Hagen. . In vielen Städten Südwestfalens wird es zur WM in Russland kein öffentliches Public Viewing geben. Ein Grund sind strenge Sicherheitsvorgaben.

Sie erinnern sich? Dieser schwarz-rot-goldene Taumel im Sommer 2006. Oder 2014? Die Weltmeisterschaft in Brasilien: Tausende liegen sich in den Armen, feiern die Fußballnationalmannschaft und verwandeln das Land in ein Freudenmeer. Rudelgucken als das Gemeinschaftserlebnis schlechthin. Vorbei, vorbei.

Fünf Wochen vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft (14. Juni bis 15. Juli) in Russland ist ein Trend gewiss: Es wird lieber drinnen also zu Hause als draußen vor der Tür geguckt. Public Viewing ist Geschichte. Dafür spricht die überschaubare Zahl öffentlicher Veranstaltungen im Gegensatz zu früher.

Astoßzeiten bei der WM sind nicht zuschauerfreundlich

Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen, strenge Auflagen des Weltfußballverbandes Fifa, wenig zuschauerfreundliche Anstoßzeiten und ein Gastgeber, der als Sympathieträger wenig taugt: All das trägt zu dieser Entwicklung bei.

Wolfram Schmitz fürchtet negative Auswirkung der Weltmeisterschaft auf die Schützenfeste,
Wolfram Schmitz fürchtet negative Auswirkung der Weltmeisterschaft auf die Schützenfeste,

Besonders betroffen von der Weltmeisterschaft sind die Schützen. „20 bis 30 Vereine feiern ihr Fest, wenn die deutsche Mannschaft spielt, und sie es bis ins Finale schaffen sollte“, sagt Wolfram Schmitz, Bundesgeschäftsführer des Sauerländer Schützenbundes.

Schützenvereine verlieren Besucher an den Fußball

Dem Bund gehören 168 245 Mitglieder aus 346 Vereinen an. „Das ist sicherlich nicht optimal. Die Vereine werden Besucher und Umsatz verlieren.“ Der Aufschrei der Schützen fällt verhalten aus. „Was bleibt uns?“, fragt Schmitz rhetorisch. „Uns hat niemand gefragt. Wir müssen uns damit abfinden.“ Der 54-Jährige hofft auf Besserung bei der Weltmeisterschaft in Katar 2022. Nicht ohne Witz meint er: „Da sollen die Spiele ja wegen der Hitze nachts stattfinden.“

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Es hat wenig Sinn alle die Orte aufzuzählen, in denen es keine öffentlichen Übertragungen der Spiele gibt. Es sind so viele. Hagen, Dortmund, Soest seien an dieser Stelle genannt. Hier schauen die Fans in die Röhre.

Besser sieht es in Bad Berleburg, Lennestadt, Menden, Iserlohn und Siegen aus. Letztere Kommune hat mit der Münchner Firma Space Enterprises einen Vertrag abgeschlossen. Für 8000 Euro, so ist zu hören, hat das Unternehmen den Platz am Unteren Schloss für die Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft angemietet.

Größte Leinwand Südwestfalens steht in Iserlohn

„Noch ist das Public Viewing nicht in trockenen Tüchern“, sagt der Siegener Stadtrat Arne Fries. „Die Veranstaltung ist noch nicht genehmigt. Das ausgearbeitete Sicherheitskonzept fehlt.“ Nach seiner Einschätzung geht die Stadt kein finanzielles Risiko ein. „Das trägt der Veranstalter. Er muss sich auch, um ein Beispiel zu nennen, um die Reinigung des Platzes kümmern.“

Groß will Iserlohn mit der vermeintlich größten Leinwand Südwestfalens auf dem Gelände der Stadtwerke herauskommen: 327 Zoll und einer Bildfläche von 35 Quadratmetern. Heute will Marketingleiter Mike Kowalski mehr verraten. Probleme mit der Fifa? Kowalski verneint: „Das ist nicht unser Problem. Wir haben alles an einen Dienstleister abgetreten.“