Münster. Zwei Abiturientinnen aus Olpe haben ehrenamtlich beim Katholikentag in Münster geholfen. Wieso die beiden trotz langer Tage zufrieden sind.
Die Spätschicht beginnt um 15.30 Uhr. Der Arbeitsplatz: zwei Holzstühle, die vor einer Tür postiert sind. Darauf werden Alina Libertus und Lea Marie Wicker nun in den kommenden Stunden sitzen und die Tür bewachen. Jedem, der hindurch möchte, werden sie sagen, dass hier kein Zutritt ist. Bis 23 Uhr dauert die Schicht am Samstag – mindestens.
Achteinhalb Stunden auf diesen Stühlen ausharren? Lea Marie Wicker lächelt nur gelassen und sagt: „Ja, wahrscheinlich.“ Seit Mittwoch sind die beiden Abiturientinnen des Olper St.-Franziskus-Gymnasiums in Münster, um beim Katholikentag freiwillig mitzuarbeiten. Nun, am vierten Tag, sitzen sie also bis spätabends in der Halle Münsterland.
Lange Tage für die Abiturientinnen in Münster
Um 7 Uhr am Morgen darauf müssen sie auf dem Schlossplatz sein, um beim großen Abschlussgottesdienst zu helfen. Das heißt, spätestens um sechs Uhr aufstehen, die Sachen zusammenpacken und losfahren. Die Nacht wird also wieder kurz.
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Denn frühestens um Mitternacht werden sie sich schlafen legen können in der Schule, in der sie untergebracht sind. Wie gesagt, frühestens, denn vielleicht müssen sie vorher noch beim Ab- und Umbauen hier in der Halle helfen, so wie bereits am Donnerstagabend.
Merkel und Steinmeier verpasst
Das sei an diesem Samstag vielleicht „eine eher blöde Aufgabe“, räumt Lea Marie Wicker ein. An anderen Tagen standen sie vor den Zugängen der Halle Münsterland und haben Karten kontrolliert. Sie haben in den Sälen darauf geachtet, dass die Gäste sich nicht in die Fluchtwege setzen oder stellen. Sie haben bei großen Podiumsdiskussionen Fragekarten an die Zuschauer verteilt und wieder eingesammelt.
Leider nicht bei den Veranstaltungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, erzählen sie ein bisschen enttäuscht.
2000 Helfer sind beim Katholikentag im Einsatz
Insgesamt 2000 Helfer sind wie Alina Libertus und Lea Marie Wicker bei diesem Katholikentag in Münster im Einsatz, allein 100 davon aus dem Südsauerland: aus Olpe, Lennestadt, Attendorn und Wenden. Südwestfalen ist hier stark vertreten.
Nur aus den Bistümern Münster und Köln sind mehr Gäste angereist. Geschätzt 1000 Besucher tummeln sich täglich am Stand des Erzbistums Paderborn in der Kirchenmeile vor dem Schloss. Zum Beispiel Barbara Nebeling aus Drolshagen-Dumicke.
Katholikentag „erweitert den Horizont“
Mit ihrer Mutter und Schwester ist sie angereist, die beiden Töchter sind am Samstag noch mit dem Papa für einen Tag dazugekommen. Frauentour zum Katholikentag statt ins Wellnesswochenende.
Evangelischer Kirchentag 2019 in Dortmund
2250Dauerteilnehmer sind aus dem Erzbistum Paderborn nach Münster gekommen. Nur die Bistümer Münster und Köln haben mehr Besucher gestellt.
9Millionen Euro hat der Katholikentag gekostet.
2019indet das nächste große Ereignis in Westfalen statt: der evangelische Kirchentag in Dortmund vom 19. bis 23. Juni.
Luftmatratze in der Schule statt Hotelsuite. Das hat Tradition: Gemeinsam waren sie schon bei Katholikentagen in Leipzig, Regensburg, Mannheim. „Das erweitert den Horizont“, sagt Barbara Nebeling. „Man begegnet hier vielen offenen Menschen, die Lust haben, über ihren Glauben zu reden.“
Südwestfalen auch auf den Bühnen präsent
Nicht nur im Publikum, sondern auch auf den Bühnen ist Südwestfalen präsent. Andreas Hollstein, Bürgermeister von Altena, spricht in der barocken Clemenskirche über einen ganz persönlichen Aspekt zum
Thema Friedenssuche: über das Attentat, das im vergangenen November auf ihn verübt wurde. Peter Liese, CDU-Europabgeordneter aus Meschede, redet beim Europatag.
Viele Veranstaltungen sind ausgebucht
Beide Veranstaltungen sind am Samstag ausgebucht, wie so viele Angebote in diesen fünf Tagen.
Der Katholikentag ist mit mehr als 50 000 Dauergästen und etwa 20 000 Tagesgästen so gut besucht wie seit Langem nicht mehr, darunter sichtlich viele junge Menschen. „Es geht wieder bergauf“, freut sich Peter Liese, Mitglied des Zentralkomitees der Katholiken, über die Besucherzahlen. Er hofft, dass das auch bei künftigen Veranstaltungen so bleibt.
Stimmung ist heiter und gelassen
Lea Marie Wicker und Alina Libertus jedenfalls würden wieder mitarbeiten. Die beiden wirken am Samstag müde – aber nicht ernüchtert. Eine Besucherin bleibt stehen und fragt mit fränkischem Dialekt, wo denn der Saal sei, „wo alles so rot drin ist“.
Die beiden verstehen, was die Frau meint und erklären den Weg. Eine andere sucht die Kinderbetreuung. Die Stimmung ist so wie während der gesamten fünf Tage in der Stadt: heiter gelassen.
Einsatz am Katholikentag ist rein ehrenamtlich
Geld bekommen die beiden für ihre Arbeit hier nicht, „das ist rein ehrenamtlich“, sagt Lea Marie Wicker. Zeit, selbst Veranstaltungen zu besuchen, dem Motto „Suche Frieden“ nachzuspüren, bleibt ihnen wenig. Aber dennoch bleibt Lea Marie Wicker überzeugt: „Es ist einfach schön zu helfen.“