Wilnsdorf. . Archäologen haben vor zwei Jahren die älteste unter Tage betriebene Dampfmaschine des Siegerlands im Grundstollen Landeskrone gefunden.
Vor dem Beginn der A 45-Sanierung kamen die Archäologen: Vor zwei Jahren entdeckten sie im Tiefen Grundstollen Landeskrone, in 80 Metern Tiefe, die Maschinenhalle der ältesten unter Tage betriebene Dampfmaschine des Siegerlands. 1852 wurde sie in Betrieb genommen. Für die Archäologen sind die Grube Landeskrone und das Bergbaugebiet Ratzenscheid überregional bedeutende Zeugen für den frühen Abbau von Erzen. Eine Forschungskooperation unter Beteiligung der Archäologie für Westfalen des Landschaftsvebands (LWL) hat das Gebiet erforscht. Die Ergebnisse präsentierten die Wissenschaftler jetzt in Wilnsdorf.
Das Berggeschrey
Rund 50 Besucher kamen in den gut gefüllten Vortragssaal des Museums. Bürgermeisterin Christa Schuppler und Thomas Kettner vom Verein für Siegerländer Bergbau eröffneten das „Berggeschrey“ – so der von den Bergleuten einst für Neuigkeiten bei Erzfunden verwendete Begriff, der heute für die Tagungen zu berggeschichtlichen Themen steht. „Wir sind der Gemeinde und dem Museum Wilnsdorf für ihre großzügige Unterstützung der Veranstaltung sehr dankbar“, sagte Dr. Manuel Zeiler, Archäologe beim Landschaftsverband.
Entwässerungsstollen auf dem Ratzenscheid
Auch das mittelalterliche Areal auf dem Ratzenscheid hatten die Archäologen untersucht. Hierzu wurde ein mehrere hundert Meter langer Stollen zur Entwässerung angelegt, der durch seine Länge überregional von Bedeutung ist.
Stefan Hucko vom Verein für Siegerländer Bergbau gab einen Überblick über die frühe Geschichte der Grube Landeskrone im Spiegel schriftlicher Überlieferung. Im 19. Jahrhundert erlebte die Grube Landeskrone ihre kurze Blüte. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Bergwerk stillgelegt, da sich die Förderung nicht mehr lohnte.
Die Entdeckungen
Die Maschinenhalle: Dr. Manuel Zeiler stellte einen Rekonstruktionsvorschlag zum Aussehen der Dampfmaschine und der Fördereinrichtungen vor. „Zu unserer Überraschung stellten wir außerdem fest, dass die Maschinenhalle eigentlich viel prächtiger gebaut werden sollte“, sagte Zeiler. Ursprünglich war offenbar eine Halle mit flachen Rundbögen geplant, die auf verzierten Buntsandsteinpfeilern ruhen sollten. Wegen statischer Probleme konnte diese Planung aber nicht umgesetzt werden. Die aufwändige Dokumentation der Maschinenhalle erläuterte Dipl.-Ing. Gero Steffens vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum. Aus mehreren tausend Einzelfotos entstand ein digitales 3D-Modell.
Die Schubkarre: Von 2015 bis 2017 hatten Forscher die Grube Landeskrone und das Montanareal Ratzenscheid untersucht, wo bereits im 13. Jahrhundert Silber gefördert wurde. Bemerkenswert fanden sie, dass die Bergleute im 19. Jahrhundert in die Abbaustellen des Mittelalters vordrangen. Meinhard Weber vom Verein für Siegerländer Bergbau stellte eine besondere Entdeckung vor: eine Schubkarre mit Wasserflasche und Lampenölflasche, die die Bergleute stehen ließen und vergaßen.