Altena. . In Altena brennt der Niederwald an einem unwegsamen Steilhang. Im Boden werden zudem Reste von Weltkriegsmunition befürchtet
Ausgerechnet am bis dahin heißesten Tag dieses Jahres. Ausgerechnet am Wixberg: einem steilen, dicht bewaldeten Hang in Altena, dessen Name in Verbindung mit „Feuer“ und „Rauch“ eine ganze Feuerwehrgeneration in Altena, Iserlohn und vor allem Hemer, aufschrecken ließ. Fast auf den Tag genau 49 Jahre nach dem letzten Großbrand, der ein Todesopfer forderte, stehen dort am Donnerstagnachmittag rund 10 000 Quadratmeter Unterholz und Niederwald in Flammen.
1969 stirbt am Wixberg ein Feuerwehrmann
Die Löscharbeiten erinnern an das Jahr 1969: Am 7. August 1969, einem Donnerstag, geht der Südwesthang des Wixbergs in Flammen auf. Der Kampf gegen das Feuer kostet nicht nur die Kraft von 500 Feuerwehrleuten – sondern auch den damals 27 Jahre alten Feuerwehrmann Klaus K. aus Hemer das Leben: K. sitzt am Steuer eines Tankwagens, der in dem Steilhang 200 Meter tief abstürzt. Die sechs Mann Besatzung sind schwer verletzt; K. erliegt zwei Tage später seinen Verletzungen. Ein Ereignis, das dem Wixberg seinen unrühmlichen Ruf als gefährlichen Einsatzort einbringt, oder besser: ihn verfestigt.
Im extrem trockenen Herbst 1959 brennt es im Sauerland in vielen Waldgebieten. Am 4. Oktober reiht sich die Südwestflanke des Wixbergs ein. Damals sind es nach Behördenangaben 800 Feuerwehrleute aus Südwestfalen und dem Ruhrgebiet, die zum Löschen herbeieilen. Munitionsreste aus dem zweiten Weltkrieg lösen eine Kettenreaktion aus und lassen die Flammen haushoch auflodern. Erst am 12. Oktober ist das Feuer gelöscht.
Die Löscharbeiten dauerten gestern an und beschäftigten Feuerwehren aus dem gesamten Märkischen Kreis, aus Olpe, dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Siegen-Wittgenstein – in der Spitze bis zu 500. Am Nachmittag verschärfte sich die Lage: Die Bezirksregierung Arnsberg warnte die Einsatzkräfte eindringlich vor möglichen Resten von Weltkriegsmunition im Boden. „Wir löschen jetzt nur noch von befestigten Wegen aus“, sagte ein Feuerwehrsprecher.
Materialschlacht
Dabei ist der Kampf gegen die Flammen eh schon eine Materialschlacht, Mensch und Maschine gehen an ihre Leistungsgrenzen: Es ist ein unwegsamer Steilhang, der in Flammen steht. Das Löschwasser bringt die Feuerwehr im Pendelverkehr mit Tankwagen zur Einsatzstelle – soweit die Wagen in dem Waldgebiet, das an einer Lenneschleife steil bis auf 445 Meter ansteigt, fahren können.
„Das Feuer ist hinterlistig“, beschreibt Michael Kling, Kreisbrandmeister des Märkischen Kreises, um 21.34 Uhr den Waldbrand: „Mal lodert es hier auf, mal flammt es dort auf.“ Zu diesem Zeitpunkt löscht die Feuerwehr schon fast sieben Stunden. Aus dem Wald steigen dichte Rauchwolken auf. Weht der Wind ein bisschen mehr, nimmt der Rauch erkennbar zu. Durch den dichten Hochwald sind Flammen zu sehen. Über den Häusern im Tal, unterhalb des Waldstücks, liegt beißender Brandgeruch.
Waldboden knochentrocken
Die Feuerwehr versucht von unten, aus dem Tal, und von der Bergkuppe aus, wo die Stadtgrenze zu Iserlohn verläuft, die Flammen zu löschen. Der Einsatz eines Löschhubschraubers wird wieder verworfen: Die Wassermassen könnten auf dem knochentrockenen Waldboden nur abprallen; der Löscheffekt wäre verpufft. Eine Spezialeinheit der Feuerwehr Olpe hilft bei der Wasserbeschaffung: Sie verfügt über ein Hochleistungs-Fördersystem für Löschwasser.
5000 Liter pro Minute saugt eine Pumpe aus der Lenne und schickt es durch eine 15 Zentimeter dicke Rohrleitung über mehrere Hundert Meter zu einem von der Feuerwehr Hemer aufgebauten Bassin: Dort stillen wieder und wieder große Tanklöschfahrzeuge ihren scheinbar unstillbaren Durst und treten die Fahrt möglichst weit über Waldwege Richtung Feuer an. Von Iserlohner Seite ist eine weitere Löschwasserleitung verlegt -- über gut fünf Kilometer. Einen Trinkwasserbehälter, der laut Stadtwerke Iserlohn 290 Kubikmeter Wasser fasst, hat die Feuerwehr leer gezogen.
An der Sauerlandhalle, einer Sporthalle unterhalb des Wixbergs, hat die Feuerwehr ein Camp aufgebaut; Rotes Kreuz und andere Hilfsdienste haben ein Feldlager eingerichtet: Hier können sich die Feuerwehrleute im Wechsel ausruhen und Kraft schöpfen. Für den erneuten Einsatz – es wird in Schichten gearbeitet. Bis in den heutigen Samstag hinein.