht und zu viel Smartphone – hat er abgelegt. Nach einer gründlichen Recherche über die Voraussetzungen für guten Schlaf. Die hat er sich teils im Netz ergoogelt, teils aus Büchern gezogen. Der Siegener Student aus Netphen-Deuz hat sehr viel gelesen zum Thema. Und sich dann gedacht: Das könnte ich weiter nutzen. Und anderen die Mühe ersparen, so lange zu suchen. Durch ein Internet-Angebot zum Thema Schlafen für eine junge Zielgruppe. So entstand die Seite Schlafonaut.de.
Die sieben Tipps für guten Schlaf
1. Zu festen Zeiten zu Bett gehen und aufstehen. Die innere Uhr schätzt einen regelmäßigen Rhythmus.
2. Eine Abendroutine schaffen. Zum Beispiel: To-do-Liste für den nächsten Tag schreiben (um in der Nacht nicht ins Grübeln zu kommen), dann Zähne putzen, den Schlafzug anziehen und 20 Minuten im Buch lesen.
3. Licht aussperren: Je dunkler das Schlafzimmer, desto erholsamer die Nachtruhe.
4. Blaulicht regt auf. Smartphone, Tablet und Fernseher sollten eine Stunde vor dem Schlafengehen Tabu sein; gedämpftes, warmes Licht unterstützt die Entspannung.
5. Bewegung am Tag fördert den Schlaf, Sport kurz vorm Schlafengehen bringt Körper und Geist dagegen auf Touren.
6. Kaffee schon am frühen und Alkohol vor allem am späten Abend vermeiden. Beides putscht auf.
7. Kein Mitternachtssnack: Späte Mahlzeiten liegen schwer im Magen, und der nächtliche Verdauungsprozess raubt dem Körper Energie.
Von Anfang an war der Wirtschaftsingenieur-Student Joe Sartor aus Schwerte mit im Boot. Die beiden kannten sich von der Uni. Joe hatte zwar nie Schlafprobleme, fand aber das Thema interessant. Weil er sich immer schon für Sport und Ernährung interessiert hatte und nun erfuhr, wie guter Schlaf die Leistung steigert.
Ende September 2017 ging das erste Youtube-Video an den Start. Inzwischen sind es bald 100, 54.000 Nutzer haben sie angeschaut. Den größten Erfolg – 15.000 Klicks – hatte in diesem heißen Sommer das Filmchen über Schlafen bei Hitze. Es gibt einen Blog und inzwischen auch ein Buch und das Angebot von individuellen Coachings. Was als Hobbyprojekt gestartet ist, soll mittelfristig schon Gewinn abwerfen. „Es wächst und macht Spaß“, formuliert Fabian Dittrich den aktuellen Stand.
Wenn der Arzt gefragt ist
Schön. Aber sollten Menschen mit Schlafproblemen sich nicht eher an Mediziner oder Psychologen wenden, an wirkliche Experten? „Wenn es um chronische Schlafstörungen geht und um Krankheiten, ist natürlich der Arzt gefragt“, meint Dittrich. „Wir geben uns nicht als Mediziner aus, sondern geben genau an, wo wir unser Wissen her haben.
Entscheidend ist doch, ob die Zuschauer und Leser das Gefühl haben, dass sie uns vertrauen können und glauben: ,Die Jungs haben Ahnung.’“ „Wir wollen deutlich machen, wie wichtig Schlaf ist“, sagt Joe Sartor. „Wer sich ein wenig damit beschäftigt, kann die Probleme oft mit einfachen Mitteln in den Griff bekommen.“
Gilt das denn auch für ältere Menschen, die meist größere Probleme haben als die jungen? Im Alter funktioniert manches anders. Bei Frauen ist es anders als bei Männern. Schlafvorlieben sind individuell verschieden. Kein Rezept passt für alle. Aber die beiden 26-Jährigen haben inzwischen die deutsch- und englischsprachige Literatur intus. Sie wissen: Schlafstörungen nehmen auch bei jungen Leuten zu. und: Wer oft zu wenig schläft wird krank.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben wir wegen der Umstellung von der Sommer- zur Winterzeit eine Stunde mehr Zeit zum schlafen. Eine gute Sache? Naja: „Wer sonst um 6 aufwacht, fragt sich vielleicht, was er am Sonntag um 5 machen soll“, meint Dittrich. Er ist froh, dass es mit der Umstellerei wohl bald zu Ende geht: „Das ist jedesmal ein kleiner Jetlag.“ Und welche Zeit soll dann dauerhaft gelten? „Für die Mehrheit wäre die Winterzeit wohl günstiger.“