Arnsberg/Hagen. . Regierungspräsident Hans-Josef Vogel will die Region zum Lernort entwickeln. Nicht Technik, sondern Geisteshaltungen für Zukunft entscheidend.

Die Welt dreht sich so schnell, da soll wenigstens Zuhause alles bleiben, wie es war. Doch ist das Morgen ohne Veränderung denkbar? Und wie viel Wandel braucht oder verträgt eine Region? Das sind die Fragen, die sich zehn junge Fotografen im Auftrag unserer Zeitung bei dem Kunst-Projekt „Die andere Sicht“ gestellt haben. Die Ergebnisse sind jetzt im Osthaus-Museum in Hagen zu sehen. Hans-Josef Vogel hat die Ausstellung Freitag Abend eröffnet. Aus diesem Anlass spricht der Regierungspräsident im Interview über das Spannungsfeld von Heimat und Zukunft.

Mal ganz privat: Gefallen Ihnen die Bilder der jungen Fotografen?

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Es ist ein klassisches fotografisches Projekt mit ungewöhnlichen Perspektiven, eine künstlerische Recherche zu Südwestfalen. Es ist kein repräsentatives Abbild, und das ist gut so. Denn es ist wichtig für die Kunst, nicht nur bequeme Bilder zu produzieren, sondern auch Reibung und Risiko zu suchen. „Die andere Sicht“ fordert ein anderes Sehen und Denken, das wir benötigen, um auf Herausforderungen und Veränderungsprozesse der Zukunft reagieren zu können.

Südwestfalen gehört zu den drei Top-Industrieregionen Deutschlands. Trotzdem wollen die jungen Leute bei uns nicht leben, sondern ziehen in die Großstädte. Warum?

WP-Fotoausstellung "Die andere Sicht"

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Die Regionalforscher sagen, dass es sich dabei um ein Phänomen handelt, das sie vor ein Rätsel stellt. Südwestfalen ist eine total spannende Region. Aber das Problem ist das Image. Es kommen nur Leute, die die Region bereits kennen. Was fehlt uns? Ist es doch eine fehlende Offenheit?

Welche Aspekte machen denn eine zukunftsfähige Region aus?

In der Literatur werden für progressive Regionen meistens folgende Aspekte genannt: Impulshafte Architekturen, Offenheit nach Außen, Geschichtsbewusstsein: Jeder Ort hat seine Geschichte, und Selbstbewusstsein: Heimat darf nicht ausschließen, sondern muss einladen. Was machen wir also mit den Klischees über die Region? Ich glaube, dass die Antwort nicht nur eine Marketingfrage ist. Wir müssen deutlich machen, dass wir global aufgestellt sind. Aber das ist noch nicht die Antwort auf die regionale Frage, das Problem haben andere Regionen ja auch. Es kommt heute nicht mehr auf die Räume an, Stadt oder Land. Stadt, das bedeutet zuallererst städtisches Denken.

Das bringt uns zur Kultur. Wie viel Kultur braucht Heimat, wie viel Kultur braucht die Zukunft?

Die Fragen, die wir uns stellen, sind Fragen nach Geisteshaltungen, nach Offenheit. Das sind kulturelle Leistungen, die kann ich nicht einkaufen. Immaterielles Wachstum ist die Voraussetzung für Wirtschaftskraft. Dazu zähle ich auch den Umgang mit künstlerischen Recherchen, weil die eine andere Sprache haben und uns damit weiterbringen. Das wird in der Ausstellung deutlich.

Fotografische Recherche zum Strukturwandel

Die Ausstellung „Die andere Sicht“ zeigt eine fotografische Recherche zum Strukturwandel in Südwestfalen durch zehn Studierende der Hochschule für Künste Bremen.

Sie ist bis zum 27. Mai im Osthaus-Museum Hagen zu sehen. Am 4. April und am 2. Mai gibt es abendliche Kuratorenführungen mit dem Fotografen Prof. Peter Bialobrzeski.

Und doch sparen die Kommunen bei der Kultur derzeit am liebsten.

Wir brauchen mehr kulturelle Leistungen, mehr andere Sichtweisen. Die Digitalisierung schafft Neues, für das wir noch gar keinen Namen haben. Da können uns Kunst und Kultur helfen, diese Prozesse zu verstehen, und das ist wichtig für eine Zukunftsregion. Veränderung ist eine kulturelle Leistung. Menschen müssen sich auf neue Gegebenheiten einstellen. Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind ja kulturelle Leistungen. Eine Zukunftsregion ist immer eine lernende Region.

Wenn die Rechtspopulisten von Heimat sprechen, ist damit allerdings das Gegenteil von Veränderung gemeint. Wie verträgt sich Heimat mit Zukunft?

Heimat vermittelt Sicherheit. Hier bin ich Zuhause. Aber der Heimatbegriff muss gekoppelt werden mit einem offenen Horizont, der auch einlädt, etwas Neues zu machen. Man darf nicht darin steckenbleiben. Wo ist man Zuhause? Das sind die alten Fragen. Die Antworten müssen neu gefunden werden. Wie schaffen wir Zusammenhalt? Wie gehen wir mit Technik um? Einer Region muss es gelingen, beides zu integrieren, das Beharren und die Veränderung. Wenn die Heimat zu Neuem einlädt, dann wird sie eine Zukunftsregion.

Was wünschen Sie sich persönlich für Südwestfalen?

Wir brauchen Experimentierräume. Wir brauchen eine Suchbewegung. Wir brauchen Lernplattformen. Die Zukunft der südwestfälischen Region liegt in diesen Experimentierräumen. Wir brauchen Begegnungen, und das ist die Frage: Wie ermöglichen wir diese Begegnungen? Für Südwestfalen muss es uns gelingen, diese Begegnungen zu fördern, das bedeutet nicht nur Leuchttürme und Projekte, das bedeutet ganz konkret, Leute zu uns hereinzuholen. Alle reden von der Digitalisierung und meinen die Hardware. Aber die Hardware ist völlig uninteressant. Es geht um die neuen Sichtweisen, die Verknüpfungen. Die Konsequenz dieser Ausstellung „Die andere Sicht“ ist: Es kommt auf den Menschen an, auf den Einzelnen.