Hagen. Der Hobby-Gärtner macht Urlaub, denn statt der heimischen gackernden Hühner hört er: nichts. Und dann taucht auch noch ein Meuchelmörder auf.

Wenn ich mich aus dem Schlaf blinzele und zur Seite drehe, sehe ich sechs verschiedene Blumen in einem gehegten Beet, jede einzelne deckt erstaunlich viele Farbfacetten des Regenbogens ab, den ich gestern kurz vorm Zubettgehen gesehen habe. Weiter im Hintergrund ächzen die Apfel- und Birnenbäume unter ihrer schweren Last. Das Obst muss bald geerntet werden. Dann sehe ich im Ausschnitt meines Fensters noch ganz vorn eine Pflanze, die so aussieht wie eine Brennnessel – sie strahlt in einem vornehmen Rot und macht trotz ihres Auftretens insgesamt einen sehr einladenden Eindruck. Gleich will ich ausprobieren, ob sie tatsächlich nicht brennt. Gleich, wenn ich aufgewacht bin. Kann ja unmöglich mein Garten sein, den ich vom Bett aus sehe. Dann zwicke ich mich und merke: Ich träume gar nicht! Bin ja wach! Bin ja nur im Urlaub.

Natürlich kann man keine Kolumne über seinen Garten schreiben, wenn man gar nicht da ist. Das ist mir Ansporn genug. Der größte Unterschied zu hier und daheim ist – neben der imposanten Flora, der Finesse des Essens, dem badewannenwarmen Ozean, dem Sommer, der nie enden mag, der stets guten Internetverbindung und der übergroßen Lebensbejahung der meisten hier ansässigen Menschen –, also der größte Unterschied ist: Hier gibt’s kein Gegacker. Zuhause wohne ich nämlich zwischen zwei Hühnerbesitzern. Das ist schön, weil man auch in der Stadt das Gefühl von Landleben genießt. Das ist aber auch schön laut. Und zwar ganz schön früh am Tag.

Der Geräuschpegel gut gelaunter Hühner gleicht einer Autobahn

Mit diesem Geräuschpegel von gut gelaunten Hühnern verhält es sich aber wie mit dem Lärm einer Autobahn: Irgendwann gewöhnt man sich daran. Problematisch wird es nur, wenn die Dauer-Beschallung plötzlich ausbleibt. Ich nehme stark an, dass ich vor lauter Ruhe deswegen heute schon so früh wach geworden bin. Auf jeden Fall vermisse ich das Gegacker ein bisschen und hoffe, dass es dem Federvieh gut geht.

Ansonsten bislang aber keine besonderen Vorkommnisse: Nun gut, einmal dachte ich, ein Meuchelmörder stünde bei uns auf der Veranda. „Ein Stecher“, kreischte meine dreijährige Tochter, „ein Stecher!“ Adrenalingeflutet und mit einem Handkehrer bewaffnet sprintete ich nach draußen. Was meine Tochter meinte, war eine Mücke. Die war auch schon weggeflogen.

Wenn es viele Fehler in dem Text geben sollte: Wie gesagt, es ist eine Urlaubsausgabe. Meine elfmonatige Tochter ist Schuld. (Ausnahmsweise nicht die ältere, die ist nämlich im Pool.) Meine kleine Tochter sitzt nämlich auf meinem Schoß und patscht mir die ganze Zeit auf der Tatstrutr rrm.