Hagen. . Der Energieversorger Mark-E bietet ab sofort einen Digital-Stromtarif an. Kunden zahlen monatlich exakt die tatsächlich verbrauchte Strommenge.

Der regionale Energieversorger Mark-E bietet seit diesem Monat einen „Digital-Stromtarif“ für seine Kunden an und ist damit bundesweit das erste große Unternehmen, das mit dem Start-up „Fresh-Energy“ kooperiert. „So weit wie wir ist noch keiner“, versichert Mark-E-Projektleiter Tobias Polte.

Die Idee entwickelt hat das Berliner Start-up Fresh-Energy, ein Unternehmen, dass sich kurioserweise aus einer Ideenschmiede des Branchenriesen Innogy ausgegründet hat, nun aber mit den Hagenern den ersten großen Vertriebspartner gefunden hat.

App zeigt Kunden den eigenen Stromverbrauch an

Worum geht es? Zum Digital-Stromtarif gehört ein Digitalstromzähler in den vier Wänden und eine ständig vom Nutzer lernende App. „Mit Hilfe dieser App können Kunden spielerisch ihren eigenen Verbrauch beobachten“, erklärt Polte. Sie ermöglicht eine genaue Kontrolle darüber, was die einzelnen Geräte im Haushalt verbrauchen und was deren Verbrauch täglich in Eurocent kostet.

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Die App ist in der Lage, innerhalb von rund 14 Tagen anhand spezifischer Verbrauchsdaten Haushaltsgeräte kennenzulernen und zu identifizieren. Dafür sorgt ein entsprechender Algorithmus, jedenfalls bei den größeren Verbrauchern. Ein Handyladegerät oder ein W-Lan-Router fällt wegen des niedrigen Verbrauchs nicht besonders auf. Der Verbrauch von Kühlschränken, Waschmaschine, Durchlauferhitzer, Backofen oder Bügeleisen aber wird exakt ermittelt „und sekundengenau ausgelesen“, betont Mark-E-Vertriebsleiter Jan-Hendrik Funke.

Kunden zahlen monatlich exakt die verbrauchte Menge

Mit dem Stromanbieter wird beim Digitaltarif nicht mehr wie bisher üblich per Abschlagszahlung abgerechnet, sondern monatlich und exakt die tatsächlich verbrauchte Menge. Es gibt also keine Nachzahlung am Jahresende mehr und auch keinen unfreiwilliges zinsloses Darlehen für den Stromlieferanten.

Das in Berlin-Mitte ansässige Start-up Fresh-Energy kann sich für die Zukunft eine ganze Reihe von Funktionserweiterungen vorstellen. Zum Beispiel könnte – mit Einverständnis des Stromkunden – die App ermitteln, wie oft die Spülmaschine gelaufen ist und wann wieder Reinigungstabs benötigt werden. Auf Kundenwunsch werden die dann nach Hause geliefert. Ein Service, den möglicherweise auch Mark-E-Kunden in naher Zukunft in Anspruch nehmen könnten.

Mark-E spricht Kunden auf Instagram und Facebook an

Denkbar ist auch, dass Angehörige über die App benachrichtigt werden, wenn mit dem Stromverbrauch der Eltern etwas nicht stimmt, obwohl dort morgens sonst Kaffeemaschine und Toaster verlässlich in Betrieb sind. Bis hin zum Vermakeln des über die eigene Photovoltaikanlage erzeugten Stroms. Auch den Netzbetreibern könnte die digitale Erfassung der Kundenverbrauchsdaten in Zukunft helfen, um das Stromnetz leichter stabil halten zu können.

Bislang exklusives Angebot bei Mark-E

Mark-E bietet den Digitalstromtarif zunächst in Hagen, Herdecke und weiten Teilen des Märkischen Kreises an – ausgenommen Lüdenscheid. Hier startet das Angebot erst im kommenden Jahr.

Die Kilowattstunde Öko-Strom kostet im neuen Tarif mit 27,94 Cent. Die Installation des Digitalzählers ist kostenfrei. Zum Vergleich: Der Onlinestromtarif liegt bei 25,31 Eurocent bei gleichem Grundpreis von 9,24 Euro/Monat.

Die Mark-E App lässt sich bisher nur im Google Play Store herunterladen und soll laut Unternehmen in wenigen Wochen auch bei Apple erhältlich sein.

Die Mark-E schreibt in diesen Tagen rund 20 000 ausgewählte der gut 200 000 Strombestandskunden an und möchte bis Ende dieses Jahres eine „vernünftige dreistellige Zahl an Kunden“ (Polter) für den neuen Tarif gewinnen. Zielgruppe sind nicht nur, aber vor allem junge Kunden, die „den Gamification Factor“ (Funke) zu schätzen wissen und nach Einschätzung der Mark-E kein Problem mit einer Duz-Ansprache auch über „soziale Medien“ wie Facebook oder Instagram haben. Das ist in gewisser Weise ebenfalls revolutionär für ein Unternehmen in alter Stadtwerketradition.

Ziehen andere Anbieter nach?

Mark-E erhofft sich von diesem bislang einmaligen Angebot in seiner Heimatregion auch, „raus aus der Verivox-Vergleichbarkeit zu kommen“, sagt Vertriebsleiter Jan-Hendrik Funke. Wie lange dies funktioniert, wird sich zeigen. Andere Anbieter dürften bald ähnliche Angebote machen, vermutlich auch die große Innogy, wo die Idee 2016 im Innovation-Hub geboren wurde.