Lüdenscheid. . Der Lüdenscheider Automobilzulieferer Kostal will 330 Stellen in der Produktion im Märkischen Kreis streichen, weil die Kosten zu hoch seien.

Wird der Standort Deutschland für die Automobilindustrie allmählich tatsächlich zu teuer? Das Lüdenscheider Unternehmen Kostal, mit rund 18 000 Beschäftigten weltweit einer der größten heimischen Zulieferer, hat beschlossen, an den Standorten Lüdenscheid, Meinerzhagen und Halver 330 Arbeitsplätze in der Großserien-Produktion im Bereich Automobil-Elektronik abzubauen. „Die Großserien-Produktion am Standort Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig“, teilt das Unternehmen mit.

Betriebsrat nicht eingebunden

Stattdessen soll hierzulande in Zukunft verstärkt auf Forschung und Entwicklung gesetzt werden, heißt es weiter. Eine Entscheidung, die wie das Lüdenscheider Unternehmen möglicherweise auch andere treffen könnten. In jüngerer Vergangenheit hatte Arndt Günter Kirchhoff, Präsident von Unternehmer NRW und selbst Chef der Kirchhoff-Gruppe, sich dahingehend geäußert, dass in Deutschland vor allem hoch und höchst qualifizierte Arbeitsplätze eine Zukunft haben dürften. Mittlerweile haben viele große Zulieferer aus Südwestfalen weltweit eigene Produktionen in China, Mittel- oder Südamerika sowie Südost - und Osteuropa, nicht nur, weil dies die Hersteller verlangen, sondern auch, weil die Produktionskosten dort geringer sind.

Das Unternehmen Kostal aus Lüdenscheid lässt die Belegschaft bislang noch im Ungewissen, ab wann welche Produktlinien an welchen Standorten auslaufen werden. „Wir haben für bestimmte Produkte keine Folgeaufträge in Deutschland, weil die Kosten zu hoch sind“, erklärte Kostalsprecher Georg Exler auf Anfrage der WESTFALENPOST. In Großserie gefertigt werden zum Beispiel Lenkradschalterkombinationen.

Familiengeführtes Unternehmen in vierter Generation

Das Unternehmen Kostal wurde im Jahr 1912 in Lüdenscheid gegründet und wird heute in der vierten Generation als Familienunternehmen von Andreas Kostal geführt.

An 46 Standorten in 21 Ländern sind insgesamt rund 18 000 Mitarbeiter beschäftigt. Kostal gehört zu den Top 100 Automobilzulieferern weltweit mit einem Jahresumsatz von rund 2,3 Milliarden Euro.

Zu den Innovationen gehören nach eigenen Angaben unter anderem die Erfindung der Lichthupe, des Regensensors oder des Einklemmschutzes für Fensterheber.

Zur Kostal-Gruppe gehört auch der Bereich Industrie Elektrik mit einem Standort in Hagen mit rund 300 Beschäftigten. Hier werden u. a. Produkte für die Photovoltaikbranche entwickelt und produziert.

Der Betriebsrat war in die Entscheidung der Geschäftsführung nach eigenen Angaben nicht eingebunden und sei erst am Donnerstag kurz vor den Beschäftigten und aus seiner Sicht „unzureichend“ informiert worden. Von der Härte der Entscheidung, also dass 330 Arbeitsplätze betroffen sein sollen, erfuhr die Belegschaft durch die Geschäftsführung. „Dies ist in der über einhundertjährigen Geschichte sicher eine der folgenreichsten und härtesten Entscheidungen für unsere Mitarbeiter und das Unternehmen. Wir sind uns der Tragweite dieser Entscheidung bewusst“, erklärte der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Kostal. Die Arbeitsplätze in der Serienproduktion abzubauen, sei notwendig „für eine langfristige Sicherung des Gesamtunternehmens und die Wettbewerbsfähigkeit unserer deutschen Standorte“, so Andreas Kostal weiter.

Keine Standortschließung

In Lüdenscheid sind aktuell rund 2500 Mitarbeiter beschäftigt, in Halver und Meinerzhagen zusammen etwa 400, erklärte Kostalsprecher Exler. Er versichert, dass alle Standorte erhalten bleiben sollen. In Lüdenscheid soll auf freiwerdenden Produktionsflächen künftig demnach eine Musterfabrik gebaut werden, in der Kleinstserien gebaut und getestet werden sollen, um sie dann schließlich an Produktionsstandorten wie China in Großserie zu fertigen.