Netphen. . Netphener Fünftklässler werden in Berlin von Bundespräsident Walter Steinmeier ausgezeichnet. Sie sind unter den Hauptpreisträgern des Eine-Welt-Wettbewerbs.
Sie fahren nach Berlin: Die Klassen 5a und 5c des Gymnasiums Netphen gehören zu den 22 Hauptpreisträgern des Wettbewerbs „Alle für eine Welt – eine Welt für alle“. Am 21. Juni werden sie im Meistersaal eine Auszeichnung aus der Hand von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier entgegennehmen.
„Kannst du das noch mal in kurz sagen?“, fragt der Mann mit der Kamera den Schüler – Marc Schweser produziert den Vier-Minuten-Film, der den Wettbewerbsbeitrag der Netphener in Berlin vorstellen wird. „Und bitte nicht in die Kamera schauen, sondern zur Lehrerin“, ermahnt Nadine Minger, die Redakteurin der Berliner Produktionsfirma. „Und – bitte!“
Vorigen Mittwoch kam der Anruf aus Berlin, jetzt am Freitag ist der Dreh. „Alles super kurzfristig“, sagt Lehrerin Ursula Wussow, die das Ruanda-Projekt „Auf Augenhöhe“ von der ehemaligen Realschule mit ans Gymnasium gebracht und zwei 5. Klassen für eine neue Runde des Austauschs mit den Kindern der Root Foundation in der Hauptstadt Kigali gewonnen hat. Nachhaltigkeit ist das Thema, konkret der Umgang mit Plastik(müll).
Austausch seit 2015
Die Klasse sieht den Film, den die Partner aus Ruanda rübergeschickt haben. „Ich finde das schön, wie die erklärt haben, dass es nicht gut ist, Plastik zu verbrennen“, sagt ein Junge. „Deshalb sind die Kühe gestorben“, fügt ein anderer hinzu. „Vielleicht auch mal ein Mädchen?“, greift die Redakteurin ein. Auch die Lehrerin ist in dem Filmstudio, in das sich das Klassenzimmer verwandelt, nicht mehr Herrin im Hause: „Könnten Sie ein bisschen was Allgemeines über Ruanda sagen?“ Ursula Wussow kann – und dabei auf die Kinder schauen und nicht in die Kamera.
Vier Stunden sind nichts für einen Vier-Minuten-Film mit so vielen Akteuren und Spielorten. Beim eiligen Gang durchs Haus geht es auch an dem Bild vorbei, das Stefanie Muke gemalt hat, den Jungen aus Kigali und das Mädchen aus Netphen auf Augenhöhe – optisches Motiv für den Austausch, der 2015 als Multimediaprojekt angefangen hat. „Wir sagen nicht spenden“, sagt Ursula Wussow, „sondern teilen.“ Das galt für alle Preise, die die Netphener bisher gewonnen haben, für den Erlös aus der Theateraufführung „Benefiz“ und nun auch für Berlin: Wer mitfährt, gibt zehn Euro. „Wenn wir Spaß haben, sollen die auch etwas davon haben.“
Spannend bis zum Schluss
Drei Tage Berlin stehen auf dem Programm, außer der Preisverleihung eine Bootstour und die Konzerte des Eine-Welt-Festivals im Admiralspalast.
Ihren Preis kennen die Netphener noch nicht. Aber sie werden unter den ersten 3 sein. Vierte waren sie schon einmal – da kam die Auszeichnung per Post.
Für die Kamera gefragt ist ein Satz über Unterschiede. Noah liefert: „Wir können hier Milch in Tüten kaufen, in Ruanda bringen sie eine Flasche mit und füllen sie auf.“ Die Fünftklässler könnten noch viel mehr erzählen. Über ihr Theaterprojekt mit dem aus Siegen stammenden Schauspieler Sebastian Kolb, das noch in diesem Schuljahr auf die Bühne kommen soll. Oder über ihren Ärger, den sie direkt mit dem Bürgermeister geteilt haben: drei Säcke Plastikmüll von 500 Metern Siegufer. Aber dafür reicht die Zeit nicht. Der Dreh-Vormittag, ganz ohne große Pause, ist schon vorbei. „Das war härteste Arbeit“, sagt Ursula Wussow, „für alle Beteiligten“.
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