Lennestadt. . Das Unternehmen Tracto Technik hat sich auf Verfahren für den grabenlosen Leitungsbau spezialisiert. Mit eigenem Testgelände in Lennestadt
Der Kompressor hat schwer zu ackern. Er muss Druck aufbauen. Mächtig Druck. Für die Erdrakete. Ein Stück Stahl, das wie ein Kugelschreiber im XXL-Format ausschaut, an dessen Kopf ein schwarzer Schlauch angeschlossen ist. Das glänzende Metall schiebt sich, Stück für Stück, vom Druckluftkompressor unerbittlich angetrieben in und schließlich durchs Erdreich. – Rohrleitungen zu verlegen ohne Gräben aufzuschütten oder Gruben auszuheben, auf dieses Verfahren hat sich Tracto Technik verlegt. Mit ihrer Hausmesse lockt der Mittelständler dieser Tage um die 600 Besucher aus 50 Ländern an den Stammsitz in Lennestadt.
Warum Gräben aufreißen, wenn es bessere Lösungen gibt? Das ist die Kernfrage, auf die Tracto Technik mit ihrer Hausmesse Antworten gibt. Ganz praktisch. Wobei Hausmesse ebenso untertrieben ist, wie das Unternehmen als Maschinenbauer zu bezeichnen.
Bis zu vier Meter Durchmesser
Tracto Technik – einer der 150 Weltmarktführer aus Südwestfalen – fertig Spezialgeräte und Softwarelösungen für den grabenlosen Leitungsbau. Dabei werden die Bohrköpfe durch Druckluft, hydraulisch oder elektrisch, also mit Strom, an- und unterirdisch vorgetrieben. Unter Straßen, Gleisanlagen, Unterführungen oder sogar Schifffahrtskanäle durch. Das gelingt vom wenige Zentimeter dicken Kabel für den Glasfaser-Hausanschluss „bis zu einem Rohrdurchmesser von vier Metern“, sagt Geschäftsführer Tim Hoffmeister. Bei der Theorie bleibt es derzeit nicht: Mit ihrer Hausmesse führt Tracto Technik die unterschiedlichen Verfahren und Anwendungszwecke vor. Auf dem firmeneigenen Testgelände, unweit des Stammsitzes im Lennestädter Ortsteil Saalhausen.
Auf der grünen Wiese, im Tal der Lenne, die dort noch auf dem Weg ist, ein Fluss zu werden, steht eine kleine Zeltstadt. Für Vorträge. Für Vorführungen. Als Treffpunkte. Dazu: Der Kompressor, dessen orange Haube im Sonnenlicht glänzt. Dazu schweres Gerät in Tracto-Technik-Blau. „Die stärkste Maschine hat eine Zug- und Druckkraft von 180 Tonnen“, erklärt Marketing-Direktor Burkhard Rarbach. Mit dieser Power treibt die Maschine den Bohrmeißel auch durch harten Fels. „Sämtliche Maschinen und Verfahren führen wir hier vor“, begründet Marketing-Direktor Burkhard Rarbach den Aufwand der Hausmesse („Hand-on-Days“). Der zweite Vorteil: „Anders als auf großen Messen sind hier nur Produkte von Tracto Technik zu sehen“. Also keine Konkurrenz.
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Das Ziel, das das Unternehmen dabei verfolgt: Die grabenlose Technik (noch) bekannter zu machen. Bei Tiefbauunternehmen, bei Strom-, Gas- und Wassernetzbetreibern, also bei Energieversorgern, und auch bei Kommunen. Denn: Sie sind es, die Baumaßnahmen planen und Aufträge vergeben. Und vermehrt auf die unterirdische Technik als „intelligente Variante“ setzen sollen. „Menschen und Maschinen zusammenführen“ – so beschreiben Hoffmeister und Rarbach die Hausmesse.
„Je höher der Lebensstandard in einem Land, desto wichtigster ist der Markt für uns“, sagt Tim Hoffmeister. Zwar macht das Unternehmen 60 Prozent seines Umsatzes „im internationalen Geschäft“, aber: „Deutschland ist der wichtigste Einzel- und Heimatmarkt“.
In Deutschland füllt die von der Politik ausgerufene Aufholjagd bei der Digitalisierung des Landes die Auftragsbücher von Tracto Technik. Stichwort: Ausbau des Glasfasernetzes für ein flächendeckend schnelles Internet. In anderen Ländern und Märkten, etwa in Schweden, sei es mehr die Verlegung von Stromleitungen, die das Geschäft der Lennestädter beflügeln. Dazu gehört auch der Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge: Schließlich müssen die Säulen ans Stromnetz angeschlossen werden. Wenn es nach Tracto Technik geht, unterirdisch.