Das Gartenjahr geht zu Ende. Schnell hat der Hobby-Gärtner noch Radieschen angesetzt. Doch was er sieht, erinnert eher an Außerirdische.
Seit zwei Jahren ist der Autor Hobbygärtner – das ist keine gute Idee. Als Sohn eines Mannes mit dem grünen Daumen, eines Großmeisters des Gärtnerns, entmutigt ihn das aber weniger als angebracht.
Wahrhaben will ich das auch nicht, das Gartenjahr aber geht zu Ende. Wenn wir ehrlich sind: Es rennt sogar. Ab Sonntag ist Herbst. Kürzlich habe ich noch hoffnungsfroh hurtig zwei Reihen Radieschen angesetzt. Statt aromatischer Knöllchen schieben sich da jetzt rotgrüne Außerirdischenfinger unter den Blättern durch den Boden. Sieht nach Herkunft Mars oder Venus aus.
Mit etwas Glück schafft es mein einsamer Hokkaido-Kürbis noch zu einer Größe, bei der man während der Zubereitung in der Küche nicht ständig lachen muss. An meine Trauben traue ich mich nicht mehr ran: Eine Verköstigung vor vier Wochen endete damit, dass meine Mundwinkel die Ohren besuchten. Mein Gesicht geriet deutlich aus den Fugen, die Biester waren unendlich sauer. Dafür aber feiere ich eine Obsternte wie noch nie. (Bei uns hingen nämlich tatsächlich noch nie Pflaumen und Mirabellen an den Bäumen.) Aber auch damit ist es jetzt vorbei.
Adios. Arrivederci. Servus, herrlicher Garten, herzallerliebster Problembereiter. Aufräumen im Garten hat für mich etwas Sentimentales, mir wird ganz blümerant. Das Kinderplanschbecken steht zusammengeklumpt im Schuppen, meine Sämereien sind gut verpackt, das Werkzeug muss ich noch säubern (selbstverständlich werde ich das auf keinen Fall bis zum kommenden März schaffen).
Eine Pflanze im vollen Saft
Fehlte nur noch das Versiegeln des mobilen Sandkastens, der auch schon einige Zeit nicht mehr von nackten Kinderfüßen heimgesucht worden war. Als wir die Abdeckung anhoben, stand da mitten im Sand eine Pflanze in vollem Saft, direkt neben zwei Plastikförmchen. Ich tippe auf eine Zuckerschote. (Was meinen Sie? Ein Video zu diesem Naturspektakel finden Sie hier: wp.de/kresse).
Jedenfalls muss meine dreijährige Tochter dort in ihrem Sandkasten irgendwann einen meiner Samen verbuddelt haben. Und der wuchs prächtig. Ihr Spiel hieß damals bestimmt „Papa-stümpert-im-Garten-ich-kann-das-viel-besser“. Hatte ich erwähnt, dass ich meine Tochter äußerst unterhaltsam finde?
Nun also ist alles abgeerntet, auch thematisch für diese Rubrik. Wie es sich gehört, gibt es zum Ende meines Gartensommers ein Fazit. Das fällt mir nicht schwer. Mein Vater lieferte mir einen passenden Sinnspruch schon vor Jahren. Damals fand ich den ganz lustig, erst jetzt aber, nach diesen langen Wochen mit meinen Knien in der Erde, begreife ich die philosophische Dimension. Mein Vater sagte: „Traue niemals jemanden ohne Unkraut im Garten!“
Ich wünsche Ihnen alles Gute und für das kommende Jahr bei Bedarf einen grünen Daumen.
Aber bitte glauben Sie mir: So nötig braucht man den gar nicht ...