Hagen. . Ausländerbehörde sieht keinen Grund, acht Iraker festzusetzen, die am Vortag aus einem Lkw befreit wurden. Jetzt sind sie wohl wieder unterwegs.
Sie sind schon wieder unterwegs. Die acht Flüchtlinge, die auf der A1-Raststätte Lichtendorf aus einem Kühltransporter gerettet wurden, sind offenbar weitergezogen.
Die Flüchtlinge aus dem Irak wollten in Deutschland kein Asyl beantragen, sondern weiter nach Großbritannien reisen, erklärte eine Sprecherin der Ausländerbehörde des Kreises Unna. Einen Grund für eine Verhaftung habe es nicht gegeben, so die Sprecherin weiter. Die acht Menschen seien zwar ohne Papiere und Visa illegal nach Deutschland eingereist, „aber das ist noch kein Grund sie wegzusperren“. Die Verhältnismäßigkeit müsse gewahrt werden. „Wir leben in einem Rechtsstaat.“
Nach eigenen Angaben waren die acht aus dem Irak über die Türkei nach Frankreich geflohen und von dort aus ungewollt nach Deutschland gelangt. Zurück nach Frankreich habe man sie aber nicht schicken können, weil sie dort keinen Asylantrag gestellt hatten und nicht erfasst waren, heißt es weiter aus der Ausländerbehörde. Da sie keine Papiere dabei hatten, könne man sie auch nicht einfach in den Irak abschieben, so die Sprecherin weiter.
Am Montag hatte die Polizei die acht Flüchtlinge in Lichtendorf aus einem Lastwagen aus Litauen befreit. Mehrere Stunden hatten sie dort in dem gekühlten Laderaum bei 5 Grad gehockt. Nachdem der Sauerstoff in dem Laderaum knapp geworden war, machten sie sich durch Klopfgeräusche bemerkbar. Bei der Vernehmung durch die Polizei gaben sie an, dass ihnen Schlepper in Nordfrankreich in den Lkw geholfen hatten – ohne Wissen des Fahrers aus Litauen. Ihr eigentliches Ziel war Großbritannien, der Lkw war aber unterwegs nach Hamburg.
Kriminelle Energie
Die Polizei nahm die Fingerabdrücke der Flüchtlinge und ihre Angaben zu Personalien auf. Beides sei nun in einer europaweiten Datenbank gespeichert, so die Sprecherin der Ausländerbehörde weiter. Den acht Menschen bot man am Montagabend eine Übernachtungshilfe an, die die Flüchtlinge aber ausschlugen. „Irgendwann sind sie dann einfach gegangen“, so eine Sprecherin der Kreispolizei Unna. Wo sie nun sind, wie es ihnen geht, ist ungewiss.
Menschen unbemerkt in Kühllaster schmuggeln, das sei möglich, „aber es gehört schon viel kriminelle Energie von Schleuserbanden dazu“, so Benedikt Althaus vom Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW. Für seine Organisation allerdings nichts Ungewöhnliches: Drei Verbandsmitglieder, die schwerpunktmäßig Transporte nach England fuhren, hätten mittlerweile aufgegeben, weil sich auf dem Weg nach Dover immer wieder Flüchtlinge eingeschmuggelt hätten. Der Ärger bei der Ankunft in Dover, Gerichtsverfahren, vorübergehend stillgelegte Lkw – „die Unternehmer haben einfach keine Fahrer mehr gefunden“, so Althaus.